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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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dem Fleischberg über uns ausging. Das Zeug schüttelte sich mit immer größerer Heftigkeit, als wollte es sich befreien.
    Natürlich wollte es sich befreien! Da war es nun, abrupt zu einer riesigen Masse lebenden Gewebes erwacht – ohne Augen oder Nase oder Ohren, ohne jede Möglichkeit festzustellen, wo es sich befand oder was es dort zu suchen hatte. Also tat es das einzige, was es konnte, es kämpfte sich den Weg mit Gewalt frei. Wenn man mir die Augen verbunden, die Ohren zugestopft und mich gefesselt hätte, würde ich auch um mich schlagen!
    Schnee prasselte über die Schneegrenze hinweg in die Tiefe, d i rekt auf uns zu. Das bebende Fleisch hatte eine Lawine ausgelöst! Es war zwar nicht genügend Schnee, um wirkliches Unheil anz u richten, dennoch war mir die Sache nicht geheuer. Und tatsächlich, schon bald lösten sich Felsbrocken unterhalb der Fleischzone und begannen, auf uns zuzurollen. Die konnten nun wirklich Unheil anrichten!
    »Ich glaube, das hier ist vielleicht nicht gerade der günstigste L a gerplatz für uns«, meinte ich zu Pook.
    Er stimmte mir zu. Ich saß auf, und wir setzten unseren Abstieg fort.
    Doch inzwischen wurde es wieder dunkel, und der Befreiung s kampf des Berges verschärfte sich. Er erschütterte das ganze Fi r mament, worauf ein Stern aus seiner Fassung fiel und ganz in der Nähe mit feurigem Schweif über den Himmel stürzte, das trockene Buschwerk in Brand setzend. Noch mehr Ärger!
    Wieder erbebte der Berg und schüttelte das Firmament durch. Immer mehr Sterne fielen herab und lösten weitere Brände aus. Schon bald gab es einige recht große Brände, und wir konnten den Rauch riechen. Andererseits konnten wir unser Tempo nicht b e schleunigen, denn im düsteren Licht war das Gehen heimtückisch, und außerdem mußten wir ständig Ausschau nach herabprassel n den Felsbrocken halten.
    Der Berggipfel gab einen Rülpser von sich. Eine Gasmasse platzte hervor und befleckte den Himmel. Mehrere Sterne bega n nen zu husten, und ein Komet mußte derart heftig niesen, daß er seinen Schweif verlor. Schlimm, schlimm!
    Wir bewegten uns so schnell davon, wie wir nur konnten, aber das war eine nervenaufreibende Angelegenheit, rechts und links brannten Feuer, von oben rollten Felsbrocken auf uns herab, und am nächtlichen Himmel hingen Wolken aus dem Darmgas des Berges. Die Szene glich gefährlich dem Bild, das ich mir von der Hölle gemacht hatte, und ich war keineswegs begierig, mich hier noch länger aufzuhalten.
    Die Verwandlung des Gesteins in Fleisch hatte den Schnee nicht wirklich geschmolzen. Anscheinend war es kaltes Fleisch. Doch das Feuer, das nun den Hang emporloderte, erhitzte den oberen Teil des Berges, so daß nun von der Schneegrenze Wassermassen in die Tiefe hinabstürzten.
    Dann gerieten wir in eine Sackgasse. Vor uns ragte der Fels kli p pensteil in die Höhe, während uns die Brände seitlich den Fluch t weg abschnitten. Den Berg wollten wir nicht mehr emporsteigen, doch andererseits durften wir auch nicht stehenbleiben. Hinter uns hörten wir das immer lauter werdende Säuseln rauschenden Wa s sers. Wenn das so weiterging, würden wir gleich als Teil des Wa s serfalls gegen die Klippe gespült werden!
    Persönliche Gefährdung hat etwas an sich, das meine mir ang e borene Schläue anstachelt. »Umleitung!« rief ich. Fragend stellte Pook ein Ohr in meine Richtung. Möglicherweise fürchtete er, daß ich das bißchen Verstand, das ich hatte, nun auch noch einbüßte. »Ich zeig‘ es dir!«
    Ich saß ab und kletterte dicht am Feuer zur Seite. Mit dem Stiefel grub ich einen Kanal in den Boden und bahnte mir mit meinem Schwert hackend einen Weg durchs Strauchwerk. Für meinen K a nal nutzte ich alle natürlichen Gegebenheiten, so daß er zwar nicht gerade verlief, dafür aber einigermaßen tief war. Pook war ve r blüfft, half mir aber dabei, eine kleine Felsblockade zu überwinden, indem er sie mit einem Huf zertrümmerte.
    Natürlich mußten wir unbedingt auf einen tief eingegrabenen Felsbrocken stoßen, der zu groß war, um ihn zu überrunden oder ihn auszuheben! Nun war die Zeit für meine Reserveausrüstung gekommen. Mit dem Schwert bohrte ich ein Loch in den Boden und ließ eine Kirschbombe hineinfallen. Die Explosion erzeugte ein noch viel größeres Loch. In dieses warf ich eine Ananas und ging sofort in Deckung.
    Diesmal riß die Explosion den oberen Teil des Felsbrockens fort. Nun war mein Kanal komplett. Ich mußte ihn lediglich an jenen Stellen etwas

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