Ritter-Geist
Säge munter an meinen Zehen he r ummachte. Ich hatte meine Stiefel ausgezogen, um meine stinke n den Füße zu lüften – Barbarenfüße können ziemlich schlimm we r den, wenn sie länger gefangengehalten werden, und wenn der G e stank so schlimm wird, daß er anfängt zu drücken, muß man ihn herauslassen –, deshalb waren sie jetzt auch angreifbar. »Laß mich in Frieden, du Scheusal«, fauchte ich, grabschte nach meinen Sti e feln und schlug damit auf ihn ein.
Der Fisch tauchte unter. Mein Stiefel berührte den Wasserrand – und blieb daran kleben. Nun wußte ich zwar, daß Stiefel ziemlich klebrig werden können, aber an Wasser hatten sie sich bisher noch nie geheftet! Ich riß an dem Stiefel – und mußte feststellen, daß irgend etwas die Spitze umklammert hielt. Als ich noch fester da r an riß, kam das ganze Ding aus dem Wasser, und ich sah, daß es aus einer breiten, riesigen Klammer bestand. »Was ist das denn?« wollte ich wissen.
»Eine Miesmachmuschel natürlich«, erwiderte der andere Fisch.
»Und wie kriege ich die von meinem Stiefel weg?«
»Na ja, vor Seesternen fürchtet sie sich…«
Ich sah zum dunklen Himmel empor. Dort war wirklich ein Stern in Gestalt eines Fisches zu sehen, doch leider außer Reic h weite. Manche Seesterne schimmern hell im Wasser, während a n dere am Nachthimmel umherschweben. Ich vermute, daß es dort oben genug Wasser für sie gibt. Doch inzwischen war meine tier i sche Schläue in Aktion getreten. »Laß los, Miesmachmuschel, sonst hole ich den Seestern dort oben«, drohte ich.
Sofort ließ die Miesmachmuschel meinen Stiefel fahren und ve r sank wieder im Wasser. Ich hatte sie geblufft.
»Du hättest sie lieber essen sollen«, meinte der andere Fisch. »Und den Sägefisch auch.«
»Das hätte ihnen aber wahrscheinlich gar nicht gefallen«, meinte ich.
»Wen kümmert das schon, was denen gefällt? Die zählen doch nicht! Das einzige was zählt, ist die Nummer Eins!«
Meine Stirn legte sich in Falten. »Was bist du denn für ein Fisch?«
»Ich dachte schon, du würdest mich nie danach fragen. Ich bin natürlich ein Egofisch.«
»Ein Egofisch?«
»Ja, ganz egofischtisch – so bin ich eben. Nur keine Sorgen um das Wohlergehen anderer machen.«
»Hör nicht auf ihn!« rief der Engelfisch mir zu und blieb im Flug stehen. Doch da war auch schon der Teufelsfisch nahe. Er schlang seine Flossen um den zitternden Leib der Fischdame und warf sie, trotz ihrer erbitterten Gegenwehr, nieder. Gemeinsam verschwa n den die beiden unter der Wasseroberfläche, und nur ihr kleiner Heiligenschein blieb oben schweben.
»Der war schon immer hinter einem solchen Engelchen her«, meinte der Egofisch hämisch. »Den Heiligenschein wird sie nicht mehr brauchen – nicht nachdem er sie genügend kompromittiert hat.«
Ich war erzürnt über das Schicksal der Engelfischin. »Irgend e t was an deiner Einstellung finde ich fischig«, meinte ich. Ich fischte den Heiligenschein aus dem Wasser, doch er löste sich zwischen meinen Fingern auf. Heiligenscheine waren nichts für solche, wie ich einer bin.
»Du bist ein Narr«, sagte der Egofisch vernichtend und schwamm davon.
»Das bin ich tatsächlich«, meinte ich halblaut. Leute wie ich wu r den immer zum Opfer von skrupellosen, gerissenen Gegnern wie dem Magier Yang, genau wie die Engelfischin von dem Teufel s fisch vergewaltigt worden war. Und dennoch stand mir irgendwie nicht der Sinn danach, mit den offensichtlichen Siegern zu ta u schen. Irgendwie verstand ich ja meine Einstellung selbst nicht so richtig, aber so war ich eben: einfach nur ein unwissender Barbar.
Unzufrieden schlief ich ein.
Am nächsten Tag verließen wir das Eiland und machten uns wi e der auf den Weg. Pook führte mich in einen Wald hinein, dessen Bäume eine wahre Mauer aus Grün bildeten, jedoch keine durc h gehende, so daß wir keine Schwierigkeiten hatten, voranzuko m men, gefährliche Tiere schien es hier auch nicht zu geben. Zwar fühlten wir uns ziemlich beengt, aber das war immer noch besser, als einen schneebedeckten Berggipfel erklimmen zu müssen.
Dann hörte ich ein Summen. Das Geräusch gefiel mir nicht, und auch Pook wedelte nervös mit dem Schweif. Pferde neigen dazu, Summen jeglicher Art nicht zu mögen, doch manches Summen ist schlimmer als anderes, und dies hier war ein böses Summen. Das Geräusch wurde immer lauter, und schließlich zeigte sich auch, woher es stammte – ein Schwarm riesiger Fliegen nahte.
Ich sprach einen
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