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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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davonspazieren! Einen Mangel an Schlauheit hatte sie durch ihr dämonisches Erbe auf jeden Fall nicht erlitten.
    Nun, dieses Spiel konnten auch zwei spielen. Ich beendete meine Mahlzeit aus Nüssen, dann kletterte ich selbst an dem Baum hoch. Dort legte ich mich auf einem bequemen tiefen Ast zur Ruhe und schlief.
    Nach etwa einer Stunde kam sie leise herabgeklettert. Sie ve r suchte, an mir vorbeizuschleichen, doch natürlich wachte ich auf und packte sie am Bein. »Habt Ihr irgend etwas vor, Frau?« fragte ich.
    »Verdammt!« fluchte sie und versuchte, ihr Bein aus meinem Griff zu reißen. Doch ich hielt sie unerbittlich fest.
    »Ihr habt gesagt, daß Ihr keinen Fluchtversuch unternehmen würdet«, tadelte ich sie.
    »Ich habe Euch aber auch gesagt, daß ich eine Lügnerin bin«, erinnerte sie mich.
    »Dann muß ich Euch eben wieder fesseln«, sagte ich bedauernd.
    »Und wie soll ich Eurer Meinung nach gefesselt schlafen kö n nen?« wollte sie wissen.
    Ich überlegte. »Na gut. Dann fessele ich Euch nicht an Händen und Beinen, statt dessen werde ich Euch an mich binden, so daß Ihr ohne mich nicht fliehen könnt.« Ich schaffte sie nach unten und befestigte ihr rechtes Handgelenk an meinem linken. Ich zurrte die Knoten derart fest, daß sie nicht so leicht zu lösen w a ren; in solchen Dingen sind Barbaren recht geschickt. Da sie kein Messer zur Verfügung hatte, würde sie sich nicht befreien können, ohne mich gleichzeitig aufzuwecken.
    »Woher wollt Ihr wissen, daß ich Euch nicht im Schlaf erwürge?« wollte sie wissen, als wir schließlich im Dunkeln unter dem Baum lagen.
    »Erstens würde ich nicht tot bleiben, und wenn Ihr erst einmal anfangen solltet, mitten in der Nacht einen Ringkampf mit mir zu wagen, könnte ich möglicherweise vergessen, daß ich Euch für Eure Brautnacht mit Yin aufheben muß!« erwiderte ich.
    »Barbar!« fauchte sie, und irgendwie klang das gar nicht wie ein Kompliment.
    »Ganz genau.« Ich dachte, das würde genügen.
    Doch dem war nicht so. »Wenn es sein muß«, sagte sie warnend, »setze ich mein Talent ein.«
    »Ach ja? Was habt Ihr denn für ein Talent?« fragte ich intere s siert. Natürlich besaß sie ein magisches Talent. Das tat jeder. Aber manche Talente waren eben besser als andere. Es gab Leute, die waren stolz auf ihre Fähigkeit, Staubflocken in der Gegend he r umwirbeln zu können. Vielleicht war ihres ja besser.
    »Transmogrifikation.«
    »Was?«
    »Ein Teil meines dämonischen Erbes, ungehobelter Flegel. Transmogrifikation.«
    »Oh.« Ich zog es vor, nicht zuzugeben, daß die Sache für mich dadurch noch lange nicht klargeworden war, deshalb ließ ich es lieber sein. Nur Leute, die nicht ignorant sind, geben ihre Ignoranz freimütig zu. »Na schön, macht nur, was Ihr wollt. Hauptsache, Ihr laßt mich schlafen.«
    »Das werde ich tun«, willigte sie ein.
    So schlief ich denn, und sie riß weder an der Leine, noch ve r suchte sie mich zu erwürgen. Doch als ich nach etwa einer Stunde ganz instinktiv nachsah, mußte ich feststellen, daß sie fort war. Die Fesselschlaufe war unversehrt, irgendwie mußte sie sie abgestreift haben.
    Sofort erhob ich mich und aktivierte meinen Suchzauber. Er zeigte an, daß sie ganz in der Nähe war, offensichtlich hatte sie sich erst vor wenigen Minuten befreien können. »Habt Ihr irgend etwas vor, Königstochter?« fragte ich.
    »Oh!« schrie sie wütend. »Warum konntet Ihr nicht noch ein w e nig länger schlafen?«
    Ich brachte sie zu dem Baum zurück. »Wie seid Ihr aus der Schlinge geschlüpft?« wollte ich wissen.
    »Das habe ich Euch doch schon gesagt, Tölpel: durch Transm o grifikation.«
    Mir wurde klar, daß sie mir ihr Geheimnis nicht offenbaren wollte. Also hielt ich ihre Hand fest, damit sie nicht noch einmal fliehen konnte, wobei ich es bedauerte, den Körperkontakt ausg e rechnet aus diesem Grund herstellen zu müssen, denn es war wirklich eine prächtige kleine Hand. Sie war wunderschön geformt, überall. »Da das Seil nichts taugt, muß ich Euch eben so anfassen.«
    »Dann werde ich treten und kratzen und beißen«, warnte sie mich.
    »Das wird schon wieder heilen.«
    »Aber es wird Euch weh tun, und viel Schlaf werdet Ihr dann nicht bekommen.«
    »Ich schlage Euch ein Geschäft vor. Ihr tretet nicht um Euch, kratzt und beißt mich, und dafür lasse ich mir von meinem Schmutz im Geist nicht sagen, was ich sonst mit Euch machen soll.«
    »So ein… so ein Mann!« rief sie in allerliebster Wut. Ich schätze, sie hatte

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