Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
erkannt, daß ich nicht bluffte, und daß ich beinahe darauf hoffte, daß sie die Abmachung nicht einhielt.
    Ich schlang die Arme um sie, wie sie so neben mir lag, und legte mich zurück, um zu schlafen. Mein versteinerter linker Arm b e merkte sie kaum, aber mein rechter kribbelte bei dem Körperko n takt. Sie wehrte sich zuerst ein wenig und überlegte sich wohl, ob sie es nicht doch mit Treten, Kratzen und Beißen versuchen wü r de, ein Weg, der direkt in den Schmutz führen würde; dann en t spannte sie sich. Sie legte ihren Kopf neben meinen, so daß mir ihr schwarzes Haar die Nase kitzelte und schlief ein.
    Als sich die Morgendämmerung zögernd anschlich, wachte ich auf – mit leeren Armen. Threnodia war wieder verschwunden – und meine Arme hatte nichts davon gemerkt. Wie um alles in Xanth hatte sie das geschafft?
    Ich ortete sie mit Hilfe meines Pfeils. Sie war unterwegs nach Hause. Also holte ich sie ein und fing sie mit dem Lasso. Dennoch war ich eher neugierig als zornig. »Ich habe Euch doch in den A r men gehalten, wie konntet Ihr da entkommen?«
    »Ihr könnt mich nicht halten«, erwiderte sie.
    »Offensichtlich nicht!« Irgend etwas an ihr war äußerst mer k würdig. Doch ich verdrängte den Gedanken fürs erste. »Na schön, dann eßt ein paar Nüsse, damit wir uns wieder auf den Weg m a chen können.«
    So geschah es. Diesmal fesselte ich sie nicht, sondern hielt sie unter scharfer Beobachtung, so daß sie auch nicht versuchte, zu fliehen. So umrundeten wir das Gebirge.
    Da erblickte ich plötzlich eine Wolke, die von Osten nahte. Sie funkelte bunt. Ich musterte sie. »Dem Typ traue ich nicht.« Ta t sächlich trauen die Barbaren nichts, was sie nicht verstehen; in der Wildnis ist das ein absolut notwendiger Verfolgungswahn. Das war übrigens auch der Hauptgrund dafür, daß ich Threnodia nicht traute.
    »Das ist ein Technicolorsturm«, sagte sie. »Die entstehen in di e sem Gebiet hier. Wir sollten lieber in Deckung gehen.«
    »In Deckung – vor einem Hagelschauer?« fragte ich verächtlich. »Ignorieren werden wir den!«
    »Wie Ihr wollt, Blödmann.«
    Mir gefiel weder der Sturm noch ihre Einstellung, doch es blieb mir nicht viel anderes übrig als weiterzugehen. Das taten wir auch, während der Sturm immer näher kam, fast so feststofflich wie der Himmel selbst, den er schon bald zum größten Teil verdeckt hatte. Da hörte ich eine leise, pulsierende traurige Melodie. Als ich nach ihrer Ursache suchte, entdeckte ich, daß Threnodia damit beschä f tigt war, zu singen. »Was macht Ihr da?« wollte ich wissen.
    »Ich singe unsere Totenklage«, erwiderte sie. »So etwas kann ich gut. Es geht allerdings noch besser, wenn ich meine Laute zur Ve r fügung habe.«
    Sie war immer noch wütend darüber, daß sie ihr Musikinstr u ment nicht hatte mitbringen können. Wenn man es genau b e trachtet, hätte es ihr die Fluchtversuche eher erschwert – was wi e derum bedeutete, daß es klüger gewesen wäre, wenn ich ihr g e stattet hätte, es mitzunehmen. Doch im Augenblick hatte ich drä n gendere Sorgen. »Totenklage? Wegen eines bloßen Sturms?« fragte ich ungläubig.
    »Nun, vielleicht erholt Ihr Euch hinterher ja wieder davon, schließlich könnt Ihr vom Tod wieder zum Leben erweckt werden. Wir anderen freilich nicht.«
    Das gefiel mir gar nicht, und ich sah, wie Pook besorgt die O h ren aufstellte. Er war zwar ein Gespensterpferd, doch wenn sein lebender Teil sterben sollte, würde er als bloßes Gespenst zurüc k bleiben. Und wenn Threnodia starb, so war auch meine Aufgabe beendet. Ich war überzeugt davon, daß es nicht zählen würde, wenn ich auf Schloß Roogna einen Leichnam abliefern würde.
    »Also gut, ich suche nach Deckung.« Ich blickte um mich und entdeckte eine Gruppe von Bäumen, die oben am Hang standen. Mit Hilfe meines Schwerts hackte ich sie klein und benutzte das Holz, um daraus einen spitzen Bau zu konstruieren, den ich oben mit Kordel vertäute und unten tief in den Boden bohrte. Dann wickelte ich Baumrinde um die Konstruktion und befestigte sie. Das Ding war zwar primitiv, aber stabil. Kaum hatten wir uns zu dritt hineingedrängt, als auch schon die ersten Hagelkörner fielen.
    »In so was seid Ihr ja sehr geschickt«, bemerkte Threnodia indi f ferent.
    »Das ist Barbarenkönnen«, erwiderte ich, auf närrische Weise g e schmeichelt.
    »Man lernt doch nie aus! Ich wußte gar nicht, daß Barbaren überhaupt etwas anderes können als hilflose Damselln zu entfü h ren.«
    »Das

Weitere Kostenlose Bücher