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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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er dringend braucht, aber das kann ich nicht, daran hindert mich der Fluch.« Sie schüttelte den Kopf, wie um ihre Trauer zu verj a gen. »Nun wißt Ihr also, warum ich davongehen mußte. Ich trage es meiner Stiefmutter, der Königin, nicht nach. Meine Gegenwart demoralisierte die ganze Gegend, einfach nur durch meine He r kunft; ich war eine beständige Erinnerung an den Fehltritt des Königs. Der König hat mich das niemals spüren lassen, aber die anderen – und gleichzeitig verdammten sie ihn wegen seines Fe h lers. In ihren Darstellungen schmückten sie den auf groteske und aberwitzige Weise aus…« Threnodia machte eine Pause, um ihrer Gefühle wieder Herr zu werden. »Ich halte nicht mehr sehr viel von Durchschnittsmenschen.«
    »Unter Barbaren ist es besser«, warf ich ein. »Wir würden ni e mals…«
    »Es wurde für den König immer schwieriger, über Xanth zu herrschen. Die Königin liebte ihn nicht, doch sie begriff, daß Xanth vereint sein mußte. Sie wußte, daß dies niemals gelingen würde, solange ich auf Schloß Roogna blieb, und weil sie zugleich wußte, daß der König mich niemals aus freien Stücken fortschi c ken würde, sorgte sie eben dafür, daß ich von allein ging. Ihr Fluch machte mir klar, daß ich im Begriff war, Xanth zu zerstören. Erst als sie es so wörtlich formulierte, begriff ich, was los war. Folglich war sie im Recht, sie tat, was getan werden mußte, und ich kann sie deswegen nicht hassen. Ich war ein Kind gewesen; binnen weniger Stunden wurde ich erwachsen und verließ Schloß Roogna für i m mer.«
    Zwar ging mir ihre Geschichte zu Herzen, dennoch blieb ich mißtrauisch. »Ihr habt gesagt, daß sie eifersüchtig auf Euch war.«
    »Das war sie auch. Ich will ja gar nicht leugnen, daß sie in ma n cherlei Hinsicht äußerst kleinlich war; das hatte ja auch die Bezi e hung zum König belastet, bevor meine Mutter auf der Bildfläche erschien. Ich war schön, sie dagegen nicht. Und der König liebte mich und nicht sie. Das waren Gründe genug, um mich abzule h nen, auch wenn ich nichts Böses vorgehabt hatte. Sie versuchte nie, eine echte Beziehung zu mir herzustellen, so daß ich weder Mutter noch Stiefmutter hatte. Nein, sie ist nicht frei von Schuld. In dieser Angelegenheit ist niemand vollkommen. Aber was mich betraf, so hatte sie recht, und auch was die Notwendigkeit anging, mich zum Fortgehen zu bewegen.«
    »Warum hat sie dann den König verflucht, damit er den Grund vergaß, aus dem Ihr das Schloß verlassen habt?«
    Threnodia zuckte die Schultern. »Das habe ich übertrieben. Mein Vater hat nie begriffen, weshalb ich gegangen bin. Was mich b e traf, so konnte er an nichts Negatives glauben. Ich war sein Lie b ling und sein einziges Kind, und er wollte, daß ich nach seinem Tod den Thron erben würde. Das war natürlich aus mehreren Gründen unmöglich, und das wußte ich auch immer, aber es zeigt immerhin, wie er empfand. Es bedurfte gar keines Fluches, damit er es vergaß. Er hat sich einfach geweigert, daran zu glauben, und er weigert sich noch immer, daß meine Anwesenheit für Schloß Roogna im übertragenen und im wirklichen Sinne in irgendeiner Form schädlich sein könnte. Er hält mich immer noch für seinen kleinen Liebling.«
    Was für ein Liebling! Aber ich wußte, wie Väter an ihren Töc h tern hängen konnten; das würde ich selbst auch tun, wenn ich dazu Gelegenheit bekommen sollte. »Na, und seid Ihr das nicht?«
    »Verdammt, ich bin eine Halbdämonin!« erregte sie sich. »Habt Ihr überhaupt die leiseste Vorstellung davon, was das bedeutet?«
    Achselzuckend meinte ich: »Daß Ihr ein Mischling seid. Daß Ihr ein paar menschliche und ein paar dämonische Züge habt. Xanth kennt eine Menge Mischlinge. Zufällig weiß ich von einem bald eintreffenden Mischling, der halb Mensch und halb Elfe…«
    »Narr, es bedeutet, daß ich keine Seele habe!« Es war wütende Verzweiflung in ihrem Tonfall.
    »Von Seelen verstehe ich nicht viel«, erwiderte ich, »aber ich dachte immer, daß die durch menschliche Vorfahren vererbt we r den, und da Euer Vater ja Mensch ist…«
    »Ein menschlicher Elternteil bedeutet, daß es zwar möglich sein kann, eine Seele zu haben, aber es gibt keine Garantie dafür. Ich schätze, daß meine Chancen mal eins zu eins standen – aber weil ich der Dämonin ausgeliefert wurde und nicht dem Mensche n mann, verlor ich. Ich habe keine abbekommen.« Ihre Stimme war ausdruckslos und kalt.
    »Woher wollt Ihr das wissen?« fragte ich, von

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