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Ritter und Raufbolde

Ritter und Raufbolde

Titel: Ritter und Raufbolde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauss
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Kosten erhöhte. Lehnsverpflichtungen oder andere rechtliche Bindungen gab es zumindest für die Großen unter den Kreuzzugsführern nicht. Für alle anderen wird man sicherlich zumindest von einer Art informellen Druck ausgehen können, es dem kreuzfahrenden Lehnsherrn gleichzutun. Hinzu kam natürlich auch eine religiöse und gesellschaftliche Komponente. Auch wenn man die |43| Kreuzzüge nicht als in erster Linie aus religiösen Gefühlen motivierte Glaubenskriege missverstehen sollte, so darf man die Glaubensbemühungen bei der Suche nach den Motiven sicher nicht außen vor lassen. Den Kreuzzugsteilnehmern wurde von der Kirche Nachlass der Sündenstrafen (Ablass) versprochen. Hinzu kam die Möglichkeit, sich im Krieg als Held zu beweisen. Aber auch Beute und die Aussicht auf eine eigene Herrschaft haben eine Rolle gespielt.

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    |44| Feldschlacht, Belagerung und Kriegszug – Formen des Krieges
    D er Krieg hatte auch im Mittelalter viele Gesichter und präsentierte sich je nach Zeit und Ort völlig unterschiedlich. Das Ziel war zwar immer gleich: der Sieg – es wurden aber unterschiedliche Wege eingeschlagen, um dieses Ziel zu erreichen. Man kann im Wesentlichen drei Gewaltszenarien unterscheiden: Feldschlacht, Belagerung und Kriegszug. Diese kamen nicht isoliert voneinander vor, sondern gingen ineinander über und bedingten sich gegenseitig. Es waren die gleichen Truppen, die Städte belagerten und in Kriegszügen das Land des Gegners verheerten. Sie brachten freilich verschiedene Waffen zum Einsatz und verhielten sich der Situation entsprechend, sodass man diese drei Formen des Krieges gleichsam idealtypisch getrennt voneinander beschreiben kann.
    Die Feldschlacht
    Der belgische Kriegshistoriker J. F. Verbruggen hat festgestellt, dass „man eine Menge über den mittelalterlichen Krieg lernen kann, wenn man sich mit Schlachten befasst“. 1 Dieser Satz mag für den heutigen Leser auf den ersten Blick seltsam wirken, vielleicht ironisch. Bezogen auf die Forschungen zum mittelalterlichen Krieg bringt er zwei Phänomene auf den Punkt: Über kein anderes Element des mittelalterlichen Krieges liegen |45| uns so viele Quellenzeugnisse vor wie über Schlachten – und: Schlachten waren nicht die wichtigste oder häufigste Form der Kriegführung im Mittelalter. Dies scheint zunächst paradox, erklärt sich aber aus der Struktur der Quellen und dem Interesse, das dem Krieg entgegengebracht wurde. Wenn die mittelalterlichen Geschichtsschreiber kriegerische Aktionen beschreiben, die sich oftmals über längere Zeiträume hinzogen, konzentrieren sie sich oft auf die Schlachten.
    Andere Momente des Krieges – wie Rekrutierung und Transport der Truppen oder deren Aktionen vor und nach den Schlachten – werden oft gar nicht oder nur sehr summarisch abgehandelt. Das liegt einfach daran, dass die Schilderung einer Schlacht spannender ist als die eines Heeres auf dem Marsch – zumal wenn man in sicherer Entfernung zum Geschehen davon lesen oder berichten kann.
    Aus der Lektüre der mittelalterlichen Geschichtsschreibung kann also der Eindruck entstehen, dass die Schlacht der wichtigste Bestandteil des mittelalterlichen Krieges war. Blickt man aber auf die Kriegs-Karrieren einzelner Heerführer und Könige, ergibt sich ein anderes Bild. Selbst renommierte und in ihrer Zeit hochgerühmte Kriegshelden haben nur an sehr wenigen Feldschlachten teilgenommen. Wilhelm der Eroberer befehligte seine Truppen in genau einer Schlacht: bei Hastings. Der als Feldherr gefeierte englische König Eduard III. focht im 14. Jahrhundert genau in zwei Feldschlachten: bei Halidon Hill 1333 gegen die Schotten und bei Cr cy 1346 gegen die Franzosen.
    Mittelalterliche Heerführer und Kämpfer mögen kriegserfahren gewesen sein, sie waren aber meist nicht schlachtengestählt. Nur wenige Kämpfer dürften über die Erfahrung einer Vielzahl von Schlachten verfügt haben. Der Biograph Karls des Großen, Einhard, räumt dies in Bezug auf seinen Helden ein:
    |46| [ Obwohl sich der Kampf [gegen die Sachsen] so lange hinzog, nahm Karl selbst nur zweimal, und zwar innerhalb eines Monats, an Feldschlachten teil. 2
    Einhard unterscheidet also zwischen Krieg und Schlacht. Während ,Krieg‘ vergleichsweise häufig war, waren sogenannte ,offene Feldschlachten‘ eher die Ausnahme. Unser modernes Verständnis einer Feldschlacht ist stark von unserem Bild der Kriege des 19. Jahrhunderts geprägt. Kriege erscheinen in dieser Zeit im Wesentlichen auf das

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