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Ritter und Raufbolde

Ritter und Raufbolde

Titel: Ritter und Raufbolde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauss
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Schlachtfeld begrenzt; sie wurden offenbar in konzentrierten Aktionen entschieden, etwa bei Waterloo oder Königgrätz. Aus Sieg und Niederlage resultieren hier politische Veränderungen. Land wurde nicht Meter für Meter erobert, sondern nach einer Schlachtentscheidung abgetreten. Diese Form des Krieges findet sich auch im Mittelalter. Sie ist etwa charakteristisch für die erste Phase des sogenannten Hundertjährigen Krieges zwischen England und Frankreich: Nach entscheidenden Siegen auf dem Schlachtfeld – bei Cr cy (1346) und Poitiers (1356) – konnte der englische König im Frieden von Bretigny (1360) große Teile Frankreichs für sich gewinnen. So klar die Sachlage auf dem Pergament war, so schwierig gestaltete sich die Umsetzung dieses Vertrages. Herrschaft musste vor Ort durchgesetzt werden, was auch bedeuten konnte, sich vor Ort mit vergleichsweise kleinen feindlichen Kontingenten (etwa Burgbesatzungen) herumschlagen zu müssen.
    Nachdem das Vorgehen, Frankreich durch Schlachtensiege und Verträge zu bezwingen, als gescheitert angesehen werden konnte, gingen die englischen Könige in der zweiten Hälfte des Konfliktes – in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts – zu einer neuen Taktik über: der Eroberung. Zwar wurden auch hier Feldschlachten geschlagen (etwa bei Agincourt 1415 oder bei Castillon 1453); die neue englische Strategie baute aber nun auf die systematische, flächendeckende Eroberung ganzer Landstriche, vornehmlich der Normandie.
    Es ist nicht einfach, ein pauschales Urteil darüber abzugeben, ob mittelalterliche Feldherren Schlachten als Mittel des Krieges gemieden oder gesucht haben. Dies hing in erster Linie von den konkreten Umständen und den Chancen und Risiken ab, die sich mit einer Schlacht verbanden. Es finden sich Beispiele für Kriegsstrategien, die ganz klar auf eine groß angelegte Entscheidungsschlacht hinausliefen. So geht die jüngste Forschung davon aus, dass Eduard III. im Jahr 1346 die Schlacht von Cr cy gewollt und provoziert hat. Dies bezieht sich nicht nur auf die Schlacht an sich und den (ungefähren) Zeitpunkt, sondern auch auf die Region. Cr cy liegt im Ponthieu (im Nordwesten der Picardie), welches im Besitz der englischen |48| Krone war. Eduard und seine Berater kannten die Gegend, und als junger König war Eduard auch schon in Cr cy selbst gewesen. Die Truppenbewegungen beider Heere – des englischen und des französischen – vor der eigentlichen Schlacht lassen darauf schließen, dass Eduard seine französischen Verfolger genau an den Ort lockte, wo er sich ihnen stellen wollte. Der englische Erfolg bei Cr cy war also die Folge einer genauen Planung und Vorbereitung und zeigt, dass man auch im Mittelalter von einem hohen Maß an strategischem Verständnis und militärischer Planung ausgehen kann.
    Auf der anderen Seite versuchten Feldherren häufig, offene Feldschlachten zu vermeiden, wenn sie die Möglichkeit dazu hatten. Dies erklärt sich durch den enormen Aufwand und das hohe Risiko, welche mit einer Feldschlacht verbunden waren. In einer Schlacht konnte man viel gewinnen, aber auch viel verlieren, man musste auf jeden Fall viel einsetzen. Truppen mussten zu einer bestimmten Zeit an einem Ort konzentriert werden, was aufwendig und teuer war. Ging die Schlacht verloren, hatte dies in der Regel nicht nur politische Konsequenzen, sondern stellte auch eine Gefahr für das Leben der Unterlegenen und oftmals eine Belastung für die Finanzen der Angehörigen der Gefangenen dar.
    Unübersichtlich und grausam
    Kam es zu einer Schlacht, war dies in erster Linie ein großes Getümmel: zahlreiche synchrone Aktionen unterschiedlicher Akteure liefen mit- und gegeneinander – schwer zu überblicken, aber (auch) geprägt von Taktik und Kalkül. Es war sicherlich sehr schwer, den Überblick zu behalten und sich zu orientieren. Auf diesen Umstand weisen zahlreiche mittelalterliche Geschichtsschreiber hin:
    |49| Wir haben nicht die Möglichkeiten, noch ist es unsere Absicht, die Heldentaten jedes einzelnen so zu berichten, wie sie es verdienen. Die Menge des zu Berichtenden wäre auch für den Wortmächtigsten, der jene Schlacht mit eigenen Augen gesehen hätte, schwerlich in jedem Detail zu bewältigen. 3
    Es ging wild zu auf den Schlachtfeldern des Mittelalters. Die Beschreibungen der Kämpfe lassen etwas von der Grausamkeit und Intensität erahnen. Noch einmal Wilhelm von Poitiers zur Schlacht von Hastings:
    Der Schall der Trompeten eröffnete auf beiden Seiten die

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