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Rittermord

Rittermord

Titel: Rittermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Noske
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Schweinefilet mit Wirsing und Röstkartoffeln. Beate trank dazu einen Spätburgunder, ich hielt mich an Pilsner Urquell. Der Tag hatte mich geschlaucht. Bereits nach dem vierten Bier war ich angetrunken.
    »Du guckst so kariert«, sagte Beate.
    »So fühl ich mich auch. Ich glaub, ich hau mich beizeiten aufs Sofa. Sonst bin ich morgen früh nicht fit.« Wir hatten uns darauf geeinigt, daß ich die Nacht bei ihr verbringen würde.
    Ich zahlte, und wir gingen. Glücklicherweise hatten wir es vom Weinhaus ›En de Höll‹ nicht weit, ungefähr dreißig Meter. Vor der Buchhandlung Mandala stand eine hochgewachsene Frau in einem steingrauen Trenchcoat. Sie sah aus wie vom Geheimdienst.
    »Hallo, Gina«, sagte ich. »Wo kommst du denn her?«
    »Du lallst«, sagte sie.
    »Das sind lediglich Konditionsmängel.«
    »Mir ist etwas eingefallen. Können wir das drin besprechen?«
    »Selbstverständlich«, sagte Beate.
    In der Küche stellte ich erst einmal die beiden Flaschen Pinkus Müller kalt, die ich aus einer der Kisten im Treppenhaus mit nach oben genommen hatte. Gina wählte aus Beates Angebot einen Erdbeertee. Während der zog, berichtete Beate ihr von unserem Besuch bei Frau Trimborn und welchen Plan wir für den nächsten Tag geschmiedet hatten.
    »Ich finde, du solltest deine Verdachtsmomente der Kripo mitteilen«, sagte Gina an meine Adresse, nachdem Beate fertig war, »und keine Ermittlungen auf eigene Faust anstellen.«
    »Du glaubst doch nicht ernsthaft, daß Emmelmann und Co. sich für Hinweise eines ehemaligen, noch dazu gefeuerten Kollegen interessieren. Die schicken mich bestenfalls mit ’nem Arschtritt und der Drohung nach Hause, mir ’n paar auf die Mütze zu geben, sollte ich mich noch mal in ihren Fall einmischen.«
    »Tom, es ist zu riskant, was du vorhast. Du hast doch selbst gesagt, daß diese Leute möglicherweise Mörder sind.«
    »Gina hat recht«, sagte Beate.
    »Jetzt fängst du auch noch an!« schnauzte ich. »Ihr blöden Weiber geht mir langsam auf den Keks!«
    »Du schläfst am besten erst mal deinen Rausch aus«, sagte Gina. »Mit dir kann man ja nicht mehr vernünftig reden.«
    »Von Teetrinkern laß ich mir überhaupt nichts sagen.« Unter den besorgten Blicken der beiden Damen nahm ich eines der Biere aus dem Kühlschrank. Da ich nirgendwo einen Flaschenöffner sah, hebelte ich den Kronkorken mit einem Eßlöffel ab. »Laß erst mal hören, was dich hergetrieben hat.«
    Einen bitterbösen Blick mußte ich mir noch gefallen lassen, dann sagte Gina: »Jakob konnte doch nirgendwo Josefs persönliche Papiere finden. Ich hab ’ne Idee, wo sie sein könnten.«
    »Mach’s nicht so spannend.«
    »Wir haben letztes Jahr in Maastricht eine Stahlkassette erstanden. Die steht im Keller, in der alten Anrichte, die Josef als Werkbank benutzt hat.«
    »Worauf warten wir dann noch?« fragte ich und rülpste.
    *
    Im Keller war die Erneuerung der Elektroinstallation offenbar noch im Gange, denn das Licht funktionierte nicht. Dafür gab es jede Menge Spinnen, und vor denen hatten beide Frauen nach eigenem Bekunden eine Höllenangst. Solche mit kleinem Körper und langen Beinen, solche mit dickem Körper und kurzen Beinen und solche mit sehr dickem Körper und sehr langen Beinen. Egal wohin ich den Kegel der Taschenlampe auch richtete, irgendwo saß immer eines dieser achtbeinigen Ungeheuer. Einige hockten in ihren Netzen, andere fegten die Wände entlang. Ein Untertassen-, großes, noch dazu behaartes Exemplar saß mitten auf der Anrichte und glotzte uns an. Ich wußte gar nicht, daß solche Kaliber in Mitteleuropa existierten.
    »Ist das das Möbel?« fragte ich.
    »Gütiger Himmel!« Gina klammerte sich an meinen Arm, daß der Strahl der Taschenlampe sonstwohin geisterte. Beate hing bereits an meiner linken Seite. Ich machte mich von beiden los.
    Als ich wieder hinleuchtete, war das Vieh verschwunden.
    »Wo ist sie denn jetzt?« flüsterte Beate.
    Mich ritt der Teufel. Knapp unterhalb des Rocksaums ließ ich meine Finger Beates Oberschenkel raufkrabbeln. Ihr Schrei war hollywoodreif.
    »Ich will hier raus!« schrie auch Gina, drehte sich um und verhedderte sich in einem riesigen, staubigen Netz, das sich zwischen Tür und Regal spannte.
    Eine Weile kreischten und heulten beide, dann drängten sie sich zitternd und schutzsuchend aneinander. Ich hüpfte derweil herum, machte »Huuuiii!« wie ein Gespenst und amüsierte mich köstlich. Gina fing sich als erste und trat mir voll vors Schienenbein.
    »Du

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