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Rittermord

Rittermord

Titel: Rittermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Noske
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signalisierte. Bevor ich nachfragen konnte, gab Frau Trimborn eine Erklärung ab.
    »Ich besitze in Münstereifel drei Häuser. Gucken Sie nicht so – das hat mit Kapitalismus nichts zu tun, es hat sich einfach so ergeben. Dieses hier«, – dabei zeigte sie mit dem ausgestreckten Finger auf den Fußboden – »ist das Geburtshaus meines Mannes. Dann das Haus in der Orchheimer Straße, über das wir die ganze Zeit sprechen, und in dem mein Mann und ich über fünfundvierzig Jahre glücklich gelebt haben. Und natürlich mein Elternhaus.«
    Sie beugte sich vor und machte ein derart verschwörerisches Gesicht, daß ich mit dem Geständnis rechnete, sie sei die letzte Zarentochter. Statt dessen sagte sie: »Ich bin nämlich eine geborene Haass.«
    »Aha«, sagte ich. Der Name sagte mir nicht das geringste.
    »Das Haus mit dem Stein- und Weinladen«, sagte Beate.
    »Ich sehe, Sie kennen sich aus«, sagte Frau Trimborn.
    »Ich kenne die Gedenktafel.«
    Ich kannte weder die Gedenktafel, noch war mir das Geschäft aufgefallen. Außerdem kam mir Stein und Wein seltsam vor. Das war ja, als ob eine Metzgerei nebenbei Hosenknöpfe verkaufte.
    »Verstehe ich Sie richtig, Auflagen hat dieser Viltz Ihnen nur für das Haus in der Orchheimer gemacht?«
    »Jawohl.«
    »Sind die beiden anderen Häuser in vergleichbarem Zustand?«
    »Technisch eher in einem schlechteren. Ich sag Ihnen jetzt mal was, junger Mann: Hinter all dem Theater steckt ganz etwas anderes.« Wieder tat sie äußerst geheimnisvoll. »Mit diesen Schikanen will man mir den Besitz des Hauses verleiden und mich zum Verkauf bewegen.«
    »Wer ist ›man‹?«
    »Mir liegt das Angebot eines Immobilienmaklers vor.«
    »Ein attraktives?«
    »Nachdem ich ein paarmal nein gesagt habe, hat er mir zuletzt das anderthalbfache des Marktwertes geboten.«
    »Alle Achtung«, sagte ich. »Sind Sie nicht schwach geworden?«
    Im Flur schlug die Standuhr fünfmal. Frau Trimborn korrigierte ihre Armbanduhr entsprechend.
    »Wie ich Ihnen bereits erzählte, haben mein verstorbener Gatte und ich nahezu ein halbes Jahrhundert in dem Haus gelebt. Auch wenn ich heute aus praktischen Gründen nicht mehr darin wohne, bedeutet es mir doch sehr, sehr viel. Ich würde es nicht einmal um den Preis der Unsterblichkeit verkaufen.«
    »Dieser Immobilienfuzzi hat also den Viltz vom Bauamt angestiftet, Ihnen das Leben schwer zu machen. Nur auf wessen Rechnung? Auf seine eigene?«
    Frau Trimborn machte eine abfällige Handbewegung. »Der Metzen gehört zu der Sorte Makler, die vom Blitz getroffene Scheunen als leicht renovierungsbedürftige Wochenendhäuser an Kölner verkaufen. Mein Haus ist für den zwei Nummern zu groß. Er handelt im Auftrag, das steht für mich fest.«
    »Haben Sie eine Ahnung, in wessen?«
    »Wenn in dieser Stadt auch sonst nichts geheim bleibt, in diesem Fall haben die Nachrichtendienste versagt. Aber es muß sich um jemanden handeln, der gut was an den Füßen hat. Das schränkt die Zahl der Kandidaten ein.«
    »Wußte Josef Deutsch von Metzens Angebot?«
    Sie nickte. »Er hat mich angefleht, nicht zu verkaufen. Dafür war er bereit, jede Mietzinsanhebung in Kauf zu nehmen. Sie können sich Ihre säuerliche Miene sparen: Was ich verlange, liegt selbst nach der zweiten Anhebung noch weit unter dem Durchschnitt.«
    Ein wenig den Nasenrücken zu reiben, brachte mich auf eine Idee. »Wie wäre es, wenn Sie zum Schein auf Metzens Angebot eingingen? Dann müßte er preisgeben, in wessen Auftrag er handelt.«
    Frau Trimborn musterte mich so gewissenhaft, als hätte ich um die Hand ihrer Tochter angehalten. »Denken Sie, es besteht ein Zusammenhang zwischen den Vorgängen um mein Haus und Herrn Deutschs Ermordung? Und welches Interesse verfolgen eigentlich Sie bei dem Fall?«
    Ich überlegte mir meine Antwort gut. »Nehmen wir an, Josef Deutsch hätte versucht, auf eigene Faust herauszufinden, wer hinter dem Angebot steckt und wäre dabei auf die Connection Mi – ster X-Metzen-Viltz gestoßen. Keinem der drei Herren kann daran gelegen sein, daß ihre Machenschaften publik werden. Ob sie zum Schutz ihrer Interessen so weit gehen würden, jemand zu ermorden, lassen wir mal dahingestellt sein.«
    »Hm. Bleibt die Frage nach Ihrer Interessenlage.«
    »Ich denke, mir hat die Art mißfallen, wie er sterben mußte.«
    Die Uhr schlug halb. Als der Schlag verhallte, hörte ich Beate leise weinen.

Kapitel 13
    Wir bestellten beide ein Münstereifeler Pfännchen, was nichts anderes war als

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