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Rittermord

Rittermord

Titel: Rittermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Noske
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später noch einmal …«
    »Selbstverständlich«, sagte ich, aber da stand ich bereits auf der Straße und starrte auf einen Saugnapf an der Scheibe, an dem ein Bin-gleich-zurück-Schild baumelte. Jenseits der Scheibe flitzte Metzen die Treppe rauf.
    Schräg gegenüber verlief ein Gäßchen zwischen einem Restaurant namens Wolfsschlucht und einer Lottoannahmestelle. Dort stellte ich mich rein und behielt den Laden im Auge.
    Da nichts passierte, schweiften meine Gedanken mal wieder ab zu dem vergessenen Inhalt der Kassette. Zum hundertsten Mal, seit ich wieder zur Besinnung gekommen war, zermarterte ich mir das Hirn über diese Unterlagen. Instinktiv wußte ich, daß sie enorm wichtig waren, und gerade deshalb machte mich meine Amnesie, machte mich dieses schwarze Loch im Kopf rasend.
    »Wie ist es gelaufen?« fragte Gina, die so unerwartet vor mir stand wie ein Springteufel. Beinahe hätte meine Pumpe ausgesetzt.
    Ich zog sie in die Gasse. »Wo willst du denn hin?«
    »Wenn Beate uns schon bei sich übernachten läßt, sollten wir wenigstens mal den Kühlschrank auffüllen.«
    »Wie habt ihr euch denn vertragen?« Ich fragte das, weil die beiden sich das Doppelbett im Schlafzimmer geteilt hatten.
    »Es war für uns beide ziemlich merkwürdig. Mit der Rivalin im gleichen Bett zu liegen, in dem man sonst mit dem Objekt der Rivalität gelegen hat. Hast du nicht gehört, wie wir geheult haben?«
    »Nein.« Ich hatte wirklich nichts gehört.
    »Nun will ich aber wissen, was du bei diesem Immobilienfritzen herausgefunden hast.«
    Ich berichtete, daß der Plan funktioniert hatte und daß ich nur darauf wartete, daß Metzen seinen Laden verlassen würde.
    »Willst du ihm folgen?«
    »Ich werd’s zumindest versuchen. Hier.« Ich drückte ihr das Diktiergerät in die Hand. »Versuch mal rauszukriegen, welche Nummer er gewählt hat. Die erste Zahl ist ’ne Sieben.«
    »Mal ehrlich, Tom«, sagte Gina. »Warum gehst du so ein Risiko ein? Ist es, weil du deinen Job vermißt? Oder tust du das alles mir zuliebe?«
    »Das könnte dir so passen«, sagte ich, um sie unmittelbar danach zu packen und abzuknutschen, als wären wir sechzehn und säßen im Kino.
    Zuerst war sie wie erstarrt, aber dann ließ sie sich gehen und öffnete ihre Lippen. Sie schmeckte nach Erdbeertee. Als wir uns voneinander lösten, waren wir beide verlegen.
    »Was war das?« fragte Gina. »Schluckst du Hormontabletten?«
    »Metzen ist gerade raus«, sagte ich. »Er hätte mich sonst gesehen.«
    Ihre Ohrfeige kam völlig ansatzlos und klatschte in der Gasse so laut wie eine Knute auf einem Pferdearsch. Einem älteren Paar, das vorbeiflanierte, flogen die Köpfe herum. Bevor ich noch etwas sagen konnte, war Gina verschwunden.
    Dabei hätte ich ihre Frage sowieso nicht beantworten können, jedenfalls nicht ehrlich. Gestern hatte ich noch geglaubt, ich würde ermitteln, weil mir die Art, wie Deutsch sterben mußte, mißfallen hatte. So hatte ich es auch Frau Trimborn gesagt. Heute gab es einen anderen Grund.
    Die vergangene Nacht war die erste seit sechs Wochen gewesen, in der ich durchgeschlafen hatte. Und die erste, in der der Albtraum nicht gekommen war.

Kapitel 15
    Um Haaresbreite hätte ich Metzen vergessen. Er war in der Stumpfgasse verschwunden. Dicht an den Hauswänden schlich ich ihm nach und sah, wie er sich hinter das Lenkrad eines rostnarbigen Ford Granada klemmte, der vor dem Schaufenster eines orthopädischen Schuhgeschäfts abgestellt war. Wahrscheinlich kaufte er seine Galoschen in dem Laden und durfte dafür dort parken. Bei Tieren nennt man so was Symbiose.
    Ich machte, daß ich zurück zur Orchheimer kam, und winkte dem Mietwagenfahrer der Firma Sprotten, der mit seinem Benz ein Stück die Straße rauf gewartet hatte. Er rollte heran, ich stieg ein, und in dem Augenblick schoß Metzen auch schon ohne Rücksicht auf Passanten um die Ecke.
    »Jetzt müssen Sie’s sagen«, sagte der Fahrer. »Sie haben’s versprochen.«
    Er mochte Ende zwanzig sein, war baumlang, spindeldürr, hatte Akne, daß er Clearasil bestimmt kanisterweise kaufte, und einen wirklich unglaublichen Zinken im Gesicht. Zum Runterklappen der Sonnenblende mußte er den Kopf zur Seite nehmen. Vorgestellt hatte er sich als Willy. Auf dem Beifahrersitz lag ein Jerry Cotton.
    »Willy, folgen Sie dem Wagen«, sagte ich.
    »Das hat noch nie einer zu mir gesagt.« Er strahlte. »Das ist wie im Film. New York, Chicago oder so.«
    »So ist es.«
    »Vor uns fährt Al

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