Rittermord
Capone.«
»Genau.«
»Und Sie sind Elliot Ness.«
»Gucken Sie nach vorne«, sagte ich. »Sonst landen wir noch im Bach.«
Weit fuhr Metzen nicht. Bereits in der Marktstraße sprang er aus dem Wagen und verschwand im Rathaus. Das Stück hätte er auch zu Fuß gehen können. Aber ich tippte mal, daß er noch weiter wollte.
»Warum Sie den Metzen verfolgen, dürfen Sie mir bestimmt nicht verraten«, sagte Willy, der, seit wir angehalten hatten, in der Nase popelte.
»Datenschutz«, sagte ich. »Kennen Sie den zweiten Mann?«
Damit meinte ich den schlanken, hochgewachsenen, elegant gekleideten, graumelierten Mittfünfziger, der an Metzens Seite aus dem Rathaus kam und auf der Beifahrerseite des Granada einstieg. Daß der Typ eine Dauerkarte fürs Sonnenstudio hatte, sah man. Daß er außerdem regelmäßig zur Maniküre ging, war nur eine Vermutung.
»Gesehen hab ich den schon mal«, sagte Willy, nahm den Finger aus der Nase und startete den Diesel. »Aber einen Namen wüßte ich jetzt nicht.«
»Bleiben Sie dran. Aber nicht zu dicht.«
Wir verließen die Altstadt durch das Heisterbacher Tor und folgten dem Ford zur B 51, wo Metzen in Richtung Euskirchen abbog. Zwei Wagen mußte Willy vorlassen, dann waren wir an der Reihe.
Die Ampel am Ende der Umgehungsstraße nahmen wir bei Rot, und auch sonst war dranbleiben auf einmal gar nicht mehr so einfach, denn Metzen drehte richtig auf, während sich der vor uns fahrende Kombi ans Tempolimit hielt. Pausenloser Gegenverkehr machte ein Überholen unmöglich.
»Gott sei Dank haut der mächtig Öl raus«, sagte Willy. »Ich seh ihn da vorne qualmen.«
Tatsächlich waren die blauen Rauchzeichen des Granada der beste Anhaltspunkt. Im Bogen ging es an Iversheim vorbei bis zur nächsten Ampelkreuzung, an der der Ford in Richtung Bonn-Flamersheim-Steinbachtalsperre und BAB Köln-Koblenz abschwenkte. Und gleich darauf wieder nach rechts, durch Arloff hindurch.
Die Ortsdurchfahrt war schmal, zumal Autos am Straßenrand parkten, aber damit hatte Metzen nichts am Hut. Er fegte durch das Dorf, als sei er auf der Autobahn. Willy fuhr so schnell es vertretbar war, aber als es am Ortsende bergauf ging, hatten wir Metzen aus den Augen verloren.
Durch Felder und ein Stück Wald kamen wir auf eine halbseitige Allee, daß heißt, nur links standen Bäume. Ich wollte schon fluchen, weil ich dachte, er sei uns durch die Lappen gegangen, als am Ende der Allee mächtige Qualmwolken aufstiegen. Metzen bog gerade nach rechts ab.
Als wir an die Abzweigung kamen, beruhigte ich mich endgültig, denn die Straße war eine Sackgasse.
In unregelmäßigen Abständen gingen zu beiden Seiten unbefestigte Wege ab, wobei der Wald links bis an die Fahrbahn reichte, während er rechts erst nach hundert Metern freiem Feld begann, von einigen schmalen Streifen entlang der Wege einmal abgesehen. Entfernt blitzten Hausdächer zwischen den Bäumen auf.
Plötzlich riß Metzen das Steuer nach rechts. Das Heck des Wagens brach aus und kegelte drei neben der Zufahrt abgestellte Mülltonnen um, die ihren Inhalt ausspuckten. Ohne sich um die angerichtete Schweinerei zu kümmern, raste er, in eine gewaltige Staubwolke gehüllt, in Richtung Wald. Ich ließ Willy stoppen.
»Den Rest mach ich zu Fuß«, sagte ich. »Parken Sie irgendwo so, daß niemand Sie sieht, Sie aber den Weg im Auge behalten können.«
»Wie soll ich das denn machen?«
»Lassen Sie sich was einfallen.«
Ich wollte die von Metzen produzierte Staubwolke nutzen, denn solange ich das Haus nicht sehen konnte, war ich von dort aus auch nicht zu entdecken. Ich zog den Reißverschluß der Lederjacke hoch und joggte los.
Die Piste war knochentrocken und buckelig. Deshalb verzichtete ich darauf, Rekorde zu brechen, denn das letzte, was ich gebrauchen konnte, war ein verstauchter Knöchel oder ein Bänderriß. Nach fünfzig Metern hatte sich der Staub soweit gelegt, daß ich den Giebel eines Hauses ausmachen konnte, aber da hatte ich schon die Waldzunge erreicht, die sich entlang des Weges erstreckte. Ein Hüpfer zur Seite brachte mich in den Schatten der Bäume.
Das Vorankommen durch das Unterholz gestaltete sich erheblich mühseliger und zeitaufwendiger. Für die zweite Hälfte des Weges brauchte ich zehn Minuten, dann stand ich vor einem zweieinhalb Meter hohen Industriezaun mit engstehenden senkrechten Stäben und aufgesetzter Dornenleiste. Aus Spaß rüttelte ich mal an den Stäben. Genausogut hätte ich mir den Eiffelturm vorknöpfen
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