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Rittermord

Rittermord

Titel: Rittermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Noske
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ich mich bei meinem Blick durch sein Wohnzimmerfenster erheblich verschätzt hatte, denn Kuno maß mindestens zwei Meter. Er mußte arg gebückt gehen, um nicht an die Decke zu stoßen.
    Als er mich sah, stutzte er und kam derart aus dem Tritt, daß er vor den nächsten Eichenbalken lief. Das tat selbst mir weh, denn es gab ein Geräusch, als sei eine Wassermelone aus dem vierten Stock aufs Pflaster geknallt. Kuno ging auch sofort in die Knie und verdrehte die Augen. Zwei Kellner sprangen herbei, packten ihn unter den Armen und schleiften ihn am Ausschank vorbei in die Privaträume. Die Fans waren in stummem Entsetzen erstarrt. Zwei der vier vergnügten Damen bekreuzigten sich sogar.
    »Das lief ja besser, als ich dachte«, sagte van der Wimst. »Ich will nämlich nicht, daß er mich sieht.«
    »Kennt ihr euch?«
    »Ich hab einmal schlecht über ihn geschrieben. Seitdem haßt er mich.«
    »Selber schuld. Was schreibt ein Holländer auch über Urgesteine der deutschen Volksmusik.«
    »Nichts«, sagte van der Wimst. »Euer Kuno ist Holländer.«

Kapitel 26
    »Er heißt eigentlich Hans van Maaren, Spitzname Hänschen van Matjes, weil sein Vater ein Fischgeschäft in Hilversum besaß«, sagte er. »Wenn du ihn so ansprichst, zieht er das Messer.«
    »Das ist wirklich ein Hammer«, sagte ich. »Alle denken, der Kerl sei ein ehemaliger Konditor aus Koblenz. Selbst ich hätte einen Hunderter darauf gewettet, daß Kuno so deutsch ist wie Schwarzbrot und Sonntagsspaziergänge. Jetzt mußt du mir aber auch verraten, warum du hier sitzt. Welche Rolle spielt Kuno in der Welt der Eier?«
    »Darüber kann ich im Augenblick noch nicht sprechen. Ich möchte dich erst zu einem Einbruch einladen.«
    »Hat man dir an der Grenze nicht gesagt, daß das bei uns strafbar ist?«
    »Es gibt keine Kontrollen mehr. Du fährst einfach durch.«
    »Bei wem willst du einsteigen? Bei dem, den dir dein Mittelsmann genannt hat? Wie heißt er?«
    »Auch Deutsch, was mich anfangs verwirrt hat. Jakob Deutsch. Selbst die Initiale des Vornamens ist dieselbe. Deswegen war ich sehr mißtrauisch und glaubte zeitweilig sogar, Josef Deutsch hätte mich reinlegen wollen.«
    Er leerte sein Glas. Die Neige bestand nur aus geschmolzenen Eiswürfeln mit Zitronengeschmack.
    Derweil blieb ich bei dem, was ich mir schon vor Tagen vorgenommen hatte, nämlich mich bei diesem Fall über nichts mehr zu wundern. Egal unter welchem Aspekt man ihn betrachtete, egal von welcher Seite man ihn anpackte, immer und überall stieß man auf Kuno und Jakob.
    Van der Wimst zwinkerte. »Du siehst, wir müssen zurück an den Ort unseres letzten Rendezvous.«
    »Für mich sah es so aus, als hätten die Hühner selbst die Eier in die Bodennester gelegt. Überflüssig, da zu schnüffeln.«
    »Da will ich auch nicht wieder hin. Mich interessieren die beiden großen Lagerhallen mit den Solarpaneelen.«
    »Das sind Kühlhallen«, sagte ich. »Hätte ich das gewußt, hätte ich mir lange Unterhosen angezogen.«
    *
    »Im Rückspiegel kannst du sehen, warum es mit der Rechnung so lange gedauert hat«, sagte ich. »Kuno mußte uns noch Begleitschutz organisieren.«
    »Shit!« Van der Wimst schlug aufs Lenkrad. »Hat der Matjes mich doch erkannt.«
    »Quatsch.« Ich verschaffte ihm einen groben Überblick über Kunos Aktivitäten auf dem Münstereifeler Immobilienmarkt und erklärte ihm, wo und wie sich dabei des Barden und meine Wege gekreuzt hatten.
    »Bist du dir sicher, daß er mich nicht gesehen hat?«
    »Absolut.«
    »Okay, hängen wir sie ab.«
    Er sagte das mit einem Optimismus, den ich nicht so recht teilen mochte. Wir saßen nämlich in einem altersschwachen 305er Peugeot Kastenwagen mit einem ebenso lauten wie impotenten Dieselmotor. Wenn ich mich nicht täuschte, waren unsere Verfolger da ein wenig besser ausgerüstet. Ihr fahrbarer Untersatz sah nach einem BMW aus.
    Und so war es auch. Auf der B 51 in Richtung Blankenheim holte van der Wimst zwar das letzte aus dem Peugeot heraus, aber unsere Jäger blieben mühelos im Abstand von fünfzig, sechzig Metern an uns dran.
    »Du mußt nach hinten klettern«, rief van der Wimst.
    »Wegen der Gewichtsverteilung?«
    »Du drückst die Heckklappe auf und schießt. Im Handschuhfach ist ein Revolver.«
    »Du hast wohl zu viele Highway- Krimis geguckt, wie? Ich kann doch nicht einfach auf die Leute ballern.«
    »Hast du eine bessere Idee?«
    »Ich könnte sie mit dem Gerümpel aus dem Laderaum bewerfen.«
    »Gerümpel?! Das ist mein Laptop, die

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