Ritterturnier auf Schreckenstein
Westflügel.
„Endlich!“ Andi vernahm Amandas Stimme. „Endlich!“ bekräftigte er. „Wann können wir uns sehen?“
„Ich bin morgen beim Friseur in Wampoldsreute…“
„Optimal“, sagte er. „Ich auch.“
Der Besuch fiel in die Arbeitsstunde, das war nicht zu vermeiden.
„Je schneller, desto besser!“ meinte auch der Rex, den Ottokar sofort verständigt hatte. „Holt mich, wenn sie da sind!“
Ein kleines Empfangskomitee genügte. Für zwei Besucher vier Mann.
Ottokar, Stephan, Dampfwalze und Mücke arbeiteten in ihren Zimmern bei angelehnten Türen. Die Korridorfenster gegenüber standen offen. Sie alle führten zum Burghof. So war das Rumpeln der Bohlen der Zugbrücke nicht zu überhören. Ohne das Silentium mit Geschwätz zu stören, eilten drei zum Portal und die Freitreppe hinunter, Ottokar die große Treppe hinauf zum Rex.
Der schwere Wagen hielt an.
„Guten Abend!“ sagte Stephan, die Fahrertür öffnend. Eine Parfümwolke traf ihn, doch er wankte nicht. Auf der anderen Seite wurde Udo von Dampfwalze in Empfang genommen.
„Guten Abend!“ Ganz in Rosa und mit viel Armschmuck rasselnd, kroch die Mutter aus der Limousine. „Hätte nicht gedacht, daß ich heute noch auf diesen schrecklichen Schreckenstein komme!“
Stephan überhörte den Satz, und Mücke unterlief ihn: „Hatten Sie eine angenehme Fahrt?“
Das überhörte die rosa Mama ihrerseits und sagte: „Machen wir’s kurz: Wo ist das Motorrad?“
„Kommt sofort!“ Stephan verneigte sich wie ein perfekter Hausdiener. „Außerdem möchte Sie Direktor Meyer begrüßen.“
„So viel Zeit hab’ ich nicht!“ Ärgerlich klapperte die rosa Mama mit ihren Kolbenringen.
„Da kommt er schon!“ Mücke deutete zur Freitreppe, die der Rex, gefolgt von Ottokar, herunterschritt.
„Guten Abend!“ rief er der rosa Mama launig entgegen. „Mußten Sie sich eigens die Mühe machen…“
Noch kühl im Ton, aber von seinem Kavaliersgehabe schon unterwandert, antwortete sie: „Ich will sichergehen,“ daß das Lieblingsspielzeug meines Mannes wieder an seinen Platz kommt!“
Jetzt küßte der Rex ihr auch noch die Hand, ohne von einem Kolbenring verletzt zu werden. Die rosa Mama zirpte.
Auf der anderen Seite der Limousine fiel der Empfang sperriger aus. „So. Auch mal wieder hier?“
„Wenn ihr fremdes Eigentum verschwinden laßt…“
„Wenn ihr nicht in Neustadt bleiben könnt…“
„Wenn ihr uns nicht in Ruhe laßt…“
Hier reichte es Dampfwalze. „Hol’ deinen Schlitten und verschwinde!“ Mit einer Pranke schob er Udo zur Lehrergarage. Ottokar und Stephan folgten. Kontrolle ist besser als Mißtrauen, dachten sie sich.
„Udo, holst du das Motorrad?“ rief die Mama hinter ihnen her.
„Ja, Mama.“
„Braves Bübchen!“ brummte der Muskelprotz.
„Darf ich Ihnen wirklich nichts anbieten?“ fragte der Rex die rosa Mama.
„Danke. Ich lasse meinen Sohn jetzt nicht mehr aus den Augen.“
In der Lehrergarage, angesichts des glänzenden Monstrums, lockerte sich der Ton. „War eine lange Nacht für euch“, meinte Stephan.
Udo betrachtete die Maschine genau und grinste. „Wir mußten schwer schwindeln, um die Weiber rauszuhalten.“
Dampfwalze zog die Mundwinkel runter. „Wärt ihr gleich in den Bus gestiegen…“
„Ohne Frühstück?“
Ottokar lachte. „Ihr wolltet noch mal Wirbel machen. Kann ich verstehen.“
Gemeinsam schoben sie das schwere Fahrgerät über das leicht ansteigende Katzenkopfpflaster des Burghofs.
„Na, Gott sei Dank!“ rief die rosa Mama.
Der Rex lächelte. „Bei uns kommt nichts weg!“
Kokett sah ihn die rosa Mama von der Seite an. „Aber es herrschen rauhe Sitten bei Ihnen.“
„Nun, was man so aus Neustadt hört…“, konterte der Rex belustigt.
„Das wird ein Nachspiel haben!“ versprach die rosa Mama.
„Wir hoffen es!“ Ruhig sah ihr der Rex in die Augen. „Vorurteile schaden auf die Dauer.“
Der Motor heulte auf. „Scheint in Ordnung!“ meint Udo. „Wer hat sie eigentlich rübergefahren?“
Die vier Ritter grinsten.
„Das ist eine lange Geschichte“, sagte Mücke. „Ein andermal.“
Udo setzte den Helm auf und schnallte den zweiten hinter sich fest. „Mama, wir können!“
„Vielleicht solltest du unterwegs tanken“, empfahl Dampfwalze.
„Ach, so ist das! Ihr macht mir Spaß.“
Stephan grinste in den Helm. „Dafür geben wir uns auch alle Mühe.“
„Du bleibst dicht vor mir!“ befahl die rosa Mama, ehe sie einstieg. Udo fuhr
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