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Ritualmord

Titel: Ritualmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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entdeckte er ein kleines Lagerfeuer, ungefähr hundert Meter abseits der Straße zwischen den Bäumen. Er hielt an, stieg aus und ging quer über ein Rapsfeld zum Wald. Meist schlief der Walking Man um diese Zeit, aber nicht so heute. Er saß mitten auf dem Feld und starrte über das Feuer hinweg zum Farleigh Park, der am Fuß des mondbeschienenen Abhangs lag. Zuerst 
    wirkte er irgendwie beunruhigt. Er hob die Hand, um Caffery zu begrüßen, sah ihn aber nicht an und kratzte sich versonnen am Bart. Erst als Caffery erklärte, was er wolle, und ihm noch eine Tüte Krokuszwiebeln gab, reagierte der Walking Man. Er goss noch einen Liter Cider in den Punsch, den er in seinem Kessel zusammenbraute. Und als sie es sich mit dampfenden Bechern und angezündeten Zigaretten bequem gemacht hatten, begann er zu reden.
    »Beim ersten Schnitt in seine Nase hat er mich gebissen.« Er hielt die schmutzige Faust hoch und drehte sie im Feuerschein. »Keine Ahnung, wie, aber er hat den Kopf von dem Bügelbrett gedreht und mich gebissen. Hat die Zähne in mein Handgelenk geschlagen wie ein Haifisch, und einen Moment lang dachte ich, es ist vorbei.«
    Caffery lag auf dem Boden, die Zigarette zwischen den Lippen; er schloss die Augen und versuchte, sich das alles vorzustellen: Craig Evans, mit Paketkleber an ein Bügelbrett gebunden, und mit blutüberströmtem Gesicht. Er wusste, wie Evans vor dem Überfall ausgesehen hatte, denn er kannte die Fotos, aber wenn er die Augen fest zusammenkniff, konnte er Evans' Gesicht durch das ersetzen, das er in seiner eigenen Phantasie sehen wollte - das von Ivan Penderecki.
    »Ich hab ihm seitlich gegen den Kopf geschlagen, und da war er fast wieder ohnmächtig. Er ließ los, und ich packte ihn bei den Haaren und wickelte ihm das Klebeband um Kopf und Bügelbrett. Jetzt sah man nur noch sein Gesicht, seine Hände und...«, er machte eine Pause, »...seinen Schwanz und die Eier. Die hab ich sofort rausgeholt. Reißverschluss auf, und da waren sie schon. Sie hingen die ganze Zeit da - nur, wissen Sie, nur, um mich zu erinnern.«
    »Und dann?« Er konzentrierte sich auf Pendereckis Gesicht in seinem Kopf. »Wie ging es weiter?«
    »Ich hab ihm weiter die Nase abgeschnitten.«
    »Wie war das?«  

    »Haben Sie schon mal ein Hühnchen zerteilt, sonntagmittags bei Tisch? Hab ich früher dauernd gemacht - vor Evans. Wissen Sie, wie es sich anfühlt, wenn man ein Bein abschneidet, um es auf den Teller zu legen? Dieses Reißen? So war es.«
    Cafferys Hände zuckten. Er biss die Zähne so fest zusammen, dass sie knirschten. Er sah alles vor seinem geistigen Auge: den schreienden Penderecki, das Klicken und Reißen der Knorpel, als das Messer durch seine Nase schnitt.
    »Die Augen gingen leichter, als ich dachte. Ich hätte nie vermutet, dass ich jemandem so die Daumen in den Schädel drücken könnte, aber es ging. Er wurde wieder bewusstlos.«
    »Und Sie haben gewartet?«
    »Ich wartete, bis er wieder zu sich kam. Er wollte sich bewegen - um sich schlagen -, aber das konnte er nicht. Gekotzt hat er auch. Ungefähr alle zehn Minuten hat er gekotzt.« Einen Moment lang war es still. Als der Walking Man weitersprach, hörte er ein Lächeln in seiner Stimme. »Aber das Beste kommt erst noch.« »Ja?«
    »O ja.« Jetzt kicherte er. Caffery kämpfte gegen den Drang, die Augen zu öffnen. Wenn er es täte, würde er sicher einen grinsenden Gnom sehen, der ihn angackerte. »Ja. Das Beste war, als ich ihm den Schwanz abgeschnitten hab. Das hat mir mehr Spaß gemacht als alles andere.«
    »Spaß?«
    »Ja, Jack Caffery, Polizist. Spaß. Denn darüber wollen wir hier ja sprechen. Über den Spaß, den ich dabei hatte. Ich werde nicht anfangen zu weinen, ich werde niemals, niemals Reue zeigen - was immer Sie vielleicht erwarten. Ich bin hier, um Ihnen zu erzählen, dass es mir den größten Spaß meines Lebens gemacht hat, diesem Mann die Eier abzuschneiden. Ich hielt sie in der Hand. Ich zog sie so weit zurück, wie die Haut sich strecken ließ. Und dann fuhr ich mit der Klinge darüber; und sie ging durch, ohne dass ich drücken musste. Und die  

    Haut schnappte wie ein Gummiband zum Körper zurück, und ich hatte seine Hoden in der Hand.«
    Caffery schluckte und bemühte sich um eine feste Stimme. »Und dann? Was dann?«
    »Und dann der Penis. Den hab ich langsam abgeschnitten. Er wurde immer wieder ohnmächtig, und dann musste ich warten, bis er wieder zu sich kam.«
    »Und wie war das?«
    »Wie wenn Sie ein Steak

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