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Ritualmord

Titel: Ritualmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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jetzt, warum sein Kopf immer so groß wirkt. Er trägt eine SM-Maske aus Gummi.
    Mossy lässt das Gitter los und weicht ins Zimmer zurück. Skinny hat sich in einer Ecke verkrochen.
    »Was denn?«, schreit Mossy ihn an. »Was guckst du so? Was will er denn...«
    Das Schloss rasselt, das Gitter öffnet sich, und bevor Mossy irgendwas machen kann, ist der Onkel im Zimmer. Alles geht so schnell, dass Mossy sich nachher kaum an etwas erinnern wird. Er wird nicht wissen, ob Skinny ihm geholfen hat oder was passiert ist. Er weiß nur, er ist gerade noch zum Badezimmer gerannt, und im nächsten Moment liegt er rücklings auf 
    dem Sofa, und die ganze Luft pfeift aus seiner Lunge, und jemand sitzt auf ihm. Es ist, als hätte ihn ein Stier auf die Hörner genommen, denn der Onkel ist schnell und sehnig und so stinksauer, dass man fast glaubt, er könnte die Wände mit bloßen Händen auseinanderreißen.
    Mossy will sich wehren, aber er kriegt keine Luft. Er liegt auf dem Sofa, ringt nach Atem, kann nichts sehen, kann nicht schreien. Jemand hockt rittlings auf ihm - er weiß nicht, wer, denn etwas bedeckt seine Augen, aber er vermutet, dass es sich um den Onkel handelt, weil er so stark ist. Sein ganzes Gewicht lastet auf Mossys Brust und presst die Luft heraus. Er fühlt, wie die Lungenwände zusammengedrückt werden, und er weiß, dass er in ein paar Sekunden an den Rand des Todes gekommen ist.
    Er hört die Geräusche, die aus seiner eigenen Kehle dringen, erstickte Geräusche, als er nach Luft schnappt, und über sich hört er, wie der Onkel unter der Maske atmet - hart und rau wie ein Pferd. Dann packt jemand seinen Arm; er will sich losreißen, aber er kann nicht. Ein kaltes, vertrautes Gefühl an seinem Arm: ein Stich. Er will sich loswinden, aber die Nadel ist schon drin, und beinahe sofort - viel schneller als bei Heroin - füllt sein Kopf sich mit Silber, Energie schießt in seinen Körper, Stimmen versammeln sich in seinem Schädel, und dann ist es vorbei. Sein Kopf sinkt nach hinten, und er liegt da und bewegt kraftlos den Arm, während der Rest der Flüssigkeit in seine zerfetzte Vene gepumpt wird.
    Danach ist es still; vielleicht warten Skinny und der Onkel ab, um zu sehen, was er tun wird. Dann steigt der Onkel grunzend von ihm herunter. Mossy versucht gar nicht aufzustehen. Es ist ihm egal. Er liegt auf dem Rücken, der Arm hängt schlaff herunter, und die Finger berühren den Boden. Sein Blick wandert über die Decke. Er sieht Städte und Berge da oben, Sterne und Wolken. Er schwebt, er fliegt, und alles andere ist unwichtig. Unwichtig, dass der Onkel irgendwo in der Ecke ein Gerät 
    einstöpselt. Unwichtig, dass er hört, wie eine elektrische Säge eingeschaltet wird. Wichtig ist nur, dass er weiter so fliegt, denn so hat er das Gefühl, die Sterne erreichen zu können, wenn er es sich nur fest genug wünscht.
    43
    18. Mai
    Das ist wegen der Versicherung«, sagte Tay. Sie hockte hinter der Empfangstheke und fuhr mit einem manikürten Fingernagel an den DVD-Hüllen entlang, die säuberlich etikettiert und aufgereiht dastanden. »Ich zahle erheblich niedrigere Prämien, wenn ich diese Kameraüberwachung habe. Ich meine, manche der Leute, die zu uns kommen, sind in einem ziemlich aufgelösten Zustand, und da kann man nie wissen.«
    »Genau«, wiederholte Chloe. »Da kann man nie wissen.«
    Caffery stand in einigem Abstand zu Tay. Er wollte sich den vernichtenden Blick ersparen, den er ganz sicher kassieren würde, wenn sie den Zigarettenrauch an ihm roch. »Sie haben da vorhin etwas erwähnt, Tay«, sagte er, während sie die Etiketten las, zwei Schachteln herauszog und auf die Theke legte. »Sie haben gesagt, Ibogain werde rituell verwendet.«
    »Bei den Bwiti.« Sie schob die Brille, die auf ihrer Nase saß, hoch und ging noch einmal in die Hocke, um die letzten DVDs durchzusehen. »Sie benutzen es, um mit ihren Vorfahren Kontakt aufzunehmen.«
    »Das ist so etwas wie ein schamanisches Ritual?«
    Sie blickte zu ihm auf.
    »Ein Schamane«, erklärte er, »ist so was wie ein Medizinmann.« 

    »Davon verstehe ich nichts. Mich interessiert der biochemische Aspekt, nicht der anthropologische.«
    »Wissen Sie denn, ob es noch auf andere Weise benutzt wird, bei anderen Varianten von afrikanischer Magie? Als Heilmittel zum Beispiel?«
    Sie schüttelte den Kopf, richtete sich auf und legte noch drei DVDs auf den Stapel. Dann zog sie eine braune Tüte unter dem Schreibtisch hervor und legte sie daneben. »Das ist

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