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Ritualmord

Titel: Ritualmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Secret Service streiften auf dem Gelände umher und funkelten die Journalisten böse durch das schmiedeeiserne Tor an.
    Sie fuhr noch fast zwei Meilen weiter, parkte an einer Hecke, zog ihre Laufschuhe an, ohne sie zuzubinden, lief über das Feld zu dem kleinen Schwingtörchen am Ende des Weges und zeigte dem dort postierten Police Corporal ihren Dienstausweis.
    Der Teich unten im Tal war umgeben von Ausrüstung und Fahrzeugen; der Mercedes-Van der Einheit stand in der Mitte. Niemand befand sich im Wasser, aber an der zentral platzierten orangegelben Boje sah sie, dass Dundas den Teich kreissektorenweise absuchte. Bei einem solchen Gewässer hätte sie sich für das gleiche Suchraster entschieden: Der Teich war rund und so klein, dass ein Taucher genügte. Nur - und diese Erkenntnis schien ihr völlig logisch — Misty Kitsons Leiche lag nicht in diesem Teich. Da war Flea ganz sicher. Man würde Misty Kitson irgendwo sonst finden, auf dem Sofa in irgendeinem Apartment in Chelsea oder auf dem Flughafen Heathrow, wo sie gerade in die Karibik fliegen wollte, aber nicht in diesem Teich.
    Sie ging durch das Schwingtörchen und weiter den Weg zwischen einem Rapsfeld und einer Wiese entlang und suchte unter den Leuten, die sie sah, nach Dundas. Einer von ihrem Team sprach mit einem Mann im Anzug, den sie als einen Chief Inspector vom E District erkannte. Es war ein Detective Chief Inspector, nicht weil Misty Kitson schwerer zu finden sein würde als irgendeine andere vermisste Person, sondern weil die Presse ihnen im Nacken saß und sie deshalb möglichst hochrangig vertreten 
    sein mussten. Als sie näher kam, entdeckte der PC sie. Er unterbrach sein Gespräch, aber statt auf sie zuzukommen, deutete er stumm den Hang hinauf. Das Feld stieg dort wellig an und endete auf dem Kamm an einer kleinen Baumreihe.
    Sie erkannte die winzige Gestalt, die vor den Bäumen gerade noch sichtbar war, an der roten Mütze. Dundas entfernte sich vom Teich, und in seinem Gang lag etwas seltsam Trauriges. Sie zögerte und lief dann den Hang empor.
    »Rich?«, rief sie, als sie näher kam. »Rich?«
    Sie bemerkte, wie er zögerte und sich dann umdrehte, und erschrak, als sie sein Gesicht sah. »Scheiße«, murmelte sie und hastete mit schlappenden Turnschuhen weiter. »Rich? Was ist los?«
    Er schüttelte den Kopf und atmete tief durch.
    »Was denn?«
    Er sah krank aus, und als sie die Hand ausstreckte, um ihn zu berühren, ließ er sich schwer ins Gras fallen, als hätte er einen Schwächeanfall.
    »Rich.« Sie hockte sich neben ihn und legte ihm einen Arm um die Schultern. »Mein Gott, was ist passiert?«
    »Jonah«, sagte er schließlich. »Faith hat mich eben angerufen.«
    »O Gott.« Flea klopfte ihm auf den Rücken. Wenn es einen Pfahl in seinem Fleisch gab, dann war es sein verdammter, nichtsnutziger Sohn. Dauernd in Schwierigkeiten, und dauernd brachte er seine Probleme mit nach Hause. Alle hatten die Nase voll von ihm, auch Dundas, der sich inzwischen weigerte, sich einzumischen oder ihm aus der Klemme zu helfen. Er hatte gelernt, Jonahs Probleme über sich hinwegrollen zu lassen. Aber irgendetwas schien jetzt anders zu sein. »Was hat er diesmal angestellt?«
    »Das ist es ja. Es ist kein >diesmal<. Es ist nicht wie sonst.« Dundas hob den Kopf, und an seinen rot geränderten Augen sah sie, dass er Angst hatte. »Er ist verschwunden.« 

    »Verschwunden? Wohin verschwunden?«
    »Faith hat gestern Abend eine Party für ein paar Freunde gegeben. Jonah sollte auch kommen, aber er ist nicht aufgetaucht.«
    . Flea kippte nach vorn auf die Knie und rieb sich die Beine. Ihr war unbehaglich zumute; sie wollte es nicht sagen, weil Dundas so elend aussah, aber Junkies, besonders diejenigen, die auf den Strich gingen, um ihre Sucht zu finanzieren, waren nicht eben die zuverlässigsten Menschen. Sie schaute hinunter zu ihrem Wagen, dessen Dach im Sonnenlicht blitzte. Sie musste zu Kaiser.
    »Ich weiß, was Sie denken«, sagte er. »Sie denken, dass Leute wie er ständig irgendwo nicht auftauchen. Und Sie haben recht - er ist eine Niete und ein Stück Scheiße und nicht wert, dass Faith sich die Schuhe an ihm abwischt, und, jawohl, er hat ein paar schreckliche Sachen getan, aber wenn es um die Familie geht, hält er immer, was er verspricht.«
    Flea hörte auf, sich die Beine zu reiben. Sie glaubte Dundas. Er war integer wie niemand sonst, den sie kannte, und wenn er meinte, auf seinen Sohn sei Verlass, dann war es auch so. »Okay«, sagte sie.

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