Ritualmord
wirklich nicht mein Gebiet, Mr. Caffery. Wir hatten einen Wissenschaftler hier, der sich für unsere Arbeit interessiert. Der wird Ihnen so etwas beantworten können. Ich habe ihm Zugang gewährt - wegen der Publicity -, aber mich nicht beteiligt, denn das war in der ersten Zeit, als ich vorbereitende Behandlungen durchführte.«
»Er kam her und beobachtete alles«, erklärte Chloe wichtigtuerisch. »Wissen Sie, für seine Forschung.«
»Und was hat er damit angefangen?«
»Er hat uns erzählt, er wolle es veröffentlichen. Das machen sie doch alle, oder? Diese Wissenschaftler.« Tay beugte sich an Chloe vorbei und klapperte auf der Computertastatur. Ein Drucker unter der Theke erwachte summend zum Leben. »Wir benutzen seine Privatadresse, weil er fast nie in die Uni geht.« Ein Blatt schob sich ihr in die Hand, das sie Caffery mit einem Lächeln reichte. »Er ist sehr entgegenkommend, und über Ibogain und seine rituelle Verwendung wird er Ihnen endlose Vorträge halten.«
Caffery nahm das Blatt und warf einen Blick auf den Namen. »Kaiser Nduka«, murmelte er. Ein deutsch klingender Vorname und ein afrikanischer Nachname. Er hatte ihn schon einmal gesehen; er stand auf Marilyns Beraterliste. Sie hatte ihn markiert, weil er ganz in der Nähe wohnte. »Okay.« Er nahm die DVDs von der Theke und schob sie in die Tüte. »Die schicke ich an die Multimediaeinheit in der Zentrale und lasse sie analysieren. Und vielleicht werde ich dann Mr. Nduka besuchen.«
»Grüßen Sie ihn von uns.« Chloe winkte mit den Fingerspitzen.
»Ja«, sagte Tay und hielt ihm die Tür auf, und wieder sah sie Caffery mit diesem kühlen, ein wenig geringschätzigen Lächeln an. Einen Moment lang glaubte er, sie werde schnuppern und wegen des Zigarettengeruchs die Nase rümpfen, doch das tat sie nicht. Sie nickte, als er hinausging. »Bitte tun Sie das. Grüßen Sie ihn von uns.«
Misty Kitson mochte ein Junkie sein wie Jonah, aber sie war ein hübscher und berühmter Junkie. Und das war ein Unterschied. Flea und Dundas wussten beide, auch als Sohn eines Polizisten war Jonah ein Stricher, und sein Verschwinden würde man unter den Teppich kehren. Sie riefen den diensthabenden Inspector auf dem Revier Trinity Road an, das Faiths Wohnung am nächsten lag, und veranlassten ihn, eine Vermisstenmeldung aufzunehmen. Aber es klang wenig überzeugend, als er versprach, der Sache Vorrang zu geben. Flea nahm sich vor, mit jemandem zu reden, den sie persönlich kannte.
Caffery. Sie hatte das seltsame Gefühl, dass er für jemanden wie Jonah den Kopf hinhalten würde. Sie wusste nicht, warum, aber sie hielt ihn für den einzigen Menschen, der nicht aufgeben würde, bis er ihn gefunden hätte. Aber er war nicht in Kingswood; sie bekam dort seine Handynummer, aber sein Telefon war abgeschaltet, und erst nach einigem Suchen fand sich jemand, der gehört hatte, dass Caffery zur Multimediaeinheit in der Zentrale wollte, um sich dort Videoaufzeichnungen einer Überwachungskamera anzusehen. Vielleicht würde sie ihn dort erwischen. Portishead lag auf dem Weg zu Kaiser. Als sie das Team organisiert und einen neuen Supervisor eingesetzt hatte, damit Dundas sich auf den Weg zu Faith machen konnte, kehrte sie zu ihrem Auto zurück.
Sie hatte gerade die Tür geschlossen und wollte den Motor starten, als ein kleiner Mann mit stämmigen Beinen und
durchdringendem Blick neben dem Wagen auftauchte und an die Scheibe klopfte. Sie schaltete die Zündung ein und ließ das Fenster herunter. »Sind Sie Sergeant Marley?«
»Was kann ich für Sie tun?«
»Ich bin der polizeiliche Fahndungsberater.«
Der Fahndungsberater - der Mann, der die Suchparameter festgelegt und ihr Team in den Teich geschickt hatte. Sie hatte ihn noch nie gesehen. Die Streifen wiesen ihn als Constable aus. »Ah ja«, sagte sie unbeeindruckt und legte den Sicherheitsgurt an. »Ich habe Urlaub. Sprechen Sie mit jemand anderem aus dem Team.«
»Das würde ich tun, aber mit Ihrem Team stimmt heute etwas nicht. Eine Zeit lang dachte ich, die stellen die Suche überhaupt ein.«
»Wir hatten ein Personalproblem«, erklärte sie, »aber wir haben einen neuen Supervisor eingesetzt, und der hat alles im Griff. Wir haben höchstens eine Stunde verloren. Okay?«
Sie drückte auf den Knopf, um das Fenster zu schließen, aber der Fahndungsberater legte die Hand oben auf die Scheibe.
»Ich hätte da gern noch jemanden zusätzlich dabei«, sagte er. »Mir wäre dann sehr viel wohler. Vielleicht
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