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Ritualmord

Titel: Ritualmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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gesagt.«
    Faith sah zu ihrem Mann auf, und ihre Brust hob und senkte sich. »Und jetzt schau«, schluchzte sie, »jetzt schau.« Sie vergrub das Gesicht an seiner Brust, und ihre Stimme wurde immer schriller. »Schau, was passiert ist. Jetzt werden sie ihm die Hände abschneiden, wie sie es bei diesem anderen armen Jungen getan haben, und wenn sie das tun, wenn sie mit ihm machen, was sie mit dem anderen gemacht haben, dann muss ich auch sterben. Hörst du? Dann muss ich auch sterben.«
    Bei diesen Worten wurde Dundas sehr still. Er hob den Kopf und sah Caffery an. Er sagte kein Wort, aber sein Blick sprach Bände. Beide wussten, was der andere dachte.
    »Ah... Faith?«, sagte Caffery. »Warum, wie kommen Sie darauf, 
    dass so etwas passieren könnte? Was Sie da über seine Hände sagen? Warum sagen Sie das?«
    »Weil er hier war«, flüsterte sie. »Hier in der Wohnung. Er kam manchmal her. Jonah hat es mir erzählt.«
    »Wer kam manchmal her?«
    »Er. Der arme Junge.«
    »Mallows}« Caffery warf Dundas einen Blick zu und sah, dass diese Worte auch ihm einen Schlag versetzt hatten. »Faith? Sie wollen sagen, Jonah kannte Ian Mallows?«
    »Sie waren gut befreundet.«
    Cafferys Gedanken bewegten sich sehr langsam - langsam, aber klar: Jonah und Mossy. Jonah und Mossy. Er hielt das Gesicht dicht an die Scheibe und starrte an den Rinnsalen des Kondenswassers im Innern des Doppelfensters vorbei nach unten. Die braunen Rasenflächen und Parkplätze sechzig Meter unter ihm sahen aus, als gehörten sie zu einer anderen Welt. BMs Stimme hallte in seinem Kopf nach: Er hat gesagt, da würde Leuten was zustoßen. Ich erinnere mich jetzt - er sagte: Da sind ein paar kranke Typen unterwegs, BM, und ich weiß nicht, wen sie alles verletzen würden, wenn es nicht Leute wie mich gäbe - all die blöden Scheißer, die aufgeben, ohne sich zu wehren.
    Am Ende wurde ihm die Angst und das Elend in Jonahs Apartment unerträglich. Er rief eine Familienbetreuerin für das Ehepaar Dundas, und als sie kam, entschuldigte er sich, fuhr mit dem Lift die achtzehn Stockwerke hinunter und setzte sich in seinen Wagen, um die restlichen Anrufe zu erledigen. Er sprach mit dem Inspector vom Revier Trinity Road, dann mit seinem Ermittlungsleiter. Eine halbe Stunde später hatte er auch jene Hälfte der Teams zurückbeordert, die noch dabei war, die Drogenberatungen abzuklappern, und ließ sie stattdessen hier von Tür zu Tür gehen. Dann versuchte er, Flea auf dem Diensthandy zu erreichen, obwohl er wusste, dass sie 
    nicht drangehen würde. Der zuständige Sergeant zeigte sich verständnisvoll und gab ihm Fleas Privatnummer, aber der Anruf dort wurde geradewegs auf die Voicemail umgeleitet. Er wusste nicht, was er sagen sollte, und legte auf.
    Eine Weile blieb er sitzen und beobachtete eine Bande Hoodies, die aus dem Hausflur des Hochhauses zu ihm herausstarrten. Diese Kids rochen einen Bullen schneller, als sie spucken konnten. Und er dachte über das Geld nach, das Jonah hatte verdienen wollen. Achtzehnhundert Pfund. Nur ein kleines bisschen mehr als das, was TIDARA für einen Entzug berechnete. Die Broschüre lag auf dem Beifahrersitz, und er nahm sie in die Hand und starrte auf die knorrige Wurzel mit dem Kugelschreiberkringel. Noch einmal griff er zum Telefon und rief die Multimediaeinheit in Portishead an: Wenn sie die Videoaufnahmen von Mossy gefunden hätten, sollten sie ihm ein Standfoto von dem Typen im weißen Hemd auf sein Handy schicken. Dann startete er den Motor und rollte ganz langsam aus der Wohnsiedlung.
    Er dachte wieder an das Ibogain. Ibogain und Kaiser Nduka, der alles über seine Verwendung in religiösen Ritualen wusste. Er wohnte in den Mendip Hills, nicht weit weg, nur eine Ausfahrt weiter an der M4. Das Team könnte hier weitermachen, und er hätte Zeit hinzufahren und wieder zurückzukommen. Ohnehin hatte er das Gefühl, dass Nduka für die Ermittlungen wichtig war.
    Nduka lebte in einem Teil von Somerset, der aussah wie Frankreich: Heruntergekommene Steinhäuser standen an baumgesäumten schmalen Straßen, die sich durch die Hügellandschaft schlängelten.
    Caffery fuhr gemächlich durch Wolken von Mücken und musste einmal anhalten, um eine Reihe von Pferden aus einer Reitschule vorbeizulassen. Die Einfahrt war leicht zu finden; in der Hecke stand ein ovales Holzschild mit der Inschrift »Dear Holme«, so wie es aussah, ein Überbleibsel aus der Zeit, 
    als das Haus gebaut worden war. Als er die Straße verlassen

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