Ritualmord
Damit die sehen, dass die Ware echt ist.«
Nduka strich sich mit einer Hand über die Stirn. »Ich weiß nicht, wovon Sie da reden.«
»Sie geben das Ihren Kunden.«
»Wie bitte?«
»Ich habe gesagt...« Caffery knirschte mit den Zähnen und deutete mit dem Finger auf ihn. »Ich habe Sie gefragt, ob das, ob die da« - er deutete auf die Reihen der Kassetten im Wandschrank -, »sind das Videos, die Sie Ihren Kunden geben?«
»Sie sind sehr alt.«
»Es ist mir scheißegal, wie alt sie sind. Das war nicht die Frage. Die Frage ist, sind es Videos, die Sie Ihren Klienten geben?«
»Der junge Mann war einverstanden mit dem, was ihm passiert ist. Er hat es erlaubt. Aber vielleicht bedeutet Ihnen menschliche Zustimmung nichts. Ich weiß zwar zu schätzen, dass Sie hier sind, aber wenn Sie mich verhaften wollen, verhaften Sie mich deswegen.« Er hob die Hand und deutete zu den Außengebäuden hinaus. »Wegen der magischen Pilze, die
ich da züchte, wegen des Cannabis, des Gras und all der anderen Sachen. Ehrlich gesagt, wissen Sie, wäre mir das ziemlich willkommen. Vielleicht würde die Publicity dafür sorgen, dass die Universität aufhört, mich wegen meiner Forschungserfolgsquote zu drangsalieren. Dafür sollten Sie mich verhaften, nicht wegen...«
»Halten Sie den Mund«, sagte Caffery eisig. »Halten Sie einfach den Mund.«
Nduka lächelte ihn heiter, beinahe freundlich an, als säßen sie an einem sonnigen Nachmittag bei einer schönen Tasse Tee zusammen. Und sehr gelassen stand er auf und griff nach der Gartenschere.
»Nichts da, verdammt!« Caffery hob seinen Knüppel und sprang seitwärts um den Kaffeetisch herum; er rutschte aus, kam aber noch rechtzeitig, um die Schere vom Tisch zu stoßen. Laut klappernd fiel sie zu Boden und drehte sich dort um sich selbst. Beide Männer wichen einen Schritt zurück, überrascht, wie schnell die Situation gewalttätig geworden war.
Nduka hob beide Arme, als hätte er nie die Absicht gehabt, auch nur in die Nähe der Schere zu kommen. Er holte tief Luft, wich unsicher ein paar Schritte zurück und blieb mitten im Zimmer stehen. Er wischte sich die Hände am Hemd ab, als wäre er ratlos und die Lösung des Problems bestände darin, seine Hände zu säubern.
»Los!«, befahl Caffery. »Zurück, zurück zum Sofa. So ist es richtig.«
»Natürlich.« Nduka blinzelte. Er setzte sich, und seine langen Beine reichten ihm fast bis zur Brust. Er schlang die Arme um den Oberkörper. »Natürlich.«
»Und bleiben Sie da.« Caffery stieß mit dem Finger in Kaisers Richtung. »Genau da.« Erst nach einigen Augenblicken, als er sicher war, dass Nduka sich nicht von der Stelle rühren würde, nahm er den Finger wieder herunter. Er ging zu einem Fenster und zog den Vorhang zur Seite. Fleas Auto
stand draußen in der Sonne. »Das ist Sergeant Marleys Wagen da draußen.«
»Wessen Wagen?«
»Sergeant Marleys. Sie wissen, vom wem ich rede.«
»Sie meinen Phoebe?«
»Was tut sie hier?«
»Sie besucht mich.«
»Weshalb?«
»In einer Privatangelegenheit.«
Caffery ließ den Vorhang los. »In einer Privatangelegenheit? Scheiße, wollen Sie mir erzählen, dass sie eine Freundin von Ihnen ist?«
Nduka antwortete nicht. Beinahe amüsiert sah er Caffery mit seinen unergründlichen braunen Augen an.
Caffery spürte, dass ihm das Blut in den Kopf strömte. »Was haben Sie mit ihr gemacht?« Seine Stimme klang ruhig, obwohl ihm der Schweiß in Strömen über den Rücken lief. »Wo ist sie?«
»Oh, sie ist...« Nduka rieb sich die Stirn. »Ja, sie ist beschäftigt.« Seine Hand bedeckte halb das Gesicht, aber trotzdem sah Caffery, dass sein Blick zum Korridor gehuscht war.
»Im Flur?« Er löste sich vom Fenster. »Muss ich da hinausgehen?«
Nduka gab keine Antwort. Er behielt die Hand, wo sie war, halb vor den Augen.
»Ja«, sagte Caffery. »Im Flur.« Er ging zur Tür, schlug die Plane zurück und spähte in die Dunkelheit. »Was ist da unten?«
Nduka ließ die Hand sinken. »Mein Haus. Es ist nicht sehr schön, das gebe ich zu, aber es ist mein Haus.«
»Dann zeigen Sie's mir.« Caffery winkte ihm. »Kommen Sie, Arschloch, zeigen Sie's mir.«
Nduka rappelte sich hoch, als hätte er Rückenschmerzen. Vorsichtig stellte er einen Fuß vor den anderen, wie bei einem
Tanz. In der Tür zog er die Brauen hoch und warf Caffery einen Blick zu.
»Sie zuerst.« Caffery stellte sich mit dem Rücken zur Wand und hielt seinen Knüppel mit beiden Händen fest.
Mit trauriger
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