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Ritualmord

Titel: Ritualmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Troja – und ein anderes zeigt Will Smith und Tommy Lee Jones mit Sonnenbrillen, und über ihnen lodern die Worte »Sie schützen die Erde vor dem Abschaum des Universums«. Mossy scharrt mit den Füßen. Der Teppich ist verschlissen und von fahl violetter Farbe. In der Ecke ein Gettoblaster, ein Wasserkocher, eine Packung Teebeutel und ein Paket Zucker.
    »Wo sind wir denn hier?« Er wirft einen Blick über die Schulter. Hinter ihnen befindet sich ein kleiner Korridor mit einem Fenster, aber die Scheibe ist kaputt, und davor sitzt ein Stahlgitter, auf dem das Wort »SITEX« eingeprägt ist wie auf den Platten, mit denen die Gebäudeverwaltung nach dem Toten auf dem Tisch die Fenster in dem Crackhaus gesichert hat. Es kommt ihm so vor, als hätte jemand angefangen, aus diesem Raum irgendwas zu machen, und dann Langeweile gekriegt, denn an manchen Stellen ragen blanke Drähte aus dem Putz, in die Wände sind Löcher geschlagen, und Mossy weiß, dass der einzige Ausgang die Luke ist, durch die sie hereingekommen sind. »Hier wohnst du, ja?«
    »Ja«, sagt Skinny. Er steht vor einem Holzschränkchen, das aus irgendeiner namenlosen Küche gerissen wurde und in dieser beschissenen Bude gelandet ist. »Ich wohne hier. Mein Zuhause.« Er nimmt etwas aus der Schublade und bringt es 

    Mossy, dessen Herz einen Satz macht. Er weiß, was drin ist, bevor Skinny es aufmacht, und seine Knie und sein Magen werden irgendwie flüssig.
    »Und?«, fragt er. »Was muss ich dafür machen?«
    Skinny antwortet nicht. Er streicht sich mit einem braunen Finger über die Oberlippe und schaut Mossy nicht in die Augen. Mossy grapscht nach dem Päckchen und verfehlt es. Skinny tritt ein paar Schritte zurück und bleibt stehen. Etwas in seinen Augen hat sich geschlossen, und sein Blick ist ausweichend.
    Mossy setzt sich wieder auf das Sofa. Er atmet schwer. »Komm, spuck’s schon aus. Was willst du? Keine schräge Scheiße, okay, nichts Rotes oder so was. Fisting ist okay, und du kannst dich auch ganz ausziehen.« Er reibt sich kurz den Sack und wirft Skinny einen verschlagenen Blick zu. »Und von mir gibt’s jede Menge, wenn du selber gefickt werden willst. Ich füll dich aus bis rauf ans Zäpfchen – so’n kleinen Typen wie dich.«
    Skinny setzt sich neben ihn auf das Sofa und sieht ihn so traurig an, dass Mossy schon wieder einen Flash hat und glaubt, sie wollen ihn umbringen.
    »Was denn?« Es soll unbekümmert klingen. »Was guckst du so?«
    »Blut«, sagt Skinny. »Nur ein bisschen Blut. Ein bisschen Blut, und du kriegst jede Menge Stoff. Und jede Menge Geld.«
    »Blut ? Ich hab doch gerade gesagt, ich mach keine schräge Scheiße. Nichts Rotes. Du wirst mich nicht rumprügeln, Süßer, nicht für allen Stoff der Welt.«
    »Eine Nadel.« Skinny klopft auf Mossys Ellenbeuge, wo er vorhin den Schuss gesetzt hat. »Ich stech ‘ne kleine Nadel hier rein und nehm ein bisschen Blut.«
    Es ist lange still. Mossy starrt auf seinen Arm und schaut dann hoch in Skinnys feuchte Augen. Skinny erwidert den Blick, und Mossy sieht Blut im Weiß seiner Augäpfel, als wäre 
    er krank. Aber er wirkt nicht bedrohlich, und überhaupt ist er zu mickrig, um hier einen großen Krach anzufangen – obwohl er drahtig ist und nicht aussieht wie ein Junkie; insofern wäre er im Vorteil, wenn es doch Ärger geben sollte.
    »Bist du ‘n Vampir?« Mossy lacht heiser und ein bisschen nervös. Aber Skinny schaut ihm nur weiter in die Augen, todernst. Also hört Mossy wieder auf. Er schluckt. Scheiße, das ist ihm alles zu irre. Er biegt Skinnys Finger von seinem Arm.
    »Und was hast du vor mit meinem Blut?«, fragt er gepresst. Irgendwas hier vermittelt ihm ein flaues Gefühl. »Was willst du damit machen? Trinken?«
    7
    13. Mai
    Caffery kam schneller, als er wollte. Vielleicht lag es am Stress des Tages, vielleicht an der langen Arbeitszeit, vielleicht auch an etwas anderem, aber kaum war er in Keelie eingedrungen, kaum hatte sie ihre Beine um seine Schultern geschlungen, war es vorbei. Sie lag mit hochgeschobenem Rock auf dem Rücksitz des Wagens, hielt seinen Kopf mit beiden Händen umfasst und zog sein Gesicht zu ihrem herunter. Wahrscheinlich hatte sie es nicht so schnell haben wollen, denn es dauerte eine oder zwei Minuten, bis er sie dazu bringen konnte, ihn loszulassen. Er richtete sich auf den Knien im Fußraum vor dem Sitz auf, schob ihre Beine weg und ließ sich seitwärts auf den Sitz fallen. Mit einer Hand lockerte er seinen Hemdkragen, die andere

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