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Ritualmord

Titel: Ritualmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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dir was: Ich mag Perverse. Wirklich. Ich liebe euch alle. Du kriegst von 
    mir die beste Show, die du je gesehen hast. Hast deine Videokamera eingeschaltet, oder?«
    Wie zur Antwort kommt aus dem Dunkel ein Klicken und ein Surren, und ein rotes Licht blinkt. Mossy legt den Kopf in den Nacken und lacht. Jetzt ist er auf vertrautem Terrain. Sie haben ihn alle schon gefilmt – viele, die sich selbst zusehen wollten, und andere, die sich zu sehr schämten für das, was sie taten, oder weil sie wussten, dass die Größe ihres Schwanzes sie demütigt, und sich später einen runterholen wollten, wenn er weg ist und nicht mehr lachen kann. Jetzt kapiert er, warum die Bezahlung so gut ist, und es ist ihm egal. Er kann sich entspannen.
    Skinny bewegt sich. Er kommt hoch und dreht das Ventil auf. Sein Gesicht ist ganz nah, und Mossy fragt sich, ob sie Freunde werden können. »Schrei«, flüstert Skinny. »Jetzt. Schrei.«
    Mossy tut es. Er lässt den Kopf auf das kratzige Sofa sinken und schreit.
    11
    14. Mai
    Brauche gar nicht zu fragen, worum es hier geht.« Die von der Stadt beauftragten Entsorgungsarbeiter, drei Männer in leuchtend roten Jacken mit der Aufschrift SITA, manövrierten ihr Schlauchboot an den Rand des Pontons. Einer von ihnen montierte den Hochdruckspüler und setzte die Düse auf den Schlauch. Ein anderer hielt den Finger unter den Abfluss und beobachtete das gleichmäßige Tröpfeln des Wassers, während sein Kollege den Druckspüler testete. »Die Frage ist nur, wie weit oben.« 
    Caffery stand auf dem Ponton und starrte nachdenklich auf die Schlammklumpen hinunter, die Flea aus dem Abfluss gefischt hatte. »Was?«
    Der Abwassertechniker war ein großer, rotgesichtiger Mann mit rasiertem Schädel und drei Piercings im rechten Ohr. »Er ist verstopft, oder? Der Abfluss. Sehen Sie, wenn es an einem sonnigen Tag so rieselt, bedeutet das, er ist irgendwo verstopft.«
    »Wie weit oben?«
    »In Wales?« Der Mann lachte. »In Cardiff? Keine Sorge. Wenn wir es gefunden haben, erfahren Sie’s als Erster.«
    Sie schoben den Hochdruckspüler in den Abfluss, und Caffery betrachtete die Öffnung und die lange grüne Schleimablagerung darunter. Dann wanderte sein Blick wieder zu dem Zeug vor seinen Füßen auf dem Ponton. Es war schwarz, aber seit es dort lag, musste er immer wieder an die fettige weiße Masse denken, die damals in den achtziger Jahren Dennis Nielsens Abfluss verstopft hatte. Alle bei der Metropolitan Police kannten diese Geschichte – die Geschichte von dem, was die Rohrreiniger gefunden hatten. Menschliches Fett, wie sich herausstellte, von sechzehn Leichen, die Nielsen in seiner Einraumwohnung zerlegt, gekocht und in die Toilette gespült hatte.
    »Schon herausgefunden, wo der Abfluss herkommt?«, fragte er Flea. Sie hatte im Station geduscht und trug eine marineblaue Fleecejacke und Combathose. Jetzt kniete sie auf dem Ponton und studierte die Blaupause, die per Motorradkurier von der Umweltbehörde gekommen war. Er hockte sich neben sie und versuchte zu ignorieren, wie die Luft sich in ihrer Nähe veränderte, wie der Geruch des Abflusses durch den Duft von Babylotion und Zahnpasta verdrängt wurde.
    »Wohin führen diese Dinger?«
    »Manche Abflüsse werden in den Hafen geleitet, andere in unterirdische Flussgewässer, in den Frome oder den Schlossgraben. Aber um die Sache kompliziert zu machen, führen ein 
    paar auch wieder zurück in die Kanalisation.« Sie zeigte stromabwärts zur Clifton-Hängebrücke, die kalt und abweisend in die Höhe ragte und die dunkle Avon-Schlucht überspannte. Die Abflussreiniger drehten den Druckspüler auf, und schmutziges Wasser schoss aus der Öffnung und platschte in den Hafen. Seine Kraft drehte das Boot herum. Flea sprach lauter, um den Lärm zu übertönen. »Die Pumpstation für den nördlichen Auffangkanal ist da drüben. Gleich unter der Brücke.«
    »Die was?«
    »Eins der Abwassersysteme. Wir haben zwei in Bristol – eins ist der Südring, das andere befindet sich im Norden. Wir sind hier am nördlichen. Aber das hat nichts zu bedeuten, denn der größte Teil der Regenwasserableitung ist ein separates System wie in den meisten Städten. Die Leitung hier…« Sie fuhr mit dem Zeigefinger an dem im Plan eingetragenen Verlauf entlang. Er führte vom Hafen zurück, am Restauranteingang vorbei und endete etwa drei Meter weiter oben an der Straße. Am Ende war ein offener Gully eingezeichnet. »Die Leitung ist unterirdisch nicht verbunden.« Sie

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