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Ritualmord

Titel: Ritualmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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antwortete sie, als er nach Diamini fragte. »Dahin zurück, wo er hergekommen ist, und ich werde auch nichts mehr von ihm hören. Bitten Sie mich nicht, Kontakt mit ihm aufzunehmen - ich hab's schon versucht, glauben Sie mir.«
    Aber sie lud Caffery trotzdem ein hereinzukommen. Anscheinend war sie auf Gesellschaft aus, und der Blick, den sie ihm zuwarf, um seinen Körper unter dem offenen Jackett zu taxieren und herauszufinden, ob er in Form war, und die Art, wie sie hüftschwingend vor ihm herging, verrieten ihm sofort, dass er hier könnte, wenn er wollte.
    Sie gingen ins Wohnzimmer an der Rückseite des Hauses. Zwei kleine Mädchen in identischen pinkfarbenen Jogginganzügen, deren blonde Haare mit pinkfarbenen Seidenblumen geschmückt waren, lagen auf dem Boden vor einem Plasmafernseher. Auf dem Hosenboden der Trainingsanzüge stand »Barbie«. Caffery schätzte sie auf höchstens zehn oder elf Jahre.  

    »Hey.« Die Frau stieß mit einem ihrer sonnengebräunten Füße, die in pinkfarbenen Tennissocken steckten, gegen die Fußsohle des einen Mädchens. »Stellt den Fernseher leiser. Ich bin jetzt hier und möchte nicht gestört werden.«
    Die Mädchen antworteten nicht, aber die eine hielt eine Fernbedienung hoch und regelte die Lautstärke ein wenig herunter. Die Frau führte ihn durch eine Doppeltür mit geschliffenen Glasscheiben in einen Palmen-Wintergarten mit Blick auf einen umzäunten Garten. Draußen auf der Terrasse thronte eine pink- und lavendelfarbene Hollywoodschaukel.
    »Nette Kinder«, bemerkte er.
    »Ja.«
    Sie schob einen Dobermann vom Korbsofa. Der Hund verschwand ins Wohnzimmer; seine Krallen klickten auf den Bodenfliesen. Sie beugte sich über das Sofa, um die Kissen aufzuschütteln und die Hundehaare wegzublasen.
    »Er hat eine Menge Dinge importiert und sich bemüht, so gut er konnte. Als das Geschäft nicht lief, war es, als ob alles einfach auseinanderfiele.« Sie drückte das Kissen an die Rückenlehne des Sofas und trat zurück, um Caffery Platz nehmen zu lassen. »Ich kann Ihnen nicht sagen, wo er sich aufhält. Ich habe versucht, Verbindung mit ihm aufzunehmen, aber er ist verschwunden. Zurück nach Hause.«
    »Dann ist das hier sein Haus?«
    Sie schnaubte. »Oh, ich bitte Sie. Das hat meinem Ex gehört, vor Kwanele, aber jetzt gehört es mir und den Mädchen. Möge es noch lange so bleiben.«
    »Die Kinder sind nicht von ihm?«
    Sie sah ihn an, als hätte er einen Witz gemacht. »Wollen Sie mich auf die Schippe nehmen? Sehen sie aus, als wären sie von ihm?«
    »Keine Ahnung. Ich habe kein Foto von ihm gesehen.«
    »Na, aber er ist schwarz«, sagte sie herablassend. »Sehr schwarz. Südafrikaner.« Sie ließ sich an einem kleinen Glastisch 
    nieder und schlug geziert die Beine übereinander. Der lange blonde Pferdeschwanz hing über ihre Schulter. Sie sah aus, als ließe sie eine Menge Geld im Sonnenstudio. »Was wollen Sie über ihn wissen? Sehen Sie, mir ist es egal, ob ich ihm Arger mache. Ich erzähle Ihnen alles, was Sie wissen wollen.«
    Caffery zog das Jackett aus, legte es über die Armlehne und setzte sich. Er krempelte die Ärmel auf; es war heiß hier. Erst Mai, aber in der Sonne wirkte der Wintergarten wie ein Treibhaus. »Wer sind Sie?«
    »Rochelle.« Sie reichte ihm eine sorgfältig manikürte Hand. »Rochelle Adams.«
    Er schüttelte die Hand. »Rochelle«, sagte er, »es geht mir hier um Religion. Das ist hauptsächlich meine Frage zu Kwanele. Mich interessiert sein Glaube.«
    »Er hatte keinen. Keine Kirche, wenn Sie das meinen.«
    »Vielleicht einen anderen Glauben? Einen aus seiner Heimat?«
    »Ach, das.« Sie schob einen ihrer langen Fingernägel in ihr seidenweiches Haar und kratzte sich mit halb geschlossenen Augen. »Ja - das war ein Teil unseres Problems. Ich meine, er hat mich geliebt und die Kinder auch, aber den Scheiß aus seiner Heimat hat er eigentlich nie aufgegeben.« Sie ließ die Hand sinken und sah ihn an, als ginge ihr ein Licht auf. »Es handelt sich um diesen Geier, stimmt's? Darum sind Sie hier. Ich hab das Ding gehasst; es stank in dem Wagen, als wäre jemand gestorben. Ich ließ die Mädchen nie einsteigen - nicht, solange das Ding da am Spiegel baumelte, als ob es einen beobachtete.«
    »Und warum der Geier? Wissen Sie, was er für ihn bedeutete?«
    »Wegen der Lotterie, nicht? Wissen Sie, der Geier kann sehr weit sehen. Der Gedanke dahinter, sagt Kwanele, ist der, dass man das Sehvermögen des Geiers kriegt. Man kann in die Zukunft

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