Rivalen der Liebe
jungen Kerl, wie man sich erzählt –, wo die beiden ausführlich die Köpfe zum Zwiegespräch über dem Wettbuch zusammensteckten.
Und was genau steht in diesem Wettbuch? Liebe Leser, ich freue mich, dieses Wissen mit Ihnen zu teilen …
Kapitel 18
Roxburys Haus, im Arbeitszimmer
Später an diesem Abend …
Mit einem Brandy in seiner geschundenen Hand brütete Roxbury über den ziemlich üblen Neuigkeiten, denn da gab es noch mehr als Juliannas Kolumne, die ihn erneut als einen Mann darstellte, der Gefallen an anderen Männern fand. Jetzt behauptete sie auch noch, er habe eine Vorliebe für junge Männer! Er erschauerte.
Obwohl er wusste, dass es nicht so war, kam es ihm doch zunehmend so vor, als hätten sich Lady Somerset, Der Mann, der Bescheid weiß, und sein verfluchter Vater gemeinschaftlich gegen ihn verschworen.
In der Times war heute wieder das intime Geständnis einer Kurtisane über eine Affäre mit ihm erschienen, die er allerdings in Wahrheit überhaupt nicht verführt hatte. Wenn man diesen beiden Kolumnen glaubte, hatte er inzwischen einen Großteil Londons besprungen – weiblichen und männlichen Geschlechts. Er war erschöpft und hoffte, kein weiteres Wort mehr über sich in den Gesellschaftskolumnen lesen zu müssen.
Der Mann, der Bescheid weiß, berichtete außerdem noch Folgendes:
Lady Hortensia Reeves wurde belauscht, wie auch sie ihre Meinung zu Lord R-, zu seinen Liebschaften und den Gerüchten darüber verlauten ließ. Es sei ihr egal, mit wem, was, wo, wann und wie er es treibe, sagte sie. Sie würde ihn trotzdem jederzeit zum Ehemann nehmen.
Roxbury seufzte. Er hatte also immer noch Optionen. Er konnte Lady Hortensia Reeves heiraten, dadurch sein Vermögen sichern und dann mit seinem Leben und den Liebschaften einfach weitermachen wie bisher, während seine Frau sich nach ihm verzehrte. All ihre Besitztümer – die Sammlung mit Mistkäfern, die Flaschenverschlüsse, Stickarbeiten, die vierblättrigen Kleeblätter und ihre zahlreichen Haustiere – wären dann sein.
Allein bei der Vorstellung krampfte sich sein Magen schmerzhaft zusammen. Wenngleich das nichts war verglichen mit den Schmerzen, die der Brief seines Vaters hervorrief.
Der alte Mann schrieb ihm aus Bath, wo er und die Countess Verwandte besuchten und kurten. Selbst dort erreichten ihn die Gerüchte über Roxburys Eskapaden. Doch der Earl erwartete noch immer, dass er bis Ende der Woche in den heiligen Stand der Ehe eintrat – oder mit den Konsequenzen lebte.
Sieben Tage.
Ihm blieben nur noch sieben Tage, um seinem Schicksal die entscheidende Wendung zu geben.
Es war verlockend, das Ultimatum zum Teufel zu jagen. Wenn er ein paar Zugeständnisse machte, genügsam und sparsam lebte, könnte er vielleicht sogar von dem kleinen Einkommen leben, das ihm sein Landsitz einbrachte …
Bei diesem Gedanken hielt Roxbury nachdenklich inne. Er nahm einen Schluck von seinem Drink und begann, in seinem Studierzimmer auf und ab zu laufen. Das Zimmer war einer von lediglich zwei Räumen in seinem Haus, die nicht von wütenden Exgeliebten verunstaltet worden waren.
Die Verlockung, eine Eheschließung auszuschlagen und sich nicht manipulieren zu lassen, sich diesem ganzen Ultimatum schlicht zu verweigern, war mehr als groß. Dieser Weg war verlockend und würde ihm Macht schenken. Er wusste selbst nicht so genau, warum er bisher keinen Gedanken an diese Möglichkeit verschenkt hatte.
Er müsste Lady Hortensia Reeves gar nicht heiraten. Er müsste gar keine Frau heiraten, wenn er sich weigerte mitzuspielen. Ja, er könnte es sich dann sogar leisten, Lady Juliannas Kolumne mit einem Lachen abzutun und einfach abzuwarten, bis die Gesellschaft den Skandal vergessen hätte. Irgendwann würde das passieren. Und irgendwann würde er auch sein Erbe antreten – das stand außer Frage. Bis dahin müsste er einfach mit etwas weniger Geld auskommen oder auf Kredit leben.
Diese Option war in seinen Augen nicht mehr so eine schreckliche Aussicht wie noch vor Kurzem.
Sein Puls begann sich zu beschleunigen. Er war bisher noch nicht verzweifelt genug gewesen, diese Möglichkeit zu erwägen. Aber jetzt …
Jemand klopfte an die Tür.
»Herein!«, bellte Roxbury. Es war sein Leibdiener Timson, der gleichermaßen diskret und unerschütterlich war. Nie hatte er öffentlich ein Wort über seinen Herrn verlauten lassen, und er zuckte nicht einmal mit der Wimper, wenn Roxbury am nächsten Morgen in den Kleidern nach Hause kam, die einen
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