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Rivalen der Liebe

Rivalen der Liebe

Titel: Rivalen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Rodale
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bedauernswerten Geschöpfen gehörte.
    Eine andere Möglichkeit war, dass sie vielleicht einfach nur gemein war. Manche Menschen kamen ja schon so auf die Welt.
    Er versuchte, den Brandy zu genießen. Im Grunde war es egal, warum Lady Somerset so war, wie sie war. Sie verdiente es einfach nicht, auf der schwarzen Liste für unerwünschte Personen zu landen oder dass man über sie redete. Überhaupt durchlitt sie im Moment ziemlich schlimme Grausamkeiten durch ihresgleichen, und das war allein seine Schuld. Er wusste so gut wie jeder andere, dass es für dieses Leiden nur eine – und wirklich nur diese einzige – Heilung gab. Heirat.
    Roxbury trank mit großen, durstigen Schlucken, und im Nu war sein Glas schon wieder geleert. Er winkte Inchbald, damit dieser nachschenkte.
    Eines war sicher: Sie würde seinen Antrag niemals annehmen. Er brauchte sich also gar nicht erst die Mühe machen, um ihre Hand anzuhalten.
    Doch immer noch schwebte dieses hässliche Ultimatum wie ein Damoklesschwert über seinem Kopf. Und das verfluchte Geld, das ihm weiterhin zur Verfügung stehen würde, wenn er innerhalb der nächsten Woche heiratete. Seine Optionen waren begrenzt: entweder eine sehr verzweifelte Lady Somerset oder Lady Hortensia Reeves. Oder aber der stolze Niedergang in Armut. Eigentlich war er bisher ja fest entschlossen gewesen, diese Strafe tapfer auf sich zu nehmen.
    Wo zum Teufel blieb Inchbald mit dem Brandy?
    Und dann war da plötzlich die Erinnerung an Edward, der ihm lachend zum Abschied winkte, ehe er die lange Auffahrt zum Familienstammsitz entlanggaloppierte und für immer aus seinem Leben verschwand. Edward hätte die nächtliche Szene vor Lady Somersets Haus in vollen Zügen genossen, und Lady Somerset hätte er bewundert. Was im Grunde aber ja gar nicht zählte.
    Roxbury wollte frei sein. Er wollte kein Bauer auf dem Schachbrett seines Vaters oder der Gnade einer klatschsüchtigen Gesellschaft ausgeliefert sein. Ob er es wirklich über sich brächte, seine Würde für Geld einzutauschen? Aber wie viel war sie wert?
    Nach langem Schweigen, das er dazu genutzt hatte, ausgiebig nachzudenken, verkündete Roxbury: »Ich werde sie nicht heiraten.«
    »Das habe ich auch gar nicht vorgeschlagen«, sagte Brandon und schaute dabei nicht einmal von der Zeitung auf, die er inzwischen aufgeschlagen hatte. Es war nicht The Weekly . Lady Somersets »Geheimnisse der Gesellschaft« hatte die Ereignisse jener Nacht geschickt übertüncht. Der Mann, der Bescheid weiß, allerdings …
    »Doch, genau das hast du getan, wenngleich du es nicht explizit gesagt hast«, beharrte Simon. »Du sprichst vom ›Ruinieren einer Lady‹. Davon, dass ich ein Gentleman sein müsse.«
    »Sie ist eine Witwe. Zu heiraten ist also nicht zwingend erforderlich«, sagte Brandon und benutzte damit das Argument, das Roxbury immer vorbrachte. Er wollte es ja glauben. Aber im Grunde wusste er, dass es Unsinn war.
    Trotzdem antwortete er: »Richtig. Es ist ja nicht so, dass sie ein junges, unvermähltes Mädel ist.«
    Brandon nickte. »Sehr richtig. Und mehr noch: Ihr verstorbener Ehemann war bereits ein notorischer Fremdgeher. Sie hat also genug Erfahrungen mit einem degenerierten Draufgänger, der nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Darum bin ich überzeugt, dass die Lady, über die wir hier sprechen, von dir genau dieses Verhalten erwarten wird«, sagte Brandon beiläufig und studierte die Zeitung.
    Ah ja, der alte Somerset . Roxbury nahm einen Schluck und erinnerte sich erneut an Juliannas langes Schweigen und die finsteren Blicke, sobald die Sprache auf ihren toten Ehemann kam. Aber konnte man das wirklich sagen? Durfte man diesen Vergleich allen Ernstes ziehen? War er wirklich wie Somerset? Und wie schlimm war ihre Ehe gewesen?
    »Ich kann dir nicht sagen, ob ich langweilig und vorhersehbar bin, weil ich zu der schlimmsten Sorte von Schwerenötern gehöre«, antwortete Roxbury.
    »Für eine Lady wird das vermutlich aufs Selbe hinauslaufe«, überlegte Brandon laut.
    »Wieso müssen wir eigentlich ausgerechnet über dieses Thema philosophieren?«
    »Wir können auch über etwas anderes reden, wenn dir das lieber ist«, bot Brandon an.
    »Ja. Sehr«, sagte Roxbury erleichtert.
    »Wie steht es denn mit deinem Ultimatum? Hast du schon Fortschritte gemacht bei deiner Suche nach einer Frau?«, fragte Brandon.
    Er musste sich offensichtlich ein Grinsen verkneifen.
    »Ich hab schon verstanden«, gab Roxbury beleidigt zurück und kippte den Rest

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