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Rivalen der Liebe

Rivalen der Liebe

Titel: Rivalen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Rodale
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nach London brauchen würde? Er rechnete jetzt täglich mit diesem Brief.
    »Und wenn man dann noch bedenkt, welche Gerüchte neuerdings über dich im Umlauf sind, und berücksichtigt, dass du angeblich auch noch mit Lady S ein Stelldichein hattest, wird jeder glauben müssen, dass du unersättlich bist in deiner fleischlichen Begierde. Du solltest mal die Karikaturen sehen, die über dich im Umlauf sind, Roxbury. Lady Stewart-Wortly und ihresgleichen benutzen dich als Beispiel für jede nur denkbare Verfehlung. Sie rufen laut nach einem Verbot aller Laster. Alkohol, Tabak, unanständige Literatur – alles soll verbannt werden, damit die kommende Generation nicht deinem Beispiel folgt und nur noch Trunkenbolde mit fragwürdigem Geschmack und ohne Zurückhaltung heranwachsen.«
    »Entsetzlich«, grinste Roxbury in gespieltem Entsetzen. »Es ist mir ein Graus, als Grund für die allgegenwärtige Zensur herhalten zu müssen.« Er nippte beiläufig an seinem Drink. Die Leichtigkeit, mit der Simon die Worte seines Freundes abtat, war jedoch nur gespielt. Um zu kaschieren, wie das Entsetzen ihn nun tatsächlich in seine Klauen bekam.
    »Du glaubst, das wäre das Schlimmste an der Sache?«, hakte Brandon noch einmal nach. »Und was ist mit Lady Somersets Ruf?«
    Roxbury trank und überlegte. Sein Freund war leider Gottes allgemein bekannt für seine Aufrichtigkeit. Er war so ziemlich der feinste Kerl und Gentleman, den England zu bieten hatte. Allerdings war seine Reaktion auf die ganze Geschichte auch nicht völlig überzogen. In den Tiefen seines Herzens wusste Simon: Er hatte den Bogen mit seinem Auftritt vor Lady Somersets Haus gnadenlos überspannt.
    Roxbury gab sich betont unbekümmert, denn sich ehrlich und vernünftig dieser Katastrophe zu stellen – dafür war er noch nicht bereit. Es gab nur eine Möglichkeit, diesen schrecklichen Skandal zu neutralisieren. Und das war genau das, worüber Roxbury lieber nicht nachdachte.
    Denn wenn er tatsächlich in den sauren Apfel bisse und der geschmähten Lady Somerset zu Hilfe eilte, um wenigstens ein klein wenig des Schadens, den er angerichtet hatte, zu kompensieren, würde das bedeuten, dass er gleich zwei Dinge tun müsste, die er auf dieser Welt am allerwenigsten wollte: Er müsste heiraten, und das möglichst so rasch, dass er damit sogar noch das Ultimatum seines Vaters einhalten würde.
    »Du bist ein Gentleman – dann verhalte dich auch wie einer«, sagte Brandon leise, und Roxbury spürte bis in die Knochen, welche Verantwortung sein Freund ihm mit diesen Worten auflud.
    »Du lebst nach sehr viel höheren moralischen Grundsätzen als jeder andere Mann, den ich kenne«, antwortete Roxbury angespannt. »Aber es ist nun mal nicht so, dass sich jeder darum reißt, ein Heiliger zu sein.« Selbst Brandons großer, skandalöser Akt der Auflehnung, als er ein Schreibfräulein ehelichte, obwohl er bereits mit der Tochter eines Dukes verlobt war, hatte er mit dem größtmöglichen Anstand zuwege gebracht, sodass am Ende alle Beteiligten heil aus der Sache herausgekommen waren, ohne verletzte Eitelkeiten oder verlohrene Ehre.
    »Jemand muss eben eine Vorbildfunktion innehaben«, sagte Brandon.
    »Sieh mich nicht so an«, antwortete Roxbury. Denn wenn er sich auch nur ansatzweise überlegte, was sein Name und sein Titel in dieser Situation von ihm verlangten … Nein. Das war im Moment einfach unvorstellbar. Stattdessen dachte er lieber an sie . Ohne Verpflichtungen im Hinterkopf.
    Sie war eine komplizierte Frau, diese Julianna. Ihre Schönheit bezauberte ihn; ihre freche Art und ihr scharfzüngiges Auftreten verjagten ihn jedoch immer wieder. Trotzdem war er stets aufs Neue versucht, sich mit ihr auf einen Streit einzulassen, nur damit er eines Tages gewann und einen Blick auf die verletzliche Julianna werfen durfte, wenn sie ihre Mauern fallen ließ.
    So ein Anblick war bestimmt atemberaubend, wunderschön und sehr selten. Wie ein Einhorn. Oder eine Frau in Hosen.
    Angesichts seines großen Erfahrungsschatzes im Umgang mit Frauen geriet Roxbury ins Grübeln, weil sie immer erstaunlich lange schwieg und ihm finstere Blicke zuwarf, sobald er das Gespräch auf den alten Somerset brachte. Es war unglücklicherweise eine Tatsache, dass es auf der Welt unvorstellbare Wüstlinge gab, die frei herumliefen. Simon hatte ein paar Frau kennengelernt, die so etwas durchgemacht hatten. Irgendwann konnten sie auch wieder lieben und vertrauen. Er fragte sich, ob Julianna zu diesen

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