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Rivalen der Liebe

Rivalen der Liebe

Titel: Rivalen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Rodale
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erwarten.«
    Julianna schaute ihre Freundinnen der Reihe nach an. Sie fragte sich, ob sie nur deshalb zu Tee und Keksen vorbeigekommen waren, weil sie darauf lauerten, dass Roxbury sich auf seine Manieren besann und zurückkehrte, um vor ihr auf die Knie zu fallen und um ihre Hand anzuhalten.
    »Vergesst nicht, ich bin eine Witwe. Es ist ja nicht so, als wäre ich noch ein junges, unvermähltes Mädchen«, erklärte Julianna. Sie hoffte nur, dass ein Gutteil der Gesellschaft ihre Auffassung teilte. »Ich weigere mich selbstverständlich, ihn zu heiraten. Nichts könnte mich dazu bringen, ihm mein Jawort zu geben. Ich habe meine Kolumne und damit ein Auskommen. Und ich habe mein Haus. Ich werde mich auf keinen Fall an noch einen degenerierten Schwerenöter binden, der meine Zuneigung ignoriert, mein Vertrauen mit Füßen tritt und mein Leben zerstört.«
    Sophie nahm mitfühlend Juliannas Hand. Sie sprachen nie über den toten Lord Somerset.
    Einst hatte Julianna ihn zärtlich Harry genannt. Und ja, einst hatte sie ihn geliebt.
    Sophie hatte den beiden geholfen, durchzubrennen – von den geflüsterten Plänen angefangen über das heimliche Packen ihrer Sachen bis zur nächtlichen Flucht. Sophie hatte jeden angelogen, der nach Juliannas Verbleib fragte (»Sie wurde krank, als sie zu mir zu Besuch kam, und ich pflege sie«), damit Julianna und Harry auf ihrer Reise nach Gretna einen ordentlichen Vorsprung herausholen konnten.
    Als die Ehe dann langsam zu Bruch ging, war Sophie stets ihre Vertraute gewesen. Sophie wusste als Einzige von Juliannas Freundinnen, dass eine Ehe mit noch einem Frauenliebhaber, der sich letztendlich nicht auf eine Dame seines Herzens festlegen lassen wollte, für sie einfach nicht in Frage kam. Und Sophie wusste auch, dass Julianna nicht darauf vertrauen konnte, dass sie eine zweite Ehe überleben würde, die wie ihre erste war.
    Julianna seufzte. »Ihr habt recht, meine Lieben. Ich werde wohl oder übel ein paar ›Geheimnisse der Gesellschaft‹ mit meinen Lesern teilen müssen. Daran führt kein Weg vorbei.«
    Ein paar Stunden nach dem Weggang der anderen Schreibfräuleins klingelte Julianna nach Penny.
    »Die Pistolen, Ma’am?«, fragte Penny und brachte Julianna damit zum Lachen.
    »Nein. Mir ist etwas viel Effektiveres eingefallen. Das hier kannst du an Knightly schicken lassen.« Sie überreichte ihrem Dienstmädchen einen versiegelten Brief.
    Es handelte sich um die neuste Ausgabe der »Geheimnisse der Gesellschaft«, die kurz und mit gewählten Worten so begann:
    Angesichts von Lord R-s erst kürzlich aufgedeckten Vorlieben, von denen erstmals auf dieser Seite berichtet wurde, ist es schwer zu glauben, dass er die Nacht im Haus einer für ihre Keuschheit berühmten Witwe verbracht hat. Und falls es tatsächlich so war, bezweifle ich, ob (trunken wie er war) irgendwas passiert ist – außer dass er ausgiebig lärmte und sang. Vielleicht hat er einem ihrer gutaussehenden Diener ein Ständchen gebracht?
    Ansonsten weiß ich zu berichten, dass …
    »Ich werde dafür sorgen, dass er das sofort bekommt. Und hier ist die Post für heute.« Penny händigte Julianna einen kleinen Stapel aus, der nur aus Rechnungen und Briefen vom Land bestand, die lange vor dem Skandal der gestrigen Nacht abgeschickt worden waren. Sonst erhielt Julianna täglich mindestens ein Dutzend Einladungen und halb so viele Briefe von ihren Freunden in London. Das letzte bisschen gute Stimmung, das sie durch das Schreiben ihrer Kolumne hatte zurückgewinnen können, verschwand sofort.
    »Das ist alles?«, fragte sie leise.
    Als Penny stumm nickte, sank Juliannas Mut, und ihr Mund wurde trocken. Ihr gesellschaftlicher Tod nahm seinen Lauf.

Kapitel 26
    White’s
    »Ich habe gehört, du hast Anfang der Woche eine erlebnisreiche Nacht gehabt«, begrüßte Brandon ihn, kaum dass Roxbury sich zu ihm gesetzt hatte. Sie hatten sich vor einem wärmenden Feuer eingefunden, das an einem verregneten Tag wie heute genau der richtige Ort für ein angenehmes Gespräch war. Es war kein sanfter Spätsommerregen, sondern ein ordentlicher Wolkenbruch, der draußen niederging.
    In den letzten Tagen – seit d er Nacht – hatte Simon sich artig zurückgezogen. Bis auf gelegentliche Besuche bei Jack’s oder im Club hatte er sich hauptsächlich in seinem Stadthaus aufgehalten. Er war weder hier im Club noch bei Jack’s sonderlich willkommen, aber das war ja schon länger der Fall.
    »Warte lieber, bis ich was getrunken habe«, sagte

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