Rivalen der Liebe
mit einem Lächeln.
Roxbury strahlte sie an. »Ist Euch eigentlich aufgefallen, dass wir gerade ein richtig zivilisiertes Gespräch geführt haben?«, erkundigte er sich.
»Ich wüsste nicht, welchen Sinn das hat«, meinte sie. »Aber es ist doch ein hübscher Schlusspunkt nach allem, was zuletzt passiert ist.«
Sie stellte behutsam ihre Teetasse auf die Untertasse, wohingegen er seine Kaffeetasse auf den Tisch knallte.
»Schlusspunkt?«, wiederholte er.
»Ich habe die Hochzeitsnacht hier verbracht, und eine zweite zudem, um den Anstand zu wahren. Ich sollte heute Früh wirklich an den Bloomsbury Place zurückkehren.«
Roxbury starrte sie an, aber sie war klug genug, sein Schweigen nicht als Zustimmung zu deuten. Wollte er denn allen Ernstes, dass sie blieb? Sie hatte nicht gedacht, dass es ihn überhaupt kümmerte, was aus ihr wurde. Immerhin war sein Vermögen ja jetzt in Sicherheit.
Aber Roxburys Miene verfinsterte sich zusehends, und Julianna spürte, dass sie nervös wurde. Sie musste auf jeden Fall auf ihrem Standpunkt beharren und durfte sich von ihm nicht dazu drängen lassen, ihre Meinung zu ändern. Sie würde sich auf keinen Fall dem Willen ihres Ehemanns beugen! Niemals!
»Penny packt bereits meine Sachen«, fügte sie trotzig an.
Roxbury sagte nichts. Er stand nur auf und verließ schweigend das Frühstückszimmer.
»Wo geht Ihr hin?«
»Ich werde Eurer Zofe befehlen, Eure Sachen wieder auszupacken«, antwortete er.
»Ich werde aber nicht bleiben!«, beharrte Julianna und folgte ihm aus dem grellbunt bemalten Speisezimmer in das schwarz und weiß gehaltene Foyer und die Treppe hinauf.
Mit finsterer Miene stapfte Roxbury die Stufen hinauf und trat besonders fest auf die eine, die immer knarzte.
Sobald sie das obere Stockwerk erreichten, wiederholte sie eher an sich gewandt: »Ich werde nicht bleiben, basta.«
Roxbury wirbelte zu ihr herum. Sie legte den Kopf in den Nacken und blickte ihn trotzig an. Jede Faser strahlte aus, dass sie sich weigerte, sich von ihm einschüchtern zu lassen. Eigentlich wirkte Roxbury gar nicht besonders erzürnt auf sie, aber dann bemerkte sie die Anspannung in seinem Kiefer und das Feuer in seinen Augen.
Sie wollte sich ihm anvertrauen, aber sie war völlig sprachlos, weil seine Reaktion sie so sehr überraschte.
Es war ganz offensichtlich, dass er nicht wollte, dass sie wieder ging.
Heißt das etwa, dass er sich etwas aus mir macht ?, überlegte sie, und ihr Herz hüpfte kurz vor Freude. Ja, so muss es sein. Warum wünscht er sonst, dass ich bleibe ? Alle anderen Gedanken waren wie weggewischt, als er die kurze Distanz zwischen ihnen mit zwei Schritten überwand.
Es gab nur wenige Männer, die sie überragten. Roxbury war einer davon – und als Julianna jetzt in seinem Schatten stand, wurde sie mit dem seltenen Gefühl belohnt, sich klein zu fühlen. Er trat noch einen weiteren Schritt auf sie zu.
Ehe sie sichs versah, war Julianna mit dem Rücken an die Wand gedrängt, und Roxbury verstellte ihr den Weg. Sie konnte die Wärme spüren, die er verströmte. Es war nicht ganz so unangenehm, wie sie es sich immer vorgestellt hatte, in seiner Nähe zu sein. Sie wollte sich eigentlich am liebsten an seine Brust kuscheln, seine Arme um sich spüren und einfach still den Moment genießen.
»Doch, Ihr werdet bleiben«, sagte er mit leiser Stimme, die nur wenig Platz für Widerspruch ließ. »Zwei Nächte reichen nicht, um den Schaden zu beheben. Ihr habt mit diesen Gerüchten über meine Vorlieben angefangen, und jetzt werdet Ihr diese Gerüchte wieder zum Verstummen bringen.«
Julianna schnaubte. »Damit Ihr wieder mit anderen Frauen schlafen könnt!«
»Wenn nicht mit Euch, Weib …« In seiner Stimme schwang eine Andeutung mit, die Julianna einen Schauer des Entzückens über den Rücken jagte. Sie hoffte, dass er es nicht bemerkte, aber in seinen Augen blitzte wilder Triumph auf. Da wusste sie, dass er es sehr wohl bemerkt hatte.
»Ich bin nicht Euer Weib. Jedenfalls nicht richtig«, flüsterte sie. Sah er denn nicht, dass sie aus dieser Sache irgendwie wieder heil herauskommen musste, ehe noch mehr auf dem Spiel stand als nur ihr Ruf ? Ehe sie tatsächlich, ganz körperlich, seine Frau wurde und ehe er wieder zu seinen draufgängerischen Angewohnheiten zurückkehrte?
»Ganz genau.« Roxbury nickte. »So sehe ich das auch. Und deshalb bleibt Ihr noch hier, um den Schein zu wahren. Oder glaubt Ihr allen Ernstes, die Gesellschaft wird auch nur einen von uns
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