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Rivalen der Liebe

Rivalen der Liebe

Titel: Rivalen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Rodale
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mehr fähig. Allein seine Gegenwart brachte ihr Herz zum Rasen. Mit seinen zerzausten Haaren, dem unrasierten Kinn und den braunen Augen, die vom Schlaf noch ganz schwer waren, war er auf eine geradezu gefährliche Art für sie attraktiv.
    Trotzdem war es einfach nur bizarr, ihren ehemaligen Erzfeind auf der anderen Seite des Frühstückstischs sitzen zu sehen. Wie hatte das nur passieren können? Natürlich, es war schon Seltsameres passiert. Aber Julianna fiel auf die Schnelle nichts Vergleichbares ein.
    »Ich schwöre Euch, und wenn ich vor meinem Tod nur noch eine Sache zuwege bringe: Ich werde herausfinden, wer dieser Mann, der Bescheid weiß, ist, und ihn bloßstellen«, murmelte sie schließlich.
    »Den mögt Ihr wohl nicht besonders?«, fragte Roxbury. Er hatte bereits einen großen Teller mit Rührei, Speck und ein dick mit Butter bestrichenes Brot verdrückt und trank nun in aller Seelenruhe einen Kaffee.
    »Ich glaube, ihn verabscheue ich noch mehr als Euch«, antwortete Julianna und nippte an ihrem Tee.
    »Was hat er denn heute wieder geschrieben?«
    Julianna las ihm Folgendes vor:
    Der Mann, der Bescheid weiß, hat soeben folgende ungeheuerliche Neuigkeiten erfahren … Jene zwei Menschen, bei denen eine Eheschließung so ziemlich das Unwahrscheinlichste war, was man sich vorzustellen vermochte, haben just den Bund fürs Leben geschlossen. Ich rede selbstverständlich von Lord R- und Lady S-. Allem Anschein nach liegt ihre erste Begegnung noch nicht sonderlich lange zurück. Niemand zeigt sich dafür verantwortlich, sie miteinander bekannt gemacht zu haben. Nach seinem nächtlichen Ständchen und dem daran anschließenden Besuch in ihrem Haus war eine Eheschließung der beiden fast sicher – endlich. Wir fragen uns, was Roxbury letztlich dazu getrieben hat, vor ihr in die Knie zu gehen und aus der tratschenden Witwe eine ehrbare Frau zu machen.
    Es war beinahe die perfekte häusliche Idylle, wie das junge Paar da am Frühstückstisch saß: Die Herrin las ihrem Ehemann laut aus der Zeitung vor, während er lächelnd an seinem Kaffee nippte. Nur mit der Ausnahme, dass sie das Hauptthema der Klatschkolumne waren, die sie lasen. Schon nach zwei Tagen hatte ihre junge Ehe das Etikett »verdächtig« verpasst bekommen.
    Etwas war aber anders als früher: Über Somersets Eskapaden war zwar auch immer regelmäßig berichtet worden (und nur durch ihre Lektüre hatte Julianna gewusst, was er in seiner Abwesenheit trieb), in diesen Berichterstattungen war sie aber immer die »arme Lady Somerset« gewesen (hätte sie für jedes »arme Lady Somerset« einen Penny bekommen, wäre sie jetzt nicht auf Roxburys Geld angewiesen). In diesem Klatschkolumnen-Skandal war sie aber eine gleichberechtigte Partnerin des Schwerenöters, mit dem sie in Verbindung gebracht wurde. Julianna nippte an ihrem Tee und genoss diese Tatsache.
    Roxburys Blick begegnete ihrem. Seine Augen waren so wunderschön! Gott stehe ihr bei, aber so langsam verstand sie all die Ladys, die hingerissen seufzten, sie hätten sich »ganz und gar in seinen Augen und der Tiefe seines Blicks verloren«, und derlei Liebesbekundungen mehr. Bisher hatte sie das immer als absoluten Unsinn abgetan.
    Himmel, was passierte da bloß gerade mit ihr?
    Und wo sie schon einmal dabei war, ihn zu studieren, bemerkte sie noch mehr: Heute Früh hatte er sich noch nicht rasiert, weshalb er verwegener und nicht ganz so gepflegt aussah wie sonst – was ihm jedoch hervorragend stand. Er trug außerdem kein Jackett, sondern nur ein Hemd nebst Weste. So bekam ihn die Gesellschaft nie zu Gesicht. Nur sie – und wer weiß wie viele Frauen noch vor ihr.
    Der Gedanke an all die anderen Frauen, die ihn bereits gehabt hatten, entfachte Eifersucht in ihr, obwohl sie sich immer wieder sagte, dass es ihr im Grunde doch egal sein konnte, was er tat.
    »Sophie bringt die Neuigkeit auch in ihrer Kolumne«, sagte Julianna. »Sie wird all die Details berichten können, über die der Mann, der Bescheid weiß, eben nichts weiß. Es wird für die London Weekly eine Exklusivstory.«
    »Und Eure Kolumne?«, fragte er. Sie merkte, dass er zögerlich klang.
    »Einer von den anderen angestellten Autoren wird sie weiterbetreuen. Mit Sophies Hilfe und natürlich mit Zeilenschindern«, antwortete sie und runzelte die Stirn. Es war, als müsste sie ihr eigenes Kind in die Obhut Fremder geben.
    »Was sind das für Leute, Zeilenschinder?«, wollte Roxbury neugierig wissen.
    »Zeilenschinder schreiben

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