Rivalen der Liebe
und intelligent wirkte. Jonathan Reynolds, sein Berater, der sehr gepflegt war, schien tief von dem imposanten Ambiente beeindruckt, da es sein erster Besuch in einer der großen alten Heimstätten des Landes war.
Als sie ins Esszimmer gingen, war Rebecca klar, dass Martyn mitspielen würde – zumindest vorerst. Sie wusste, dass er durchaus in der Lage war, sie bei der erstbesten Gelegenheit schlechtzumachen. Soll ich sie vernichten und vielleicht einen großen Fehler machen, was meine Karriere betrifft, überlegte Martyn Osborne, als er an dem festlich gedeckten Esstisch Platz nahm. Die Familie Kinross stand ganz oben auf der Liste wohlhabender Klienten in seiner Kanzlei. Er hatte sogar schon den Verdacht gehabt, dass der alte Mattheson sie förmlich verehrte. Es wäre eine große Dummheit, diese Leute zu verärgern. Oder dabei beobachtet zu werden, wie er sie bewusst verärgerte.
Ihm war nicht entgangen, wie Kinross reagiert hatte. Der Kerl war verdammt attraktiv mit seinem blauschwarzen Haar und den auffallend blauen Augen. So ein arroganter Mistkerl! Für wen hielt er sich eigentlich? Für Mel Gibson? Natürlich war er in Becky verliebt. Und sie war schöner denn je und wirkte im Gegensatz zu früher selbstsicher und kühl. Er, Martyn, hatte ihr so viel gegeben, und ihr hatte es nichts bedeutet. Er hatte sie zu sehr geliebt, und sie hatte seine Gefühle nur ausgenutzt. Ihn zu jemand anderem gemacht. Es war alles ihre Schuld. Alles. Er hatte ihr nie verziehen. Er war nie darüber hinweggekommen.
Er hatte hart gearbeitet, um Mattheson auf dieser Reise begleiten zu können, und verschwiegen, dass seine Exfrau auf Kimbara war und dieser abgetakelten Schauspielerin Fiona Kinross dabei half, ihre albernen Memoiren zu schreiben.
Mattheson wusste natürlich, dass er geschieden war, aber nicht, dass seine Exfrau Rebecca Hunt war. Natürlich hatte Becky ihren Mädchennamen wieder angenommen, nur um ihm, Martyn, eins auszuwischen. Er würde es ihr schon zeigen, allerdings musste er sich noch überlegen, wie er es am besten anstellte. Das Schlimmste war, dass er sie immer noch begehrte. Hatte er sie nicht aus dem Grund in diese gottverlassene Gegend verfolgt?
Wie in Trance durchstand Rebecca das Abendessen und beteiligte sich sogar an der Unterhaltung. Martyn ist verrückt, dachte sie, aber man merkt es ihm nicht an. Er war attraktiv, sein Benehmen tadellos. Zu Fee war er sehr charmant. Im Gespräch mit Brod und seinen älteren Kollegen bewies er angemessenen Respekt, und Jonathan Reynolds gegenüber, der lange nicht so selbstbewusst war wie er, verhielt er sich ein wenig herablassend. Zu ihr war er nett.
Der boshafte Ausdruck in seinen Augen entging ihr allerdings nicht. Sie versuchte zu verstehen, wie sie Martyn je hatte heiraten können. Doch damals hatte sie nicht gewusst, wie Männer wirklich sein konnten.
Brod beschloss, nichts zu sagen und Rebecca diese Farce weiterführen zu lassen. Er stand ihr mittlerweile so nahe, war so
eins
mit ihr, dass er merkte, wie aufgewühlt sie innerlich war. Ohne es ihn merken zu lassen, ließ er Osborne nicht aus den Augen. Osborne tat ebenfalls sein Bestes, um seine Gefühle zu überspielen, doch Brod wusste, dass sein Instinkt ihn nicht trog. Selbst während er sich an der Unterhaltung beteiligte, dachte er darüber nach. Allmählich hatte er den Eindruck, dass dieser aalglatte Anwalt, bei dem jede Geste einstudiert wirkte, der Mann war, der Rebecca so unglücklich gemacht hatte.
Er nannte sie Becky. Das klang hart und passte nicht zu ihrer zarten Erscheinung. Es musste mehr dahinterstecken. Brod beschloss, es herauszufinden. Osborne war ihm vom ersten Moment an unsympathisch gewesen, denn er erinnerte ihn an einen boshaften Schuljungen. Und er hatte eine gute Menschenkenntnis.
Ein boshafter Schuljunge. Einer, der den Schmetterlingen die Flügel ausriss.
Auf Fees Vorschlag hin tranken sie den Kaffee auf der Veranda, um die abendliche Kühle zu genießen und den Sternenhimmel zu betrachten. Nirgends funkelten sie so stark und in so großer Anzahl wie über der Wüste.
Schließlich schlug Barry Mattheson seinen Kollegen vor, wieder ins Haus zu gehen. Martyn wandte sich an Rebecca. “Wie wär’s mit einer Runde im Garten, Becky, um der alten Zeiten willen? Ich bin noch gar nicht dazu gekommen, dir von unseren alten Freunden zu erzählen. Erinnerst du dich noch an Sally Griffiths und ihre Schwester Dinah Marshall? Sie haben eine Schule für Hochbegabte gegründet. Und
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