Rivalen der Liebe
beim Abendessen Gesellschaft leisten.”
“Gut. Ich möchte nicht die einzige Frau am Tisch sein. Wie sind Ihre Gäste denn so?”
Fee warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. “Den guten alten Barry kennen wir schon ewig. Ich kannte sogar schon seinen Vater. Dermot habe ich heute zum ersten Mal gesehen, aber er scheint ein guter Mann zu sein. Die anderen beiden sind viel jünger, aber sehr intelligent. Anfang dreißig. Ich nehme jetzt erst mal ein ausgiebiges Bad.”
“Das wird Ihnen guttun.” Rebecca lächelte ihr liebevoll zu und setzte sich dann wieder an ihren Computer. Sie würde noch ungefähr eine halbe Stunde arbeiten und dann auch ein Bad nehmen.
Sonst konnte sie es gar nicht erwarten, nach unten zu gehen, doch diesmal ließ Rebecca sich Zeit. Sie entschied sich für ein zweiteiliges Jerseykleid in ihrer Lieblingsfarbe, Violett. Das Oberteil war hochgeschlossen und ärmellos, der Rock lang und fließend. Einige ihrer Freundinnen waren der Meinung, dass nur große Frauen lange Röcke tragen konnten, aber sie fand, dass es sie größer wirken ließ, und außerdem mochte sie das sinnliche Gefühl, wenn weiche Stoffe ihre Beine umschmeichelten.
Ihr Haar war sehr lang geworden, weil sie es seit Monaten nicht hatte schneiden lassen. Nachdem sie es gebürstet hatte, bis es glänzte, ließ sie es offen über die Schultern fallen. Zum Schluss steckte sie die Diamantstecker an, die sie sich gekauft hatte, als sie den Preis als beste Nachwuchsjournalistin des Jahres bekommen hatte. Einige Spritzer ihres Lieblingsparfüms, das sie immer benutzte, und sie war fertig.
Den ganzen Nachmittag lang, selbst bei der Arbeit, hatte sie an ihre Unterhaltung mit Fee gedacht. Natürlich war es ein guter Rat gewesen, keine Geheimnisse vor Brod zu haben, doch dass sie sich so dagegen sträubte, war ein Beweis dafür, wie traumatisch ihre Ehe für sie gewesen war.
Rebecca sank auf einen der mit Goldbrokat bezogenen Sessel und barg für einen Moment das Gesicht in den Händen. Wie sollte sie nur anfangen?
“Brod, es gibt da etwas, was ich dir sagen muss …”
“Brod, ich wollte es dir schon längst sagen, aber …”
“Brod, ich war schon einmal verheiratet. Vor Jahren. Mit einem gewalttätigen Mann. Na ja, zuerst war er nicht gewalttätig, sondern sehr nett …”
Es würde ein großer Schock für Brod sein. Ihre Beziehung hatte sich in rasantem Tempo zu einer leidenschaftlichen Affäre entwickelt, und das war umso außergewöhnlicher, weil keiner von ihnen seine Gefühle in Worte gefasst hatte. Irgendwie hatten sie beide ein Problem damit, “Ich liebe dich” zu sagen, obwohl Brod ihr oft zu verstehen gegeben hatte, wie sehr er sie begehrte.
Es war so verfahren! Sie, Rebecca, musste ihm endlich reinen Wein einschenken, sonst würde sie ihn verlieren – den Mann, der ihr all ihre Träume wiedergegeben hatte. In gewisser Weise hatte sie ein Doppelleben geführt. Jetzt würde sie sich den Tatsachen stellen müssen.
Rebecca stand auf und ging zum Spiegel. “Na los, tu es. Erzähl Brod von deinem Ehemann. Deinem Exmann, dem es Spaß gemacht hat, dich zu verletzen. Erzähl ihm von der Mutter deines Exmannes, dem eigentlichen Oberhaupt der Familie, die ihren Sohn für perfekt gehalten hat. Los, erzähl es ihm. Und tu es bald.”
Sie lächelte zerknirscht. Jetzt ging es ihr besser. Es war schließlich kein Verbrechen, einmal verheiratet gewesen zu sein. Ihr einziges Vergehen bestand lediglich darin, es dem Mann, den sie liebte, verschwiegen zu haben.
Wenige Minuten später, um halb sieben, kam Brod, um sie nach unten zu begleiten. Er trug ein blaues Hemd mit einem sommerlich leichten blauen Blazer und eine graue Hose. Sie hatte ihn schon immer für atemberaubend attraktiv und vital gehalten, doch nun konnte sie den Blick kaum von ihm abwenden.
“Hallo!”, begrüßte sie ihn mit klopfendem Herzen.
“Hübsch”, sagte er leise und musterte sie langsam. “Lila ist deine Farbe.”
“Wie war dein Tag?”, fragte sie.
“Nicht so befriedigend.” Brod fuhr sich über den Nacken. “Aber wir arbeiten weiter daran.” Wieder betrachtete er ihren Mund. “Ich würde dich gern küssen. Ich meine, eigentlich möchte ich dich immer küssen, aber wir müssen jetzt nach unten gehen.” Er streckte die Hand aus und strich ihr übers Haar. “Ich mag es, wenn dein Haar so lang ist.”
“Ich versuche, dir zu gefallen.” Rebecca fühlte sich ein wenig berauscht.
“Wirklich?”
“Was glaubst du denn, Brod?” Sie hob das
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