Rivalen der Liebe
er sehr wütend zu sein. “Sie sind hier zu Besuch, Osborne”, erklärte er schroff. “Ich habe den Eindruck, dass Sie Rebecca schikanieren, und ich möchte ihr helfen.”
Osborne schien nach Luft zu schnappen. “Schikanieren?” Er klang verletzt. “Glauben Sie mir, Mr. Kinross, das ist das Letzte, was ich tun würde. Sie haben alles missverstanden.”
“So, habe ich das? Rebecca, komm her.” Brod machte eine einladende Geste. “Dann schulden Sie mir wohl eine Erklärung. Sie haben Rebecca den ganzen Abend provoziert. Ich bin doch kein Idiot.”
“Das würde ich auch nie behaupten.” Osbornes Stimme bebte. “Es war ein großer Schock für mich, Becky hier wieder zu begegnen. Woher hätte ich das wissen sollen?”
“Sagen Sie es mir.” Brod tat ganz bewusst so, als würde er es noch nicht wissen.
“Er hatte in der Zeitung gelesen, dass ich hier bin.” Rebecca wagte es nicht, ihn anzusehen. “Und er hat Mr. Mattheson davon überzeugt, dass er ihn mitnehmen soll.”
“Und warum?”, fragte er.
“Wenn Sie wüssten.” Unvermittelt fasste Osborne sich an den Kopf und tat so, als würde er vor Kummer kaum ein Wort über die Lippen bringen. “Ist es ein Verbrechen, wenn man versucht, seine Frau zurückzugewinnen?”
“O nein!”, rief Rebecca, und Brod zuckte zurück, als hätte man ihm einen Schlag versetzt. Das Glück, das sie in den vergangenen Wochen erlebt hatte, war zerstört. Sein Vertrauen auch. Ein dummer Fehler konnte ein Leben für immer zerstören.
“Ich will sie nur zurückhaben”, bekräftigte Osborne leise. “Ich liebe sie. Ich habe nie aufgehört, sie zu lieben.”
Das hörte sich an, als würde es stimmen. Trotzdem – oder gerade deswegen – packte Brod ihn am Kragen. “Moment mal. Wollen Sie damit sagen, dass Rebecca Ihre Frau ist? Sie sind hierhergekommen, um sich wieder mit ihr zu versöhnen?”
“Ich schwöre, dass es für mich der einzige Ausweg war.” Vor Verzweiflung versagte Osborne fast die Stimme. “Sie hat sich all die Jahre geweigert, mich zu sehen, meine Briefe zu beantworten und mit meiner Mutter zu reden.”
“Jahre? Sie ist seit Jahren nicht mehr mit Ihnen zusammen?”, fragte Brod aufgebracht.
“Martyn und ich wurden schon vor Jahren geschieden”, erklärte Rebecca, obwohl ihr klar war, dass es ihm lieber gewesen wäre, wenn sie geschwiegen hätte. “Unsere Ehe war sehr unglücklich. Ich wollte ihn nie wiedersehen.”
Obwohl ihm das Blut in den Ohren rauschte, verstand er, was das bedeutete. “Das verstehe ich”, sagte er schroff.
“Was soll man als Mann denn tun, wenn die Frau sich nicht ans Ehegelübde hält?” Osborne hielt die Hand vors Gesicht, als wollte er sich schützen.
Ja, ich würde dir gern einen Kinnhaken verpassen, dachte Brod, aber ich bin ja ein zivilisierter Mensch.
“Und ausgerechnet hier wollten Sie versuchen, sie zurückzugewinnen?” Angewidert ließ er die Hände sinken. “Eins möchte ich gern wissen …” Mit ernster Miene wandte er sich an Rebecca. “Besteht die Möglichkeit, dass du zu diesem Kerl zurückkehrst?”
Sie schüttelte den Kopf und schlang die Arme um sich. “Nein.”
“Haben Sie das gehört?”, erkundigte er sich angespannt, wieder an Osborne gewandt.
“Ich wollte es nur von ihr hören.” Obwohl er sich gedemütigt fühlte, verspürte Martyn in diesem Moment ein Gefühl des Triumphes. Rache war süß. Wenn tatsächlich etwas zwischen Kinross und Becky lief – und davon war er überzeugt –, dann hatte die liebe Becky es sich jetzt verscherzt. Ein Mann wie Kinross würde keine Frau aus zweiter Hand wollen. Er konnte ihr einen Strich durch die Rechnung machen, doch es war besser, wenn er den armen Narren spielte. “Können Sie mir einen Vorwurf daraus machen, dass ich sie liebe?”, fragte er leise. “Ich würde mich bei Ihnen entschuldigen, wenn es mir nützen würde.”
“An Ihrer Stelle würde ich ins Haus gehen und meine Lage überdenken”, sagte Brod. “Sie sind unter Vorspiegelung falscher Tatsachen hierhergekommen. Glauben Sie nicht, dass ich Sie feuern lassen könnte?”
“Doch, das könnten Sie.” Martyn senkte den Kopf und spielte den Reumütigen.
“Eigentlich sollte ich es tun.” Brod musterte ihn verächtlich. “Und ich könnte mich sogar dazu durchringen, wenn Sie Ihre Geschichte weiterverbreiten. Rebecca hat Ihnen zu verstehen gegeben, dass sie nicht zu Ihnen zurückkehren wird. Damit sollten Sie sich abfinden. Ein für alle Mal.”
“Ich weiß, wann ich
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