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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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Darre-Sprache. Das Senmitisch der Frau wies nur Spuren davon auf. Sie hatte bereits in jungem Alter Senmitisch gelernt, wahrscheinlich, bevor sie Darre lernte. Bei dem Jungen war es genau andersherum gewesen. Ich schaute auf, als eine Gruppe Kinder im Alter des Jungen vorbeirannte und kreischte, wie Kinder das immer zu tun schienen. Sie kreischten auf Darre.
    »Ich weiß viele Dinge«, sagte ich zu dem Jungen, »aber nicht alles. Ich weiß, dass Sar-enna-nem vor langer Zeit einmal ein Tempel war, bevor die Arameri die Welt komplett veränderten. Also ist sie wieder ein Tempel?« Ich grinste erfreut. »Wessen Tempel denn?«
    »Natürlich für alle Götter!« Der Junge stemmte seine Hände in die Hüften und war ofensichtlich zu dem Schluss gekommen, dass ich ein Idiot war. »Wenn dir das nicht gefällt, kannst du ja wieder gehen!«
    Die alte Frau seufzte. »Pscht, Junge. Ich habe dich nicht dazu erzogen, unverschämt zu Gästen zu sein.«

    »Er ist ein Temaner, Beba! Wigyi in der Schule sagt, dass man deren Augen nicht vertrauen kann.«
    Bevor ich noch antworten konnte, schoss die Hand der Frau vor und gab ihm eine Ohrfeige. Ich zuckte mitfühlend bei seinem Aufschrei zusammen. Aber mal im Ernst: Ein cleveres Kind hätte es besser wissen müssen.
    »Wir werden uns über das angemessene Betragen eines jungen Mannes unterhalten, wenn wir heimkommen«, fügte sie hinzu. Jetzt sah der Junge bedrückt aus. Dann konzentrierte sie sich wieder auf mich. »Wenn Ihr nicht wusstet, dass der Tempel wieder ein Tempel ist, dann bezweife ich, dass Ihr zum Beten hergekommen seid. Was wollt Ihr wirklich hier, Fremder?«
    »Nun, ich suche Euren ennu  –  oder besser gesagt seine Tochter Usein.« Ich erinnerte mich dunkel daran, dass jemand einen Baron Darr erwähnt hatte. »Wo kann ich sie wohl finden?«
    Die alte Frau kniff ihre Augen zusammen und musterte mich lange, bevor sie antwortete. Ihre Haltung drückte Wachsamkeit aus. Ich bemerkte, dass sie ihr Gewicht ein wenig nach hinten verlagerte und ihre rechte Hand auf ihre Hüfte legte. Dadurch konnte sie schnell das Messer greifen, das sie sicherlich hinter ihrem Kreuz in einer Scheide trug. Nicht alle Darrefrauen waren Kriegerinnen, aber diese war früher zweifellos eine gewesen.
    Ich ließ mein breitestes, unschuldigstes Lächeln auf blitzen und hofte, sie würde mich als harmlos einstufen. Sie entspannte sich nicht. Mein Lächeln hatte ofensichtlich nicht mehr die Wirkung wie früher, als ich noch ein Junge war. Doch ihre Lippen zuckten und bildeten ein Beinahe-Lächeln.
    »Ihr wollt zum Raringa«, sagte sie und nickte in Richtung Westen. Das Wort bedeutete in einer der älteren Hochnordsprachen der Händler so etwas wie Sitz der Kriegerinnen. Dort traf sich zweifellos der Rat der Kriegerinnen, um die zukünftige ennu bei ihrem gefährlichen Tun zu beraten. Ich sah mich um und bemerkte ein niedriges, kuppelförmiges Gebäude nicht weit von der Sar-enna-nem.
Es war nicht annähernd so majestätisch, doch die Darre waren eben anders als die Amn. Sie beurteilten ihre Anführer nach gewissen Standards und nicht nach ihrem Aussehen.
    »Sonst noch etwas?«, fragte die alte Frau. »Die Anzahl und Bewafnung ihrer Wachen vielleicht?«
    Ich rollte mit den Augen –  doch dann kam mir ein neuer Gedanke. »Ja«, sagte ich. »Sagt etwas auf Darre zu mir.«
    Ihre Augenbrauen schossen bis fast an ihre Haarlinie hoch, doch dann sagte sie in dieser Sprache: »Es ist zu schade, dass Ihr verrückt seid, hübscher fremder Junge, denn sonst könntet Ihr interessante Töchter zeugen. Doch wahrscheinlich seid Ihr nur ein äußerst dummer Meuchelmörder. In dem Fall wäre es besser, wenn Euch jemand tötet, bevor Ihr Euch vermehren könnt.«
    Ich grinste, stellte mich auf die Füße und klopfte das Gras von meiner Hose. »Besten Dank, Tantchen«, sagte ich –  auf Darre, worauf sie und der Junge mich mit ofenem Mund anstarrten. Die Sprache hatte sich, seit ich sie das letzte Mal gesprochen hatte, etwas verändert. Sie klang jetzt mehr wie Mencheyev, und man hatte ihre Vokale und Reibelaute verlängert. Ich hörte mich in ihren Ohren wahrscheinlich immer noch ein wenig merkwürdig an und musste mit der Umgangssprache vorsichtig umgehen, doch ich konnte einen Muttersprachler schon recht brauchbar nachahmen. Ich verbeugte mich schwungvoll vor beiden –  was wahrscheinlich schon längst aus der Mode gekommen war –, dann blinzelte ich und schlenderte in Richtung der Raringa davon.
    Ich betrat

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