Rivalin der Götter erbin3
und
ebenso natürlich streckte ich eine Hand aus und streichelte ihn. Ich fand Schwangerschaften schon immer faszinierend. Wenn die sterblichen Frauen es zulassen, halte ich mich in ihrer Nähe auf und lausche auf den Moment, wenn die Seele des Kindes sich aus dem Nichts entzündet und im Einklang mit meiner schwingt. Die Erschafung der Seelen ist ein Geheimnis, über das wir Götter endlos diskutieren. Als Nahadoth geboren wurde, war seine Seele voll ausgebildet, obwohl er nie von einer Mutter in ihrem Körper ausgetragen wurde. Hatte der Mahlstrom sie ihm gegeben? Aber nur Dinge mit Seele können Seelen vergeben – zumindest haben wir das im Laufe der Ewigkeiten immer geglaubt. Hieß das, Er hatte eine Seele? Und wenn das der Fall war, wo kam Seine Seele her?
Das alles waren bedeutungslose Fragen, denn kurz nachdem meine Hand Usein Darrs Bauch berührte, spürte ich ihr Messer unterhalb meines Auges. Ich erwachte sehr schnell.
»Ich bitte um Verzeihung, Usein- ennu«, sagte ich und zog meine Hand äußerst vorsichtig zurück. Ich versuchte, nach oben zu schauen und sie anzusehen, aber das Messer fesselte meine Aufmerksamkeit. Sie war viel schneller gewesen als Hymn. Eigentlich war das nicht überraschend. Ich schien die Art Frauen anzuziehen, die gut mit Messern umgehen konnte.
»Einfach nur Usein«, sagte sie – in Darre. Das war einem Fremden gegenüber eine Unverschämtheit. Außerdem war es unnötig, da ihr Messer schweigend seine eigene Botschaft aussandte. »Die Gesundheit meines Vaters ist angegrifen, jedoch könnte er noch mehrere Jahre leben, trotz der üblen Wünsche anderer.« Sie kniff die Augen zusammen. »Ich vermute, die Frauen in Tema sind auch nicht davon erbaut, wenn Fremde ihre Erben begrapschen, also sehe ich keinen Grund, dein Verhalten zu entschuldigen.«
Ich schluckte und zwang mich schließlich, zu ihr aufzusehen. »Ich bitte um Verzeihung«, sagte ich erneut, diesmal ebenfalls in Darre. Sie hob eine Augenbraue. »Würdet Ihr mir verzeihen, wenn ich sagte, dass ich von einer Frau wie Euch geträumt habe?«
Ihre Lippen zuckten, als ob sie lächeln wollten. »Bist du bereits Vater, kleiner Junge? Wenn das der Fall ist, solltest du zuhause sitzen und Decken stricken, um deine Kleinen warm zu halten.«
»Ich bin kein Vater und werde niemals Vater sein. Keine Frau würde wollen, dass ihre Kinder nach mir geraten.« Mein Lächeln schwand, als ich an Shahar dachte. Doch eilig verbannte ich sie aus meinen Gedanken. »Meine Glückwünsche zu Eurer Empfängnis. Möge die Geburt schnell und sicher vonstattengehen und Eure Tochter stark sein.«
Sie zuckte mit den Schultern und nahm nach einer Weile das Messer von meiner Haut. Allerdings schob sie es nicht zurück in die Scheide, was eine Warnung bedeutete. »Es wird, was es wird. Wahrscheinlich noch ein Sohn, da mein Mann nichts anderes zu produzieren scheint.« Sie seufzte und stemmte ihre freie Hand in die Taille. »Ich habe dich während unserer Ratssitzung bemerkt, hübscher Junge, und bin hergekommen, um mehr über dich herauszufinden. Insbesondere, da Temaner sich eigentlich nicht mehr die Mühe machen, hierherzukommen; schließlich haben sie ihre Zugehörigkeit zu den Arameri hinlänglich deutlich gemacht. Also: Bist du ein Spion?«
Ich warf einen unbehaglichen Blick auf ihr immer noch gezogenes Messer und zog verschiedene Lügen in Erwägung. Dann beschloss ich, dass sie die Wahrheit wahrscheinlich ohne Weiteres glaubte, weil sie so unerhört war. »Ich bin ein Gottkind, das von einer Organisation Gottkinder geschickt wurde, die in Schatten ansässig ist. Wir glauben, dass Ihr möglicherweise die Welt zerstört. Könntet Ihr damit vielleicht aufhören?«
Sie reagierte nicht ganz so, wie ich es erwartet hatte. Statt mich mit ofenem Mund anzustarren oder zu lachen, musterte sie mich schweigend für eine lange, spannungsgeladene Weile. Ich konnte nichts in ihrem Gesicht lesen.
Dann steckte sie ihr Messer weg. »Komm mit.«
Wir gingen zur Sar-enna-nem.
Während ich ein Nickerchen gehalten hatte, war es Nacht geworden. Der Vollmond stand über den verzweigten Steinstraßen hoch am Himmel. Mir blieben nur wenige Augenblicke, um einen Blick darauf zu erhaschen. Dann betraten Usein Darr und ich den Tempel. Begleitet wurden wir von zwei Frauen mit stechendem Blick und einem gutaussehenden jungen Mann, der Usein mit einem Kuss und mich mit einem drohenden Blick begrüßte. Eine der Wachfrauen war ebenfalls schwanger, obwohl es bei
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