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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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Vorlagen. Der Rest war ein einziges Durcheinander. Temanische scharfe Linien, orangerotes Haar der Insulaner, hohe, spitzwinklige Jochbeine der Hochnordbewohner … War er ein Idiot? Nichts davon passte zusammen. Vielleicht hatte er einfach keinen Geschmack.
    Doch das war noch nicht sein größtes Problem.
    »Sei gegrüßt, Bruder«, sagte ich unsicher.
    »Kennst du mich?« Er blieb stehen und steckte seine Hände in die Taschen.
    »Nein …« Ich leckte mir über die Lippen und war verwirrt, weil der Gedanke mich nicht losließ, dass ich ihn doch irgendwoher kannte. Sein Gesicht kam mir nicht bekannt vor, doch das hieß nichts; niemand von uns nahm seine wahre Gestalt im Reich der Sterblichen an. Seine Haltung aber und seine Stimme …
    Dann fiel es mir ein. Der Traum, den ich vor einigen Nächten gehabt hatte. Ich hatte es dank Shahars Betrug vergessen. Hast du Angst?, hatte er mich gefragt.
    »Ja«, berichtigte ich, und er neigte seinen Kopf.
    Usein verschränkte ihre Arme. »Warum bist du hier, Ka’hel?«
    Ka’hel. Auch der Name sagte mir nichts.
    »Ich werde nicht lange bleiben, Usein. Ich bin nur hergekommen, um vorzuschlagen, dass du Si’eh unsere interessanteste Maske zeigst, wo er doch so neugierig ist.« Sein Blick hielt meinen während der ganzen Zeit, in der er mit ihr sprach, fest.
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Useins Kiefer mahlten. »Die Maske ist noch nicht fertig.«
    »Er hat dich gefragt, wie weit du bereit bist zu gehen. Zeig es ihm.«

    Sie schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Wie weit bist du bereit zu gehen, Ka’hel? Wir haben nichts mit deinen Intrigen zu tun.«
    »Oh, ich würde das nicht nichts nennen, Usein. Dein Volk war sehr eifrig, als ich meine Hilfe anbot und einige von euch wahrscheinlich ahnten, was diese kosten würde. Ich habe euch niemals betrogen. Es war eure Entscheidung, unsere Übereinkunft nicht einzuhalten.« Ein merkwürdiges Zittern ging durch die Luft. Etwas an Ka’hel waberte erneut, aber kaum sichtbar. War das ein Aspekt seiner Natur? Ah, natürlich. Wenn Usein wirklich eine Abmachung mit ihm nicht eingehalten hatte, würde er sie als Ziel für seine Rache betrachten. Ich sah sie an und fragte mich, ob sie wusste, wie gefährlich es war, einen göttlichen Feind zu haben. Ihre Lippen waren zusammengepresst. Ihr Gesicht glänzte leicht vor Schweiß, während sie ihn beobachtete und ihre Messerhand zuckte. Ja. Sie wusste es.
    »Du hast uns benutzt«, sagte sie.
    »So, wie ihr mich benutzt habt.« Er hob sein Kinn und beobachtete mich weiter. »Aber das tut nichts zur Sache. Willst du nicht, dass deine Götter sehen, wie mächtig du geworden bist, Usein? Zeig es ihm.«
    Usein stieß ein frustriertes Geräusch aus, das zum Teil Angst, zum Teil Verärgerung zum Ausdruck brachte. Doch sie ging zu einem der Wandregale und schob ein Buch zur Seite. Ein verstecktes Loch kam zum Vorschein. Sie griff hinein und zog an etwas. Irgendwo hinter den Regalen ertönte ein leises Klacken, als ob ein unsichtbarer Riegel sich öfnete. Dann schwang die ganze Wand nach vorn.
    Die Macht, die herausströmte, verschlug mir den Atem. Ich schnappte nach Luft und versuchte, zurückzuweichen, hatte aber die neue Größe meiner Füße vergessen. Folglich stolperte ich und fiel gegen einen Tisch in meiner Nähe. Glücklicherweise, muss ich sagen, denn ohne ihn wäre ich umgefallen. Die strahlenden Wellen fühlten sich an wie … Nahadoth, wenn er sich von seiner
schlechtesten Seite zeigte. Nein, schlimmer. Als ob jegliches Gewicht im Reich mich niederdrückte; nicht mein Fleisch, sondern meinen Geist.
    Während ich noch dastand und keuchte und Schweiß auf meine Unterarme tropfte, die zitternd auf dem Tisch lagen, wurde mir klar: Ich hatte dieses Entsetzen schon einmal empfunden.
    Da ist eine Resonanz, hatte Nahadoth gesagt.
    Ich zwang mich, meinen Kopf gerade zu halten. Mein Fleisch wollte loslassen. Ich kämpfte darum, meinen Körper zu behalten, da ich mir nicht sicher war, ob ich mich neu formieren konnte, wenn ich es nicht tat. Ich sah, dass Ka’hel auf der anderen Seite des Zimmers zurückgewichen war. Er umklammerte den Türrahmen mit einer Hand. Dabei sah er nicht überrascht aus, sondern eher grimmig und duldend. Aber auch freudig erregt.
    »Was …?« Ich versuchte, mich auf Usein zu konzentrieren, doch ich sah alles verschwommen. »Was geht hier …«
    Sie betrat die versteckte Nische, die hinter der geöfneten Wand zum Vorschein gekommen war. Dort stand auf einem Sockel

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