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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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aus Dunkelholz eine weitere Maske. Sie war vollkommen anders als die anderen. Sie schien aus milchigem Glas zu bestehen. Ihre Form war viel aufwändiger als nur ein Oval. Die Kanten waren gewellt und geometrisch ausgeformt. Mir kam der Gedanke, dass sie dem Gesicht ihres Trägers Schaden zufügen würde. Sie war auch größer als die normalen Masken. Entlang der Kieferlinien und der Stirn befanden sich Verlängerungen und hervorspringende Ränder, die mich an Flügel erinnerten. An Flug. An Sturz, abwärts, abwärts durch einen Wirbel, dessen Wände tosten und deren Donner das Reich der Sterblichen zerschmettern konnte …
    Usein hob sie auf und schien ihre Macht ofensichtlich nicht zu beachten. Spürte sie sie nicht? Wie konnte sie ein Kind in die Nähe von so etwas Schrecklichem bringen? Es gab keine Fackeln in der Nische. Das Ding glühte durch sein eigenes, veränderliches Licht. Dort, wo Useins Finger die Maske berührten, sah ich für
einen winzigen Moment einen Hauch von Bewegung. Das Glas verwandelte sich in glattes braunes Fleisch, wie die Hand, die es hielt, und wurde dann wieder zu Glas.
    »Diese Maske –  so behauptet Ka’hel –  hat eine besondere Kraft«, sagte sie und warf mir einen Blick zu. Sie kniff ihre Augen zusammen und schaute Ka’hel an, der bestätigend nickte, obwohl auch er sich ofenbar ausgesprochen unbehaglich fühlte. Es war schwer, von seinem stoischen Gesicht überhaupt etwas abzulesen. »Wenn sie fertig ist und so wie vorhergesagt funktioniert, wird sie ihren Träger zu einem Gott machen.«
    Ich wurde stocksteif und sah Ka’hel an, der mich einfach nur anlächelte. »Das ist unmöglich.«
    »Natürlich ist das möglich«, sagte er. »Yeine ist dafür der lebende Beweis.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie war etwas Besonderes. Einzigartig. Ihre Seele …«
    »Ja, ich weiß.« Sein Blick war gletscherkalt. Ich erinnerte mich an den Moment, in dem er sich zu meinem Feind erklärt hatte. Hatte er damals denselben Gesichtsausdruck? Wäre das der Fall gewesen, hätte ich mich mehr darum bemüht, seine Vergebung zu verdienen. »Die Konjunktion verschiedener Elemente, alle in der richtigen Menge und Stärke, alles genau zur rechten Zeit. Ein derartiges Rezept erschaft Göttlichkeit.« Er zeigte auf die Maske. Seine Hand zitterte und verschwamm, bevor er sie senkte. »Gottesblut und sterbliches Leben, Magie und die Unwägbarkeiten des sogenannten Zufalls. All das und mehr, eingebunden in jene Maske, um denjenigen, die sie betrachten, eine Vorstellung einzuimpfen.«
    Usein legte das Ding auf die geschnitzte Oberfäche, die als sein Ständer diente. »Ja. Und der erste Sterbliche, der sie aufsetzte, verbrannte von innen nach außen und starb. Es dauerte drei Tage; sie schrie die ganze Zeit. Das Feuer war so heiß, dass wir nicht in seine Nähe treten konnten, um sie von ihrem Elend
zu erlösen.« Sie warf Ka’hel einen scharfen Blick zu. »Das Ding ist böse.«
    »Einfach noch nicht fertig. Die rohe Energie der Schöpfung ist weder gut noch böse. Doch wenn die Maske fertig ist, wird sie etwas Neues und … Wundervolles ausstoßen.« Er hielt inne. Sein Ausdruck war einen Moment lang nach innen gewandt, auch sprach er leiser, als ob er mit sich selbst sprach. Doch ich erkannte, dass seine Worte in Wirklichkeit an mich gerichtet waren. »Ich werde kein Sklave des Schicksals sein. Ich werde es annehmen, kontrollieren. Ich werde das sein, was ich sein will.«
    »Du bist verrückt.« Usein schüttelte den Kopf. »Erwartest du wirklich, dass wir dir diese Macht in die Hände legen, und nur die Dämonen wissen, für welchen Zweck? Nein. Verlass diesen Ort, Ka’hel. Wir haben genug von deiner Art Hilfe.«
    Ich hatte Schmerzen. Die unvollständige Maske. Sie war wie der Mahlstrom: möglicherweise wahnsinnig geworden –  Schöpfung, die sich von sich selbst nährte. Ich war nicht sterblich genug, um dagegen immun zu sein. Dennoch war das nicht die einzige Quelle meines Unbehagens. Etwas anderes schlug gegen mich wie eine anrollende Flut und versuchte, mich in die Knie zu zwingen. Die Maske hatte meine göttlichen Sinne verstärkt und erlaubte mir, es zu spüren. Doch mein Fleisch war nur sterblich, zu schwach, um so viel Macht auf einmal zu ertragen.
    »Was bist du?«, fragte ich Ka’hel in unserer Sprache zwischen zwei keuchenden Atemzügen. »Elontid?« Unausgewogenheit … Das war die einzige Erklärung für den schaukelnden Fluss, der von ihm ausging. Entschlossenheit und Trauer,

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