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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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nicht bewegen. Schließlich ließ ich sie und den Dolch an meiner Seite herabfallen.
    »Wenn du willst, dass ich sterbe«, fing er an.
    »Sei ruhig.« Ich füsterte es. »Sei einfach ruhig, gottverdammt nochmal. Ich hasse dich.«
    »Wenn du mich hasst …«
    »Schweig!« Er schwieg. Ich fuchte und warf den Dolch zwischen uns auf den Boden. Das Geräusch von Leder auf Tagstein ließ ein knack von den Wänden des Zimmers widerhallen. Ich hatte angefangen zu weinen und fuhr mir mit den Händen durchs Haar.
    »Sei einfach still, ja? Götter , du bist so unerträglich! Du kannst mich nicht dazu zwingen , eine derartige Wahl zu trefen! Ich werde dich hassen, wenn es mir in den Kram passt!«
    »In Ordnung.« Seine Stimme war leise und beruhigend. Gegen meinen Willen erinnerte ich mich an Zeiten –  selten, aber dafür umso wertvoller –, als wir zusammen in diesem friedlichen Reich gesessen hatten und der Zeit beim Tanzen zusahen. Ich war mir immer der Tatsache bewusst gewesen, dass er und ich niemals Freunde werden würden. Doch Vater und Sohn? Das konnten wir schafen.
    »Also gut, Si’eh«, sagte er äußerst sanft. Er veränderte sich nicht. »Hass mich, wenn es dir gefällt.«
    Das Verlangen, ihn zu lieben, war so mächtig, dass ich deswegen erzitterte.
    Ich drehte mich um, stürmte zum Anfang der Treppe und trottete die Stufen hinunter. Kurz bevor mein Kopf die Schwelle des Bodens nach unten passierte, schaute ich noch einmal hoch.
Itempas beobachtete mich. Er hatte das Messer nicht aufgehoben, doch er hatte sich verändert: Sein Gesicht war feucht von Tränen.
    Ich rannte und rannte und rannte.
     
    Die Tür zu Dekas Wohnung war unverschlossen. Kein Diener würde unangemeldet in seinen Privatbereich eindringen, und kein Hochblut würde sich momentan in seine Nähe wagen. Er war eine unbekannte Größe. Seine Familie fürchtete ihn, wie er es gewollt hatte. Ich hätte das auch tun sollen, denn er war mächtiger als ich. Doch ich hatte schon immer starke Menschen geliebt.
    Er erhob sich von dem Arbeitstisch, an dem er gesessen hatte. Es handelte sich nicht um ein Standardmöbelstück in Elysium, denn er hatte bereits Veränderungen vorgenommen. »Wer zum … Si’eh?« Er sah erschöpft aus. Er war den größten Teil der Nacht aufgewesen und hatte mit dem Schreibercorps daran gearbeitet, die Masken der Attentäter zu untersuchen. Und doch stand er hier barfuß, ohne Tunika, mit zerzaustem Haar, und war immer noch wach. Ich sah Zeichnungen auf verschiedenen Schriftrollen und einen Stapel Blätter, die mit dem offiziellen Siegel der Literia versehen waren. Personal für den neuen Palast vielleicht. »Si’eh, wa…?«
    »Es gibt keinen Grund, mich zu fürchten«, unterbrach ich ihn und ging um den Arbeitstisch herum auf ihn zu. Ich hielt seinem Blick stand, wie dem jeder Beute. Er starrte zurück. Es war so einfach, sie zu fangen, wenn sie gefangen werden wollten. »Ich bin vielleicht älter als die Welt, doch ich bin auch nur ein Mann. Kein Gott ist jemals nur ein Ding. Wenn das ganze Ich dir Angst macht, dann liebe den Teil, der dir gefällt.«
    Er zuckte zurück. Verwirrung, Verlangen und Schuld stiegen wechselweise in seinem Gesicht auf und verschwanden wieder. Schließlich seufzte er, als ich ihn erreichte. Seine Schultern fielen als kleine Kapitulation ein wenig nach vorn. »Si’eh.«

    In dem einen Wort lag so viel Bedeutung. Der Wind, doch auch der Blitz und ein Bedürfnis, so roh wie eine ofene Wunde. Ich legte meine Arme um ihn. Die Macht, die in seine Haut geschrieben war, pulsierte einmal und füsterte mir warnend etwas von Schmerz und Gemetzel zu. Ich drückte mein Gesicht an seine Schulter und ballte meine Fäuste auf dem Hemd hinter seinem Rücken. Ich wünschte mir, es wäre weg, damit ich diese tödlichen Zeichen berühren konnte.
    »Si’eh …«, begann Deka von neuem. Er war in meiner Umarmung erstarrt und streckte seine Arme aus, als ob er Angst hätte, mich zu berühren. »Si’eh, Götter  …«
    »Lass mich einfach gewähren«, hauchte ich an seiner Schulter. »Bitte, Deka.«
    Seine Hände landeten auf meinen Schultern, zu leicht, zögernd. Das reichte nicht. Ich zog ihn enger an mich. Er gab ein leises, angespanntes Geräusch von sich. Dann glitten seine Arme um mich und drückten zu. Ich spürte das Kratzen von Nägeln durch mein Hemd. Er drückte sein Gesicht in meine Haare. Eine Hand legte sich um meinen Nacken.
    Eine Weile herrschte Stille. Sie hielt nicht lange an, weil nichts im

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