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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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Sehnsucht, dass ich ihn beinahe, beinahe wieder zum Vater wollte.
    Beinahe, beinahe verzieh ich ihm.
    Doch das ging nicht. Ich duckte mich und schaute weg. Itempas senkte den Blick, und eine lange, unerschütterliche Stille senkte sich über den abgeschlossenen Ort.
    »Sag Glee, sie soll zurückkommen und dich abholen«, sagte ich schließlich verärgert. »Ich habe alles gesagt, was ich sagen möchte.«
    »Glee ist sterblich, und ich habe keine Magie. Wir können nicht wie Götter miteinander sprechen, wir müssen Worte benutzen. Und Taten.«

    Ich runzelte die Stirn. »Wie, du bleibst also hier?«
    »Und reise mit euch zu dem neuen Palast, ja.«
    »Yeine wird auch dort sein.« Bei diesen Worten ballte ich die Fäuste und lief weiter in engen, wütenden Bögen auf und ab. »Oh, aber das musst du doch wissen. Du bist ihretwegen hierhergekommen.« Die beiden, ineinander verschlungen, seine Lippen auf ihrem Halsansatz. Ich verdrängte das Bild aus meinen Gedanken.
    »Nein. Ich bin deinetwegen gekommen.«
    Worte. Taten.
    Beides bedeutungslos. Sie hätten meine Kehle nicht so zuschnüren dürfen, wie sie es taten. Ich kämpfte wütend gegen sie an und starrte auf seinen Rücken. »Ich könnte Naha rufen. Ich könnte ihn bitten, dich wieder und wieder zu töten, bis du darum bettelst, wirklich zu sterben.« Und weil ich ein Gör war, fügte ich hinzu: »Er würde das auch für mich tun.«
    »Ist das wirklich dein Wunsch?«
    »Ja! Ich würde es selbst tun, wenn ich es könnte!«
    Zu meiner Überraschung wirbelte Itempas herum und kam auf mich zu. Dabei öfnete er seinen Mantel. Er grifin eine der Taschen auf der Innenseite. Ich erstarrte und war bereit zum Kampf. Er zog einen Dolch hervor, der in seiner Hülle steckte. Ich grif nach En, doch er übergab mir den Dolch mit dem Grifzuerst. Ich nahm ihn und merkte, dass er klein und leicht war. In den Teilen der Welt, wo Sterbliche ihren Kindern scharfes Spielzeug gaben, war er eine Kinderwafe.
    Er unterschied sich nicht sehr von dem Dolch, den ich benutzt hatte, um Shahars Unschuld vor zehn Jahren zu beschädigen. Nur war dieser Dolch sicher in seiner Lederscheide festgeschnürt. Eine große Schlaufe, die um die Parierstange geschlungen war, hielt ihn an Ort und Stelle. Niemand konnte diese Klinge versehentlich ziehen.
    Ich drehte ihn zwischen meinen Fingern und fragte mich, warum
Itempas ihn mir gegeben hatte. Da fing meine Nase den schwachen Geruch alten, getrockneten Bluts auf.
    »Ein Geschenk von Glee«, sagte er. »An mich. Wenn der Tod jemals dem Leben vorzuziehen ist.«
    Da wusste ich, worum es sich handelte. Das Geschenk der Sterblichkeit hatte Enefa ihn genannt. Glees Blut war an dem Messer –  ihr entsetzliches, giftiges Dämonenblut. Sie hatte Itempas einen Ausweg aus seiner Gefangenschaft eröfnet, wenn er jemals den Mut fand, ihn zu gehen.
    Meine Hand ballte sich krampfartig um den Grifdes Messers. »Wenn du ihn jemals benutzt, wird das Reich der Sterblichen vergehen.«
    »Ja.«
    »Glee wird sterben.«
    »Wenn sie dann nicht bereits gestorben ist, ja.«
    »Warum sollte sie dir das hier geben?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Ich starrte ihn an. Er war nicht absichtlich begrifsstutzig. Er musste sie gefragt haben. Entweder hatte er ihrer Antwort keinen Glauben geschenkt, oder –  was wahrscheinlicher war, wenn man bedachte, wie sehr sie nach ihm geraten war –  sie hatte einfach nicht geantwortet. Und er hatte ihr Schweigen akzeptiert.
    Dann kniete er vor mir und warf dabei seinen Mantel nach hinten, der sich elegant auf dem weißen Steinboden ausbreitete. Er hob auch seinen Kopf; zum Teil, weil er ein arroganter Dämonensohn war, zum Teil, um mir leichten Zugrifauf seine Brust und seine Kehle zu ermöglichen. Welch großzügiges, stolzes Angebot!
    »Bastard«, sagte ich und ballte meine Faust um den Messergrif. Tod. Ich hielt den Tod des Universums in meiner Faust. »Arroganter, selbstsüchtiger, bösartiger Bastard.«
    Itempas wartete einfach ab. Das Messer war klein. Dennoch hätte ich es mit Leichtigkeit in einem Winkel zwischen seine Rippen stoßen können, sodass es sein Herz durchbohrte. Zur Hölle,
wenn Oree Shoth ebenfalls eine Dämonin gewesen war, dann war ihre Tochter mehr als ein Halbgott. Sogar ein Kratzer, der mit ihrem Blut verunreinigt wurde, dürfte seinen Zweck erfüllen.
    Ich löste die Schlaufe, doch meine Finger zitterten. Ich hielt den Grifin meiner Hand, um den Dolch herauszuziehen, und konnte es nicht. Meine Hände wollten sich einfach

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