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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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Bereiche des Unterpalastes. Bei dem Sturz brach ich mir das Handgelenk. Ich war gezwungen, eine halbe Stunde zu laufen, um ein Heilskript von den Palastschreibern zu bekommen.
    Die Suche nach den Hintermännern der Attentäter war bisher
erfolglos, ließen die Schreiber mich in einsilbigen, kurz angebundenen Antworten auf meine Fragen hin wissen. Sie hatten nicht vergessen, dass ich ihr früheres Oberhaupt getötet hatte. Es war allerdings sinnlos, sich dafür zu entschuldigen. Sie arbeiteten hart daran herauszufinden, wie die Masken funktionierten. In dem riesigen, ofenen Labor, das die ungefähr fünfzig Schreiber des Palastes beherbergte, sah ich, dass einige der Arbeitstische den blutroten Maskenteilen gewidmet waren. Für die weiße Maske war ein aufwändiges Gehäuse aufgebaut worden. Ich sah den Sterblichen nicht, mit dem die weiße Maske sich verbunden hatte. Doch es war nicht schwer, sich sein Schicksal auszumalen. Höchstwahrscheinlich hatten die Schreiber seinen Leichnam hinter verschlossenen Türen geöfnet und ihn auf der Suche nach den Geheimnissen, die er möglicherweise in sich trug, seziert.
    Nachdem mein Handgelenk behandelt war, kehrte ich in mein Quartier zurück und stopfte die Kleider und Waschartikel, die Morad mir gegeben hatte, in Hymns Ranzen. Damit war ich fertig mit Packen.
    Die Sonne war während meines Aufenthalts in Schatten untergegangen, Elysium in der vollkommenen Stille der Nacht hell erleuchtet. Ich fühlte mich unerklärlich rastlos, verließ mein Zimmer und lief durch die Flure. Ich hätte eine Wand öfnen und in die ungenutzten Räume gehen können, aber die gehörten nicht mehr allein mir. Ich wollte sie nicht mehr. Die Diener und Hochblüter, an denen ich in den Fluren vorbeiging, bemerkten mich –  einige erkannten mich sogar –, doch ich ignorierte ihr Starren. Ich war nur ein mordender Gott und obendrein ein jämmerlicher. Einst waren derer vier in diesen Mauern umhergegangen. Diese Sterblichen wussten nicht, was für ein Glück sie hatten.
    Schließlich fand ich mich im Solarium wieder, dem Privatgarten der Arameri. Wie von selbst folgte ich dem mit weißem Kies ausgelegten Pfad, der an den sauber geschnittenen Bäumen vorbeiführte.
Nach einer Weile erreichte ich den Fuß des engen weißen Turms, der vom Herzen des Palastes aufragte. Die Tür zur Treppe war nicht verschlossen. In den alten Zeiten war sie es gewesen. Ich kletterte die enge, steile Wendeltreppe empor, bis ich auf den Altar hinaustrat; die abgefachte, geschlossene Spitze des Turms, auf dem die Arameri jahrhundertelang ihr Nachfolgeritual abgehalten hatten.
    Ich setzte mich auf den Boden. Zahllose Sterbliche waren in dieser Kammer gestorben; sie hatten ihr Leben gegeben, damit sie den Stein der Erde anwenden und die Macht der Götter von einer Aramerigeneration zur nächsten weitergeben konnten. Jetzt war der Turm leer und so staubig und unbenutzt wie der Unterpalast. Ich nahm an, die Arameri hielten ihre Nachfolgen anderswo ab. Der hohle Sockel, der früher in der Mitte des Raums gestanden hatte, war fort. Er war an dem Tag, an dem Yeine und der Stein eins wurden, zerschmettert worden. Die Kristallwände hatte man wiederaufgebaut und den rissigen Boden repariert. Dennoch lag in dem Raum eine Leblosigkeit, die ich während meiner Tage in Gefangenschaft nicht gespürt hatte.
    Ich zog En von ihrer Kette und legte sie vor mich auf den Boden. Dabei rollte ich sie vor und zurück und erinnerte mich daran, wie es sich anfühlte, eine Sonne zu reiten. Davon abgesehen dachte ich an nichts. Deshalb war ich so bereit, wie ich es nur sein konnte, als der Tagsteinboden sich plötzlich veränderte und sich ein wenig erhellte. Auch das Zimmer fühlte sich lebendiger an.
    In den alten Zeiten hatte er diese Wirkung immer gehabt.
    Ich sah auf. Das Leuchten des Tagsteins refektierte wunderschön im Glas, deshalb konnte ich problemlos zwei Gestalten hinter mir erkennen: Glee und jemand, der genauso groß war. Breiter. Männlich. Glee nickte mir in der Spiegelung zu und verschwand dann, um uns beide allein zu lassen.
    »Hallo«, sagte ich.
    »Hallo, Si’eh«, erwiderte Itempas.

    Ich wartete und lächelte dann. »Kein ›Es ist lange her‹ oder ein ›Gut siehst du aus‹?«
    »Du siehst nicht gut aus.« Er zögerte. »Erscheint es dir als eine lange Zeit?«
    »Ja.« Bevor ich sterblich wurde, wäre das nicht der Fall gewesen. Er war allerdings selbst seit einem Jahrhundert sterblich. Er verstand.
    Schwere und genaue

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