Rivalin der Götter erbin3
Reich der Sterblichen lange dauert. Allerdings fühlte sie sich lang an, und das war alles, was zählte.
Als ich schließlich genug hatte, zog ich mich zurück und wartete auf Fragen. Sterbliche stellten immer Fragen. Warum bist du hierhergekommen, war mit Sicherheit die erste, denn er wollte mich und hatte wahrscheinlich gehoft, dass ich ihn auch wollte. Das war beileibe nicht der Grund, doch ich würde ihm sagen, was er hören wollte.
Langes, unbehagliches Schweigen breitete sich aus. Deka zappelte herum und sagte: »Ich brauche wenigstens ein paar Stunden Schlaf.«
Ich nickte und wartete immer noch.
Er schaute weg. »Du musst nicht gehen.«
Also blieb ich.
Wir lagen Seite an Seite züchtig in seinem Bett. Ich wartete ab und war auf seine Hände, seinen Mund und das Gewicht seines Körpers eingestellt. Ich würde ihm geben, was er wollte. Vielleicht gefiel es mir sogar. Alles, um nicht alleine zu sein.
Er rutschte näher und legte seine Hand auf meine. Ich wartete auf mehr, doch es verging geraume Zeit. Schließlich hörte ich lange, gleichmäßige Atemzüge von seiner Seite des Betts. Überrascht drehte ich meinen Kopf. Er schlief tief und fest.
Ich starrte ihn an, bis auch ich einschlief.
Zyklen.
Deka erwachte einige Zeit vor Sonnenaufgang und rüttelte mich wach. Ziemlich planlos taten wir das, was sterbliche Liebhaber seit Anbeginn der Zeit getan haben, und stolperten mit trüben Augen umeinander herum, um uns auf den Tag vorzubereiten. Er sprach mit Dienern, bestellte Tee und rief einen Sekretär herbei. Dieser sollte Botschaften an die Schreiber, Attentäter und Höfinge überbringen, die er auserwählt hatte, uns zu begleiten. Ich ging ins Badezimmer und versetzte mich in einen vorzeigbaren Zustand. Dann, während er dasselbe tat, trank ich den Tee und spähte auf seinen Schreibtisch. Dort hatte er Notizen gemacht über Verteidigungsmagie und hatte begonnen, eine Art Bitte an die Literia zu verfassen. Er erwischte mich dabei, als er aus dem Badezimmer kam, doch es schien ihm egal zu sein. Er ging an mir vorbei und schaute nach, wie viel Tee ich ihm übrig gelassen hatte. Nicht viel. Das trug mir einen finsteren Blick ein. Ich zuckte mit den Schultern.
Wir begaben uns zum Vorhof. Eine Gruppe von etwa dreißig Schreibern, Soldaten und diversen Hochblütern waren bereits dort; einschließlich Shahar, die einen Fellreisemantel gegen die steife Morgenbrise trug. Sie nickte uns zu, als wir eintrafen. Ich nickte zurück, woraufhin sie blinzelte. Diener trafen ebenfalls ein
und trugen Truhen und Säcke, die wahrscheinlich mehr Besitztümer der Hochblüter enthielten als ihre eigenen. Während der östliche Horizont durch den bevorstehenden Sonnenaufgang immer blasser wurde, traf Remath ein. Zu meiner großen Überraschung waren Itempas und Yeine bei ihr. Ich sah, wie viele der anderen Versammelten die Letztere verwirrt musterten. Ofensichtlich gehörten sie nicht zur Familie. Yeine blieb ein ganzes Stück entfernt stehen und wandte sich an den Horizont, als ob sie seinen Ruf hörte. Dies war ihre Zeit. Itempas löste sich von Remath, als sie die Gruppe erreichten. Er kam herüber und stellte sich zu uns, aber nicht nah genug für eine Unterhaltung. Er beobachtete Yeine.
Deka drehte sich um und starrte Itempas an. Dann weiteten sich plötzlich seine Augen. »Si’eh, ist das …«
»Ja«, fuhr ich ihn an. Ich verschränkte meine Arme und achtete sorgfältig darauf, beide zu ignorieren.
Ramina war auch dort und wartete ofensichtlich auf Remath; ebenso wie Morad, die Reisekleidung trug. Das überraschte mich. War Remath bereit, sogar ihren Geliebten für diesen Irrsinn aufzugeben? Vielleicht standen sie sich doch nicht so nahe. Morads Gesicht war ausdruckslos, doch ich vermutete, dass sie nicht gerade glücklich war.
»Guten Morgen, meine Freunde«, sagte Remath. Doch außer Morad war niemand dort ihr Freund. »Die Dinge sind euch bis zum jetzigen Zeitpunkt erklärt worden. Natürlich seid ihr wenig begeistert über den kurzen Vorlauf, doch es war aus Gründen der Geheimhaltung und Sicherheit nicht anders möglich. Ich nehme an, es gibt keine Einwände.«
Unter anderen Umständen hätte es die gegeben, doch es handelte sich hier um Arameri, und zwar um solche, die wegen ihres Verstandes und ihres Nutzens ausgewählt worden waren. Schweigen schlug ihr als Antwort entgegen.
»Also gut. Wir warten noch auf einen letzten Gast. Dann machen wir uns auf den Weg.«
Plötzlich erbebte die Welt ganz
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