Rivalin der Götter erbin3
Blick. Das war richtig schön. Wie in alten Zeiten. Dann fiel ihnen ein, dass sie sich hassten, und sie konzentrierten sich wieder auf mich.
Es war eigentlich ironisch und gleichzeitig herrlich. Das Problem waren nicht sie, sondern ich. Die Drei wandelten wieder auf der Welt und waren in der Hofnung, mich zu retten, zusammengekommen. Doch ich war nicht zu retten, weil ich ebenfalls in zwei Sterbliche verliebt war.
Yeine seufzte. »Du brauchst Zeit zum Nachdenken.« Sie stand auf und klopfte sich unnötigerweise die Hose ab. Dann sah sie Nahadoth und Itempas an. »Und wir haben noch private Dinge zu besprechen, Si’eh. Wo sollen wir dich hinschicken?«
Ich schüttelte den Kopf und rieb mir müde die Schläfen. »Keine Ahnung. Woanders hin.« Ich zeigte vage auf den Palast. »Ich werde mich schon zurechtfinden.« Das tat ich immer.
Yeine warf mir einen Blick zu, als ob sie meinen letzten Gedanken gehört hätte. Doch wie eine gute Mutter ließ sie ihn unkommentiert stehen. »Also schön.«
Dann verzerrte sich die Welt, und ich fand mich in einer großen, ofenen Kammer des neuen Palastes wieder. Sie sah wie ein Tempel aus. Ihre Decke wölbte sich dreißig oder vierzig Fuß weit nach oben. Reben baumelten von ihren Simsen und wanden sich die gedrehten Säulen hinab. In der Handvoll Minuten, seit wir gegangen waren, hatte Yeines Macht den Palast vollkommen durchdrungen und ihn mit Grün bedeckt. Der Tagstein war auch
nicht länger weiß. Eine Wand der Kammer stand der Sonne gegenüber. Gegen den hellen Hintergrund sah ich weißen Stein, der mit etwas Dunklerem marmoriert war, das von Grau bis Schwarz schattiert war. Das Schwarz war mit weißen Punkten gespickt, die wie Sterne aussahen. Vielleicht leuchteten sie sogar in der Nacht.
Deka kniete dort allein. Was hatte er gemacht? Gebetet? Wache gehalten, während meine Sterblichkeit dahinging? Wie reizend. Und wie plump von Yeine, mich zu ihm zu schicken. Ich hätte nie gedacht, dass sie eine Kupplerin war.
»Deka«, sagte ich.
Er erschrak, drehte sich um und runzelte überrascht die Stirn. »Si’eh? Ich dachte …«
Ich schüttelte meinen Kopf und machte mir nicht die Mühe, aufzustehen. »Scheinbar habe ich noch etwas zu erledigen.«
»Was …« Nein. Deka war zu klug, um die Frage zu benötigen. Ich sah, wie Verstehen, Entzücken, Schuld und Hofnung innerhalb von Sekunden über sein Gesicht huschten. Dann hatte er sich wieder im Grifund setzte stattdessen seine Aramerimaske auf. Er stand auf, kam herüber und bot mir seine Hand, um mir aufzuhelfen. Ich ergriff sie. Als ich allerdings auf den Füßen stand, gab es einen kurzen, unbehaglichen Moment. Wir waren jetzt beide Männer. Die meisten Männer hätten nach einer solchen Geste einen Schritt voneinander weg gemacht und Distanz zwischen sich geschafen, damit die nötigen Grenzen der Unabhängigkeit und Kameradschaft gewahrt blieben. Ich bewegte mich nicht weg und Deka auch nicht. Verlegenheit wich etwas vollkommen anderem.
»Wir dachten darüber nach, wie wir diesen Palast nennen sollen«, sagte er leise. »Shahar und ich.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Seemuschel? Wasser?« Kreative Namensgebung war noch nie mein Fall gewesen. Deka, der Geschmack hatte, zog bei meinen Vorschlägen eine Grimasse.
»Shahar gefällt ›Echo‹. Sie wird es natürlich noch Mutter vorschlagen
müssen.« Diese Unterhaltung war so faszinierend. Unsere Münder bewegten sich und sprachen von Dingen, die uns beiden egal waren. Eine verbale Maske für vollkommen andere Worte, die nicht ausgesprochen werden mussten. »Sie denkt, dass dies ein gutes Audienzzimmer sein wird.« Noch eine Grimasse; diesmal etwas zarter.
Ich lächelte. »Du bist anderer Meinung?«
»Es fühlt sich nicht wie ein Audienzzimmer an. Es fühlt sich …« Er schüttelte den Kopf und wandte sich einem Fleck unterhalb der durchsichtigen Wirbelwand zu. Ich verstand, was er meinte. In dieser Kammer herrschte eine geweihte Atmosphäre. Es war schwer zu beschreiben. An der Stelle hätte ein Altar stehen müssen.
»Dann sag es ihr«, sagte ich.
Er zuckte mit den Schultern. »Du weißt doch, wie das ist. Shahar ist immer noch … Shahar.« Er lächelte, doch das Lächeln verblasste.
Ich nickte. Ich wollte eigentlich nicht über Shahar reden.
Dekas Hand strich zaghaft an meiner entlang. Er hätte das als Zufall abtun können, wenn ich ihn ließ. »Vielleicht solltest du diesen Ort segnen. Das ist eine Art Trick, oder wird es wenigstens sein. Das echte
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