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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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störte.
    Da war ein kurzer Schimmer. Das war alles, was mein sterblicher Geist wahrnehmen konnte. Die ganze Welt sang, als sie ihm die sterbliche Hülle nahmen und sie wegwarfen. Itempas schrie nicht auf, doch das hätte er tun sollen. Ich hätte es jedenfalls getan. Stattdessen schauderte er und schloss seine Augen. Sein Haar wurde zu einem weißglühenden Nimbus, seine Kleider glühten, als ob sie aus Sternen gewebt waren, und –  ich hätte gelacht, wenn es nicht heilig gewesen wäre –  seine Stiefel wurden weiß. Sogar mit meinen dumpfen sterblichen Sinnen spürte ich die Anstrengung, die es ihn kostete, dieses plötzliche Aufodern seines wahren Selbst unter Kontrolle zu behalten. Es war wie ein Hitzschlag, der über die Oberfäche der Wirklichkeit fuhr, oder wie ein Tsunami als Folge eines Meteoriteneinschlags. Er brachte alles zum Schweigen und hinterließ vielsagende Stille.
    Würde ich mich auch so gut schlagen, wenn ich wieder Gott war? Vermutlich nicht. Höchstwahrscheinlich würde ich herumhopsen,
brüllen und anfangen, auf nahegelegenen Planeten zu tanzen.
    Nicht mehr lange.
    Als das Aufodern von Itempas’ Wiederherstellung vorüber war, zögerte er noch einen Moment. Vielleicht versuchte er, sich zu sammeln. Doch dann runzelte er die Stirn. Es war fast nicht wahrnehmbar. Ich hätte es nicht bemerkt, hätte ich ihn nicht so gut gekannt.
    »Was ist los?«, fragte Yeine.
    »Mit ihm ist alles in Ordnung«, antwortete Itempas.
    »Alles in Ordnung mit mir?« Ich zeigte mit der Hand eines Mannes auf mich. An jenem Morgen hatte ich mich wieder rasieren müssen und mich dabei am Kiefer geschnitten. Es tat immer noch weh, verdammt. »Was genau an mir ist bitte in Ordnung?«
    Itempas schüttelte langsam den Kopf. »Es ist meine Natur, Bahnen wahrzunehmen«, sagte er. Das war nur ein Bruchteil dessen, was er meinte. Doch wir sprachen Senmitisch aus Rücksicht auf mein zartes, sterbliches Fleisch. »Sie zu erschafen, wo sie nicht existieren, und den bereits gelegten zu folgen. Ich kann dich wiederherstellen und zu dem machen, was du sein sollst. Ich kann das, was aus der Bahn geraten ist, anhalten. Doch an dir, Si’eh, ist nichts aus der Bahn geraten. Was aus dir geworden ist …« Er sah Yeine und Nahadoth an. Er hätte niemals etwas so Würdeloses getan, wie seine Hände in die Luft zu werfen, doch seine Frustration war nahezu greif bar. »Er ist so, wie er sein sollte.«
    »Das ist unmöglich«, sagte Nahadoth besorgt. Er ging auf mich zu. »Dies ist nicht seine Natur. Dieses Wachstum fügt ihm Schaden zu. Wie kann das beabsichtigt sein?«
    »Und wer?«, fragte Yeine. Sie sprach langsam, weil sie nicht so viel Übung darin hatte, unsere Konzepte in sterblicher Sprache darzulegen. »Wer hat das so beabsichtigt?«
    Sie sahen sich an. Erst jetzt wurde mir die Bedeutung ihrer
Worte bewusst. Ich würde heute nicht wieder zu einem Gott werden. Ich seufzte und wandte mich von ihnen ab. Dann ging ich hinüber zu der gekrümmten Perlmuttwand. Ich setzte mich gegen sie gelehnt hin und stützte meine Arme auf die Knie.
    Und wie nicht anders zu erwarten war, gingen die Dinge sehr schnell sehr schief.
    »Das ist unmöglich«, sagte Nahadoth erneut. Wie groß sein Zorn war, erkannte ich an der Weise, wie die kleine Kammer trotz der hellen Morgensonne, die durch das Glasdach fiel, plötzlich dunkel wurde. Allerdings verdunkelte sich nur die Kammer und nicht der ganze Himmel. Schlaue Yeine. Sie hatte für das Temperament ihrer Brüder vorgesorgt. Wenn ich nur nicht in einer Kammer mit ihnen gefangen gewesen wäre.
    Nahadoth ging auf Itempas zu. Seine Aura verfocht sich immer dunkler und dünner und wurde zu einem Schimmer, den sterbliche Augen aufgrund der Naturgesetze gar nicht hätten sehen dürfen. Doch natürlich setzte er diese Gesetze außer Kraft. Also war die Schwärze für alle sichtbar.
    »Du bist schon immer ein Feigling gewesen, Tempa«, sagte er. Die Worte huschten pfeilschnell über die Wände der Kammer und schlugen sich in Echos nieder. »Du hast auf die Tötung aller Dämonen gedrängt. Du bist nach dem Krieg aus diesem Reich gefohen und hast uns unsere Kinder vorenthalten. Uns hast du zurückgelassen, damit wir uns um das Chaos kümmern. Soll ich dir also jetzt glauben, wenn du sagst, du kannst meinem Sohn nicht helfen?«
    Ich wartete auf den Zornausbruch von Itempas und den Rest, der üblicherweise folgte. Sie würden kämpfen, Yeine würde das tun, was Enefa immer getan hatte, und ihren Kampf im

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