Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
Vom Netzwerk:
immer zusammen besser gebaut als jeder für
sich allein«, sagte Naha. Yeine lehnte sich an ihn. Die weichen, dunklen Tentakel seiner Aura wehten nach vorn und umgaben sie. Sie berührten sie nicht, doch das mussten sie auch nicht.
    Aus dem Augenwinkel sah ich eine Bewegung, die meine Aufmerksamkeit erregte. Itempas hatte sich von der Intimität seiner Geschwister abgewendet und beobachtete stattdessen mich. Ich starrte ihn in seiner Einsamkeit an und war überrascht, dass ich Sympathie anstelle des üblichen Ärgers verspürte. Wir beiden Außenseiter.
    Dann erspähte ich Shahar, die neben Dekarta stand. Er stand in hellen Flammen. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Er drehte sich immer wieder um die eigene Achse, um den ganzen Palast in sich aufzunehmen. Es sah so aus, als ob er nie wieder aufhören würde zu grinsen. Ich dachte an die Abenteuergeschichten, die er in seiner Kindheit so sehr geliebt hatte, und wünschte, ich wäre noch Gott genug, um dieses Vergnügen mit ihm zu teilen.
    Shahar war etwas ruhiger. Doch auch sie lächelte und warf hin und wieder Blicke auf die Spiralen. Hauptsächlich allerdings beobachtete sie ihn. Ihr Bruder, den sie so lange verloren hatte, war endlich zu ihr zurückgekehrt.
    Irgendwann bemerkten sie mich – und dass ich sie beobachtete. Dekas Grinsen wurde noch breiter; Shahars kleines Lächeln blieb. Sie hielten sich nicht an den Händen, als sie zu mir herüberkamen und dabei vorsichtig über die weiche Erde gingen, doch das Band zwischen ihnen war ofensichtlich für jeden, der wusste, wie Liebe aussah. Dass dieses Band mich mit einschloss, war ebenso ofensichtlich. Ich wandte mich ihnen zu, und für einen langen, wunderbaren Moment war ich nicht allein.
    Dann sagte Yeine: »Komm, Si’eh«, und der Moment war vorbei.
    Shahar und Deka blieben stehen. Ihr Lächeln verschwand. Ich sah, wie es ihnen dämmerte. Sie hatten mich zu einem Sterblichen gemacht, damit ich ihr Freund sein konnte. Was würde mit uns geschehen, wenn ich erst einmal wieder ein Gott war?

    Eine Hand berührte meine Schulter, und ich sah auf, Itempas stand da. Ah, ja. Er hatte im Laufe der Jahre auch Sterbliche geliebt. Er wusste, wie es sich anfühlte, zurückzubleiben.
    »Komm«, sagte er sanft.
    Ohne ein weiteres Wort drehte ich Dekarta und Shahar den Rücken zu und ging mit ihm.
    Yeine und Nahadoth gesellten sich zu uns. Ihre Macht umgab uns, und wir verschwanden, als die ersten grünen Sprossen sich durch die Erde bohrten.

18
    Im Namen von Itempas:
Wir beten für Licht.
Wir erbitten Wärme von der Sonne.
Wir entsagen den Schatten.
Im Namen von Itempas:
Wir sprechen, um dem Klang Bedeutung zu verleihen.
Wir denken, bevor wir handeln.
Wir töten, doch nur für den Frieden.
     
    D ie Kammer, in der wir auftauchten, war nicht weit von den anderen entfernt. Wir befanden uns immer noch in dem neuen Palast, in einer der kleineren, zarten Nautiluskammern, die sich an den äußersten Rändern des Palastes gebildet hatten und die von Prismenglas überzogen waren. Sobald wir darin materialisierten, wusste ich, worum es sich wirklich handelte: eine Raumnische, die sich von der sie umgebenden Welt unterschied. Sie war ideal zum Schreiben oder um Magie zu kanalisieren, ohne dass sich die Wirkung der Magie auf die umliegende Gebäudestruktur auswirkte. Deka würde sie lieben, wenn er sie erst einmal fand.
    Nahadoth und Yeine sahen Itempas an, der zurückstarrte. Alle Gesichter waren ausdruckslos. Das hatte wenig zu bedeuten, wie ich wusste, da sie noch niemals Worte benötigt hatten, um zu sprechen.
    Viel zu viel von dem, was sie austauschen mussten, waren ohnehin
Gefühle. Vielleicht war das der Grund, warum Nahadoth seine Ansprache kurz hielt und ruhig blieb.
    »Bis zum Sonnenuntergang«, sagte er. »Bis dahin bist du auf Bewährung.«
    Itempas nickte langsam. »Ich werde mich selbstverständlich sofort um Si’eh kümmern.«
    »Wenn der Sonnenuntergang kommt und du wieder zu sterblichem Fleisch wirst, wirst du schwach sein«, fügte Yeine hinzu. »Bereite dich gut darauf vor.«
    Itempas seufzte nur und nickte.
    Das war eine beabsichtigte Grausamkeit. Sie hatten ihm die Bewährung meinetwegen gegeben, doch wir brauchten seine Macht nur für einen Augenblick. Dadurch, dass sie ihm einen ganzen Tag Freiheit gewährten, drehten sie nur das Messer in der Wunde noch einmal um. Er verdiente es, ermahnte ich mich selbst; er verdiente es in höchstem Maße.
    Doch ich werde nicht so tun, als ob es mich nicht auch

Weitere Kostenlose Bücher