Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
Vom Netzwerk:
etwas davonrauschte. Zurück blieb ein menschlicher, normaler Mann mittleren Alters in schlichter Kleidung und abgewetzten Stiefeln –  die wieder braun waren, ha ha! –, der zu viele Haare hatte. Er taumelte rückwärts wie ein alter, gebrochener Baum und war als Folge des Gottseins bewusstlos. Ich fing ihn auf und legte ihn vorsichtig auf den Boden. Dann legte ich seinen Kopf in meinen Schoß.
    »Dummer, alter Mann«, füsterte ich. Doch ich streichelte sein Haar, während er schlief.

    Schön wäre es, wenn die Dinge dort hätten enden können.
    Kurz nachdem ich mich mit Itempas hingesetzt hatte, spürte ich jemanden hinter mir. Ich drehte mich nicht um. Sollte Glee doch denken, was sie wollte, von mir mit ihrem Vater. Ich hatte genug davon, ihn zu hassen. »Sorg dafür, dass er sein Haar schmückt«, sagte ich, mehr um Konversation zu machen als alles andere. »Wenn er sein Haar in temanischem Stil trägt, sollte er es auch richtig machen.«
    »Also«, sagte Ka’hel. Ich wurde vor Schreck stocksteif. Seine Stimme war weich und bedauernd. »Du hast ihm verziehen.«
    Was …
    Noch bevor der Gedanke Gestalt annehmen konnte, stand er vor mir auf der anderen Seite von Itempas. Eine Hand hielt er auf eine Weise, die für mich keinen Sinn ergab … bis er sie nach unten stieß. Zu spät erinnerte ich mich daran, dass Glee ihn genau davor hatte bewahren wollen.
    Zu dem Zeitpunkt war Ka’hels Hand schon bis zum Handgelenk in Itempas’ Brust.
    Itempas schreckte auf. Er war stocksteif, sein Gesicht in Qual erstarrt. Ich vergeudete keine Zeit mit leugnenden Schreien. Leugnen war etwas für Sterbliche. Stattdessen packte ich Ka’hels Arm mit all meiner Stärke und versuchte, ihn von seinem Tun abzuhalten. Ich wusste, was er vorhatte. Doch ich war nur ein Sterblicher, und er war ein Gottkind.
    Er riss nicht nur Itempas’ Herz mit einem roten Schwall heraus, er warf mich dabei quer über die Plattform. Mitten in dem salzig-süßen Geruch des geknickten Seegrases rollte ich aus. Ich befand mich nur etwa drei Fuß vor ihrer Kante. Dort waren Stufen, die sich um die Plattform wanden, doch wenn ich sie verpasste, war es ein langer Weg –  einige Hundert Fuß –  bis zum Fuß des Palastes.
    Benommen kämpfte ich mich auf die Füße. Ich entdeckte, dass mein Arm ausgekugelt war. Als meine Schmerzensschreie verebbten,
sah ich auf. Dort war Ka’hel, der zwischen mir und Itempas’ Leiche stand. In seiner Hand hielt er das tropfende Herz. Sein Ausdruck war unerbittlich.
    »Danke«, sagte er. »Ich habe ihn seit Jahren gejagt. Seine Dämonentochter ist gut darin, ihn zu verstecken. Ich wusste allerdings, wenn ich dich beobachte, dass ich irgendwann meine Chance bekomme.«
    »Was …« Es war so schwer, gegen Schmerzen anzudenken. Wenn Sterbliche es konnten, konnte ich es auch, verdammt. Ich biss die Zähne zusammen und sprach durch sie hindurch. »Was zur unendlichen Hölle ist mit dir los? Du weißt, das wird ihn nicht töten. Und jetzt werden Naha und Yeine hinter dir her sein …« Ich war nicht länger ein Gott. Ich konnte sie nicht mit meinen Gedanken herbeirufen. Was konnte ich als Sterblicher tun, da ich dem Gott der Rache in seinem Moment des Triumphs gegenüberstand? Nichts. Nichts.
    »Sollen sie doch kommen.« Diese Arroganz kam mir bekannt vor. Wo hatte ich sie nur schon erlebt? »Sie haben mich bisher nicht gefunden. Ich kann die Maske jetzt vervollständigen und sie mir von Usein zurückholen.« Er hob Itempas’ Herz und musterte es eindringlich. Zum ersten Mal sah ich ihn aus reinem Vergnügen lächeln. Seine Lippen zogen sich zurück und zeigten einen Hauch von Eckzahn …
    … scharfe Zähne, so sehr wie …
    Dann verstand ich, oder ich dachte es zumindest. Was Ka’hel gesucht hatte, war nicht Itempas’ Blut oder Fleisch, sondern die reine, helle Kraft des Gottes des Lichts. Als Sterblicher hatte er keine, und in seiner wahren Form war er zu mächtig. Nur jetzt, im Übergang zwischen Sterblichkeit und Unsterblichkeit, war Itempas verletzlich und wertvoll; und ich, machtlos wie ich war, war kein ausreichender Wächter. Glee hatte recht gehabt, indem sie ihn mir nicht anvertraute, wenn auch nicht aus den Gründen, die sie fürchtete.

    »Du wirst sie Usein abnehmen?« Ich hatte Mühe, aufrecht zu sitzen, und hielt mir den Arm. »Aber ich dachte …«
    Nein. O nein. Ich hatte mich so geirrt.
    Eine Maske, die die Macht der Götter übertrug. Doch Ka’hel hatte niemals beabsichtigt, dass ein

Weitere Kostenlose Bücher