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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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unüberschaubare Szenen. Und das, was Wraths Leutnant uns von Schatten zu zeigen hatte, indem er langsam seine Sphäre im Kreis herumschwenkte, war unüberschaubar.
    Es gab Dutzende Maskierte.
    Hunderte.
    Sie füllten die Straßen. Auf der Promenade, wo sich eigentlich Pilger, Straßendarsteller und Künstler drängelten, gab es nur Maskierte. Entlang der Allee der Adligen bis hin zu den Stufen des Salons: Maskierte. Kaum sichtbar zwischen den Bäumen und Blumen im Durchgangspark: Maskierte. Sie näherten sich aus Südwurzel mit schlammverschmierten Schuhen: Maskierte.
    Wir konnten allerdings auch viele Gestalten erkennen, die keine Maskierten waren. Die meisten eilten in die entgegengesetzte Richtung und trugen so viel sie konnten auf ihren Pferden, Schubkarren oder ihren gebeugten Rücken davon. Für die Menschen in Schatten war Magie nichts Unbekanntes. Sie lebten seit Jahrzehnten unter Gottkindern und seit Jahrhunderten im Schatten
von Elysium. Sie rochen Ärger sofort und kannten die richtige Reaktion: wegrennen.
    Die Maskierten belästigten die Unmaskierten nicht. Sie bewegten sich schweigend alle gleichzeitig, wenn sie sich bewegten. Die meisten bewegten sich nicht länger, wenn sie das Zentrum von Schatten erreicht hatten. Dann standen sie einfach völlig bewegungslos da. Männer, Frauen und ein paar Kinder –  nicht viele, dank mir –  und ein paar ältere Leute. Keine zwei Masken waren gleich: Es gab weiße und schwarze, einige marmoriert wie Echos Bausubstanz, einige rot und kobaltblau und steingrau. Viele waren im Stil von Hochnord, doch einige zeigten auch die Ästhetik und die Archetypen anderer Länder. Die Vielfalt war erstaunlich.
    Sie alle schauten zu Elysium hoch.
    Wir –  Shahar, Dekarta, ich und eine große Zahl Hochblüter und Diener –  standen in der Marmorhalle, wie man sie sicherlich gemäß der Namenskonventionen der Amn nennen würde. Aus irgendeinem Grund, den nur Yeine kannte, waren die Wände dieses Raums von einem dunklen Rostrot durchzogen. Unterbrochen wurde es von Weiß und Grau. Dadurch sah der ganze Raum so aus, als ob er mit Blut ausgewaschen worden wäre. Ich nahm an, dass darin eine ironische Symbolik lag – ein Teil von Yeines krankem Sinn für Humor. Ofenbar war ich zu sterblich, um den Witz zu verstehen.
    Wrath war fort, doch seine Soldaten waren anwesend und bewachten die Türen und den Balkon. Er hatte vorgeschlagen, die Hochblüter zusammenzurufen, weil sie dann einfach zu bewachen waren. Wir warteten darauf, dass er uns mitteilte, wann wir wieder gehen durften. Ich nahm an, das würde noch eine ganze Weile dauern. Ein Diener hatte die große Beobachtungssphäre aus dem Lager der Schreiber hierhergebracht und sie auf dem einzigen Tisch im Raum aufgestellt. Dadurch waren wir in der Lage, die unheilvolle Bewegungslosigkeit in den Straßen von Schatten zu betrachten.

    »Warten sie auf etwas?«, fragte eine Frau, die das Zeichen eines Halbbluts trug. Sie stand in Raminas Nähe. Er legte ihr tröstend eine Hand auf den Rücken, während sie auf das schwebende Bild starrte.
    »Vielleicht irgendein Signal«, antwortete er. Ausnahmsweise lächelte er einmal nicht. Lange Minuten vergingen, doch bei den Maskierten rührte sich nichts. Die Person, die die Sphäre schwenkte, stand oben auf der Treppe des Salons. Am anderen Ende des Halbkreisschwenks konnten wir einen Blick auf die Aramerisoldaten erhaschen, die die weiße Rüstung der Hunderttausend Legionen trugen und hastig als Vorbereitung auf einen defensiven Kampf Barrikaden errichteten. Selbst bei diesen füchtigen Einblicken sahen wir genug, das uns verzweifeln ließ. Der Löwenanteil der Arameriarmee war außerhalb der Stadt stationiert. Dort gab es mitten in der Landschaft einen riesigen Komplex gemauerter Kasernen und Stützpunkte. Jeder hatte angenommen, dass der Angrif, wenn er kam, von außerhalb der Stadt erfolgte. Die Armee marschierte, ritt und teleportierte zweifellos so schnell sie konnte jetzt in die Stadt. Doch diejenigen unter uns, die die Maskierten in Aktion gesehen hatten, wussten, dass es mehr als Soldaten brauchte, um sie aufzuhalten.
    Ich wandte mich an Shahar, die auf einer der erhöhten Simse am Rand des Raums stand. Sie hatte ihre Arme um sich geschlungen, als ob ihr kalt war. Die Ausdruckslosigkeit auf ihrem Gesicht war nie und nimmer Absicht. In dem Raum, in dem sich ihre Verwandten in Zweier- oder Dreiergrüppchen gegenseitig trösteten, stand sie allein da.
    Ich dachte kurz nach und

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