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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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zitterte. Wut fraß sich durch das Entsetzen auf seinem Gesicht. Doch unter dieser Wut lag etwas noch viel Schlimmeres, was ich wieder einmal aus eigener Erfahrung
kannte. Verrat. Er hatte ihr auch vertraut, und sie hatte sein Herz genauso gebrochen wie meins.
    »Shahar.« Ich ballte meine Fäuste. »Tu das nicht. Egal, was du mir gegenüber empfindest, Deka ist dein Bruder …«
    »Und ich bin schon großzügig, ihn am Leben zu lassen«, fuhr sie mich an. Sie entfernte sich von uns und setzte sich auf den Hocker. Da war sie, selbstsicher und unerbittlich. Ihre schlanke Gestalt eingetaucht in Eiswasserlicht. »Er hat gerade angedeutet, dass ich das Oberhaupt dieser Familie töten soll. Ofenbar braucht er die Einschränkungen eines wahren Siegels, damit er keinen weiteren Verrat planen kann.«
    »Und das hat nichts damit zu tun, dass ich deinen kleinen Bruder bumse und nicht dich …« Ich ballte meine Fäuste. Ich machte einen Schritt nach vorne und wollte …  Götter, ich weiß es nicht. Ihren Arm greifen und dafür sorgen, dass sie wieder zu Verstand kam? Ihr ins Gesicht brüllen? Sie erstarrte, als ich näher kam. Das Siegel auf ihrer Stirn verwandelte sich in weißes Licht. Ich wusste, was das bedeutete. Ich hatte den stechenden Schmerz der Peitsche zu oft in der Vergangenheit gespürt. Doch das war eine sterbliche Lebensspanne her. Ich war nicht darauf vorbereitet, als ein Schlag reiner Magie mich quer durch das Zimmer warf.
    Es brachte mich nicht um. Es war nicht einmal besonders schmerzhaft im Vergleich zu der Qual, die Ka’hels Enthüllungen ausgelöst hatte. Ich fand es nur lustig –  sogar jetzt, als ich benommen dort lag und versuchte, mich aufzurichten –, dass Shahars Siegel mich erst jetzt in meiner nutzlosen, sterblichen Form als Bedrohung behandelte. Als Gott hatte sie sich nie wirklich vor mir gefürchtet.
    Die Explosion hatte mich kopfüber gegen das Fenster geschleudert. Ein vorüberschwimmender Tintenfisch schien von den Schnürsenkeln am Fenster fasziniert zu sein.
    Deka zog mich hoch. »Sag mir, dass mit dir alles in Ordnung ist.«

    »Bestens«, sagte ich benommen. Meine Knie schmerzten wieder mehr, und mein Rücken schien mich umbringen zu wollen. Doch ich weigerte mich, das zuzugeben. Ich blinzelte. Es gelang mir, Shahar ins Auge zu fassen. Sie schwebte halb stehend über ihrem Sitz. Ihre Augen waren weit aufgerissen, ihr Blick entsetzt. Dadurch fühlte ich mich wenigstens etwas besser. Sie hatte es nicht so gemeint.
    Deka allerdings meinte das, was er vorhatte, sehr ernst. Er ließ mich los und stand auf. Ich spürte den schwarzen Impuls seiner Magie, die so schwer war wie die Magie der Götter. Er drehte sich um und sah seine Schwester an. Für einen Moment dachte ich, dass ich ein Zischen in der Luft widerhallen hörte.
    »Deka«, fing sie an.
    Er sprach ein Wort, das in der Luft knallte und Donner nach sich zog. Sie schrie auf, wölbte sich rückwärts und schlug sich beide Hände vor die Stirn. Dabei fiel sie halb über ihren Sitz. Kurz darauf rappelte sie sich wieder hoch. Blut lief über ihre Finger und ihr Gesicht. Sie senkte eine zitternde Hand. Ich sah die ofene, verkohlte Wunde, dort, wo ihr Halbsiegel gewesen war.
    »Mutter ist eine Närrin«, sagte Deka. Seine Stimme war hohl und kalt. »Ich liebe dich, und sie glaubt, dass dich das vor mir schützt. Doch ich würde dich lieber höchstpersönlich töten, als zuzusehen, wie du zu der Art Monster wirst, für deren Schaffung diese Familie berüchtigt ist.« Er streckte seinen rechten Arm stocksteif nach vorne. Seine Hand hing lose herab, und seine Finger streichelten die Luft liebevoll. Ich erinnerte mich an die Bedeutung der Markierungen auf diesem Arm, und mir wurde klar, dass er sie wirklich töten wollte.
    »Deka …« Shahar schüttelte den Kopf und versuchte, das Blut aus ihren Augen zu entfernen. Sie sah aus wie das Opfer einer Katastrophe, obwohl die Katastrophe noch gar nicht zugeschlagen hatte. »Ich wollte nicht … Si’eh, ist mit ihm alles … Ich kann nichts sehen.«

    Ich berührte Dekas anderen Arm und stellte fest, dass seine Muskeln steinhart waren. Macht prickelte unter meinen Fingerspitzen durch sein Hemd hindurch. »Deka. Nicht.«
    »Du würdest dasselbe tun, wenn du noch könntest«, fuhr er mich an.
    Ich dachte darüber nach. Er kannte mich so gut. »Stimmt. Aber für dich wäre es falsch.«
    Er drehte seinen Kopf schlagartig zu mir herum. »Was?«
    Ich seufzte und stellte mich vor ihn,

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