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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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obwohl die Macht, die sich um ihn herumwand, warnend gegen meine Haut drückte. Schreiber waren keine Götter. Doch Deka war nicht nur ein Schreiber. Als Gottbruder berührte ich seinen Arm und führte diesen langsam und bestimmt wieder zurück an seine Seite. Gesten waren eine Form der Kommunikation. Meine sagte: Hör mir zu. Seine Kraft zog sich zurück, um meinen Vorschlag zu überdenken. Ich sah, wie sich seine Augen weiteten, als ihm klar wurde, was ich getan hatte.
    »Sie ist deine Schwester«, sagte ich. »Du bist stark, Deka, so stark. Sie sind töricht zu vergessen, dass auch du ein Arameri bist. Mord liegt dir im Blut. Doch ich kenne dich. Wenn du sie tötest, wird es dich zerstören. Das kann ich nicht zulassen.«
    Er starrte mich an und zitterte vor widerstreitenden Gefühlen. Niemals zuvor habe ich so todbringenden Zorn vermischt mit liebender Trauer gesehen. Doch ich glaube, so muss Itempas sich gefühlt haben, als er Enefa tötete. Diese Art Wahnsinn kann wohl nur durch Zeit und Besinnung geheilt werden, obwohl es dann meist zu spät ist.
    Doch er hörte auf mich und ließ die Magie fahren.
    Ich wandte mich an Shahar, die endlich das Blut aus ihren Augen entfernt hatte. Dem Ausdruck auf ihrem Gesicht nach zu urteilen, war ihr gerade erst klar geworden, wie nahe sie dem Tod gewesen war.
    »Wir gehen«, sagte ich. »Ich jedenfalls werde gehen. Und ich
werde Deka bitten, mich zu begleiten. Wenn du beschlossen hast, dass wir deine Feinde sind, können wir nicht hierbleiben. Wenn du klug bist, lässt du uns in Ruhe.« Ich seufzte. »Du bist heute nicht sehr klug gewesen, doch ich vermute, das ist ein einmaliger Ausrutscher. Ich weiß, dass du irgendwann zur Vernunft kommen wirst. Ich habe nur keine Lust, darauf zu warten.«
    Dann nahm ich Dekas Hand und sah zu ihm auf. Sein Gesicht war ausdruckslos geworden. Er wusste, dass ich recht hatte. Doch ich würde ihn nicht drängen. Er hatte zehn Jahre versucht, zu seiner Schwester zurückzukehren. Sie hatte das in zehn Minuten zunichtegemacht. So etwas war für keinen Sterblichen leicht zu ertragen. Allerdings auch nicht für einen Gott.
    Dekas Hand drückte meine, und er nickte. Wir wandten uns um und wollten das Audienzzimmer verlassen. Shahar stand hinter uns. »Wartet«, sagte sie. Wir beachteten sie nicht.
    Als ich die Tür öfnete, änderte sich allerdings alles.
    Überrascht blieben wir stehen. Wir hörten den Lärm vieler lauter und zorniger Stimmen. Jenseits des Hauptfurs erspähte ich herumrennende Soldaten. Ich hörte Schreie. Direkt vor uns stand Morad mit zornrotem Gesicht. Sie schrie die Wachen an, die ihre Piken vor dem Zimmereingang gekreuzt hatten. Als die Tür sich öfnete, erschraken die Wachen. Morad packte eine der Piken und riss sie der Wache fast aus der Hand, bevor der Mann fuchte und fester zufasste.
    »Wo ist Shahar?«, verlangte sie zu wissen. »Ich muss sie sehen.«
    Shahar kam hinter uns herbei. Man konnte Morads Gemütszustand daran ermessen, dass sie angesichts des blutigen Gesichts der Erbin keine Miene verzog. »Was ist passiert, Morad?« Ich hörte, wie dünn der Schleier der Ruhe war, der über Shahars Stimme lag. Sie hatte sich wieder im Grif, wenn auch nur mit Mühe.
    »Maskierte haben Schatten angegrifen«, sagte Morad.
    Wir standen da und schwiegen vor Verblüfung. Hinter ihr kam
eine Truppe Soldaten um die Ecke und rannte auf uns zu. Wrath war hinter ihnen und schritt mit der unheilvollen Entschlossenheit eines Generals einher, der sich auf den Krieg vorbereitet. Um uns herum spürte ich ein hohles Brummen, als ob die von Dekas Schreibern installierte Schutzmagie zum Leben erwachte. Siegel für die Tore, unsichtbare Wände, um fremde Magie fernzuhalten, und wer wusste was noch.
    »Wie viele Maskierte?«, fragte Shahar. Sie sprach jetzt lebhafter und war ganz bei der Sache.
    Nachdem das Schlimmste vorüber war, würde ich mich an diesen Moment erinnern. Ich würde die falsche Ruhe auf Morads Gesicht sehen, die wahre Angst in ihrer Stimme hören, und sie würde mir noch mehr leidtun. Eine Dienerin und eine Königin waren als Sterbliche und Gott dem Untergang geweiht. Einige Dinge waren unvermeidbar.
    »Alle«, sagte Morad.

20
    Asche, Asche,
wir alle fallen … hinunter!
     
    E s war die Stille, die sie so beängstigend machte. Einfach war es nicht, die Straßen der Stadt und Menschenmengen durch eine Beobachtungssphäre zu betrachten. Sphären waren so konstruiert, dass sie Gesichter in ihrer Nähe darstellten, nicht

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