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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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hierbleiben?«
    Ich stöhnte und legte meine Hände auf den Kopf. Meine Finger verfingen sich in all dem ungewollten Haar. »Ich weiß es nicht, Shahar. Ich kann gerade nicht denken. Das ist alles ein bisschen viel, verstehst du?«
    Sie seufzte. Ich spürte, wie sie sich an meine Seite am Fenster begab und Nachdenklichkeit ausstrahlte. »Du kannst heute Nacht in Dekas Zimmer schlafen. Morgen früh spreche ich mit Mutter.«
    So betäubt war ich in meiner Seele, dass es mich nicht halb so sehr berührte, wie es sollte. »Gut«, sagte ich. »Von mir aus. Ich versuche, ihn nicht aufzuwecken, während ich auf und ab renne und heule.«
    Es gab einen kurzen Moment der Stille. Doch das erregte meine Aufmerksamkeit nicht so sehr wie die Wellen des Schmerzes, die der Stille folgten. »Deka ist nicht hier. Du hast das Zimmer für dich alleine.«
    Ich sah sie stirnrunzelnd an. »Wo ist er?« Dann dämmerte es mir: Arameri. »Tot?«
    »Nein.« Sie sah mich nicht an, und ihr Ausdruck veränderte sich nicht. Dennoch wurde ihre Stimme scharf und verächtlich ob meiner Annahme. »Er ist in der Literia, der Hochschule der Schreiber. In Ausbildung.«
    Ich zog beide Augenbrauen hoch. »Ich wusste nicht, dass er ein Schreiber werden wollte.«
    »Das wollte er ursprünglich auch nicht.«

    Dann verstand ich. Arameri, ja. Wenn es mehr als einen potenziellen Erben gab, musste die Familie sie nicht in einem Kampf auf Leben und Tod gegeneinanderstellen. Sie konnte beide am Leben erhalten, wenn sie einen auf eine ofensichtlich untergeordnete Position setzten. »Er soll also euer Erster Schreiber werden.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Wenn er gut genug ist. Es gibt keine Garantie dafür. Er wird sich, wenn er zurückkehrt, beweisen müssen. Falls er zurückkehrt.«
    Mir wurde klar, dass noch mehr dahintersteckte. Es faszinierte mich so sehr, dass ich meine eigenen Sorgen für einen Moment vergaß. Ich wandte mich ihr stirnrunzelnd zu. »Die Schreiberausbildung dauert Jahre«, sagte ich. »Normalerweise zehn oder fünfzehn.«
    Sie drehte sich um und schaute mich an. Der Ausdruck, der in ihren Augen stand, ließ mich zurückzucken. »Ja. Deka ist die letzten acht Jahre in Ausbildung gewesen.«
    O nein! »Vor acht Jahren …«
    »Vor acht Jahren«, sagte sie in demselben abgehackten, scharfen Ton, »haben du, ich und Deka einen Freundeseid geschworen. Direkt im Anschluss hast du eine Eruption aus mächtiger Magie entfesselt, durch die die Nirgendwotreppe und das meiste des Unterpalastes zerstört wurden. Daraufhin bist du verschwunden und hast Deka und mich unter den Trümmern verschüttet zurückgelassen. Wir hatten mehr gebrochene als heile Knochen.«
    Entsetzt starrte ich sie an. Sie kniff die Augen zusammen und musterte mein Gesicht. Dann fackerte Verblüfung auf und verdrängte ihren Ärger etwas. »Du wusstest nichts davon.«
    »Nein.«
    »Wie konntest du das nicht wissen?«
    Ich schüttelte meinen Kopf. »Ich erinnere mich an nichts, nachdem wir uns an den Händen gefasst haben, Shahar. Aber … es war eine weise Entscheidung von dir und Deka, mich um meine
Freundschaft zu bitten. Eigentlich hättet ihr für alle Zeiten vor mir sicher sein müssen. Ich verstehe nicht, was geschehen ist.«
    Sie nickte langsam. »Sie haben uns aus den Trümmern gezogen und wieder zusammengefickt, bis wir fast wie neu waren. Doch ich musste Mutter von dir erzählen. Sie war wütend, dass wir etwas so Wichtiges geheim gehalten hatten. Außerdem war das Leben des Erben bedroht worden. Das bedeutete, dass jemand dafür verantwortlich gemacht werden musste.« Sie verschränkte die Arme und hielt ihre Schultern ein klein wenig steif. »Deka hatte weniger Verletzungen als ich. Unsere Vollblut-Verwandten ließen Andeutungen fallen, dass Deka –  nur Deka, niemals ich –  etwas getan haben könnte, um dich zu reizen. Sie haben ihn zwar nicht direkt beschuldigt, ein Gottkind als Mordwafe zu benutzen, aber …«
    Ich schloss meine Augen und verstand endlich, warum sie meinen Namen verfucht hatte. Zuerst hatte ich ihre Unschuld gestohlen und dann ihren Bruder. Sie würde mir nie wieder vertrauen.
    »Es tut mir leid«, sagte ich und wusste, dass das vollkommen unzureichend war.
    Erneut zuckte sie mit den Schultern. »War nicht dein Fehler. Ich sehe jetzt, dass es ein Unfall war.«
    Dann wandte sie sich ab und marschierte quer durch ihr Zimmer zu der Tür, die ihre Suite mit der verband, die einmal Dekarta bewohnt hatte. Sie öfnete die Tür, drehte sich um

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