Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
Vom Netzwerk:
verärgert seufzte, wurde mir klar, dass sie glaubte, ich hätte auf ihre Frage geantwortet. Ich unternahm eine heldenhafte Anstrengung und ergrif ihre Hand so fest ich konnte. Das schreckte sie auf. »Nein. Shahar, wie hast du mich hierhergebracht? Hast du Geschriebenes benutzt –  oder hast du einen Befehl ausgesprochen?«
    »Ich habe dich nicht hergeholt. Du bist einfach aufgetaucht.«
    »Nein, du hast dafür gesorgt, dass ich kam. Ich konnte es spüren  –  du hast mich aus ihm herausgezerrt …« Und o Dämonen, o Höllen, ich spürte, dass er kam. Seine Wut ließ das gesamte sterbliche Reich wie eine ofene Wunde pulsieren. Wieso spürte sie das nicht? Ich schüttelte ihre Hand, anstatt sie anzuschreien. »Du hast mich aus ihm herausgezerrt und er wird dich töten, wenn du mir nicht sofort sagst, was du getan hast!«
    »Wer … «, begann sie. Doch dann erstarrte sie. Ihre Augen weiteten sich, denn sogar sie spürte es jetzt. Natürlich spürte sie es, denn er war mit uns im Raum und nahm Gestalt an. Die schimmernden Wände wurden plötzlich dunkel. Die Luft zitterte und schwieg ehrerbietig.
    »Si’eh«, sagte der Lord der Finsternis.
    Ich schloss meine Augen und betete, dass Shahar weiterhin schwieg …
     
    »Hier«, sagte ich. Kurz darauf war er an meiner Seite. Die dahintreibende Dunkelheit seines Umhangs umfing ihn, als er sich hinkniete. Eiskalte Finger berührten mein Gesicht. Ich kämpfte gegen den Drang an, über meine eigene Begrifsstutzigkeit zu lachen. Mir hätte sofort klar sein müssen, was es zu bedeuten hatte, dass ich so kalt war.

    Er drehte mein Gesicht von einer Seite zur anderen und untersuchte mich mit mehr als nur seinen Augen. Ich ließ es zu, denn er war mein Vater und hatte das Recht, sich Sorgen zu machen. Doch dann ergrif ich seine Hand. Sie festigte sich bei meiner Berührung. Aus der endlosen Feuerstätte seiner Seele strömte Kraft in mich hinein. Ich atmete erleichtert aus. »Naha. Erzähl es mir.«
    »Wir fanden dich umhertreibend wie eine heimatlose Seele. Beschädigt. Yeine versuchte dich zu heilen, doch sie konnte es nicht. Ich nahm dich mit derselben Absicht in mich auf.«
    Und Nahadoths Mutterleib war ein kalter, dunkler Ort. »Ich fühle mich nicht geheilt.«
    »Das bist du auch nicht. Ich konnte keine Heilung für deinen Zustand finden und dich auch nicht erhalten.« Seine Stimme, die normalerweise keinen Tonfall hatte, wurde bitter. Es war Itempas’ Gabe, den Fortschritt auf Zeit basierender Vorgänge anzuhalten; Nahadoth hatte keinerlei Macht in dieser Richtung. »Das Beste, was ich tun konnte, war, dich sicher aufzubewahren, während Yeine nach einem Heilmittel suchte. Doch du wurdest mir entrissen. Zunächst hatte ich keine Ahnung, wohin du verschwunden warst …«
    Der Blick seiner dunklen, dunklen Augen hob sich und wanderte zu Shahar. Sie zuckte vernünftigerweise zusammen.
    Ich hatte keinen Grund, sie retten zu wollen –  außer meinem kindlichen Sinn für Ehre. Ich hatte ihr die Unschuld geraubt –  ich schuldete ihr etwas. Und auch wenn es irgendwie furchtbar schiefgegangen war, hatte ich einen Eid geschworen, ihr Freund zu sein. Also setzte ich mich vorsichtig auf und achtete darauf, nicht in seine Sichtlinie zu geraten. Dort war es niemals sicher. Dennoch reichte es, seine Aufmerksamkeit zu erregen. »Naha, egal, was sie getan hat, sie hat es nicht mit Absicht gemacht.«
    »Ihre Absichten sind egal«, sagte er sehr leise. Er wandte den Blick nicht von ihr. »Als du mir entrissen wurdest, fühlte sich das sehr wie die Tage unserer Gefangenschaft an. Ein Ruf, den
man nicht ignorieren und dem man sich auch nicht widersetzen konnte.«
    Shahar gab ein leises Geräusch von sich. Es war nicht einmal ein Wimmern. Doch Nahadoths Ausdruck wurde scharf und hungrig. Ich konnte ihm seinen Ärger nicht übelnehmen, aber Shahar war nicht wie die alten Arameri; man hatte ihr nicht die Gepfogenheiten der Götter beigebracht. Ihr war nicht bewusst, dass ihre Angst ihn dazu aufstacheln konnte, anzugreifen. Die Nacht war die Zeit der Raubtiere, und sie verhielt sich zu sehr wie Beute.
    Noch bevor mir etwas einfiel, wie ich ihn ablenken konnte, geschah das Schlimmste: Sie sprach.
    »L-Lord Nahadoth«, sagte sie. Ihre Stimme zitterte. Er beugte sich weiter zu ihr hinüber, und sein Atem ging schneller. Das Zimmer wurde noch dunkler. Dämonenscheiße. Doch zu meiner Überraschung atmete sie einmal tief durch, und ihre Angst schwand. »Lord Nahadoth«, sagte sie

Weitere Kostenlose Bücher