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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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würde mich immer lieben; selbst dann noch, wenn ich nicht länger ihr kleiner Junge sein konnte. Ich senkte meinen Blick und schämte mich dafür, dass ich ihr Itempas’ Zuneigung geneidet hatte.
    »Es gibt einige Überlebende«, sagte ich leise. »Sie …« Ich
atmete tief durch. Was würde ich ohne sie tun? Dann wäre ich wirklich allein … Doch ich würde das Richtige tun. Das hatten sie verdient, meine treuesten Freunde. »Würdest du mir helfen, Yeine? Bitte.«
    »Natürlich.« Sie schloss ihre Augen. Einer nach dem anderen verschwanden die Planeten, die immer noch um die Sonnensphäre schwebten, und auch einige vom Boden. Ich folgte ihr, so gut ich konnte, und beobachtete, wie sie jeden einzelnen sorgfältig dort wieder platzierte, wo ich ihn gefunden hatte: diesen hier in der Umlaufbahn um eine helle goldene Sonne, die entzückt war, ihn zurückzubekommen; jenen im Herzen einer Sternenkinderstube  –  umgeben von heulenden Miniplaneten und zischenden, übellaunigen Magnetaren –, wo er sich seufzend und resigniert dem Lärm hingab.
    Doch als Yeine nach der Sonnensphäre En grif, widersetzte diese sich. Überrascht öfneten wir beide unsere Augen und stellten fest, dass En ihre übliche gelbe Ballverkleidung abgeworfen hatte. Sie hatte begonnen, sich schnell zu drehen und zu brennen. Dabei verausgabte sie sich gefährlich, denn ich konnte sie nicht wieder aufrischen. Bei diesem Tempo würde sie innerhalb von Minuten wie der Rest untergehen und sterben.
    »Was zur Hölle machst du da?«, verlangte ich zu wissen. »Lass das, du bist ungezogen.«
    Als Antwort raste sie pfeilschnell von ihrem angestammten Platz zu mir herüber und traf mich in den Bauch. Überrascht machte ich »Uf« und schlang refexartig meine Arme um sie. Dabei spürte ich ihren Zorn. Wie konnte ich es wagen, sie fortzuschicken? Sie war älter als die meisten meiner Geschwister –  war sie nicht immer für mich dagewesen, wenn ich sie gebraucht hatte? Sie würde sich nicht wie ein in Ungnade gefallener Diener fortschicken lassen.
    Ich berührte ihre heiße blassgelbe Oberfäche und versuchte, nicht zu weinen. »Ich kann mich nicht länger um dich kümmern«,
sagte ich. »Verstehst du das nicht? Wenn du bei mir bleibst, wirst du sterben.«
    Dann würde sie eben sterben. Es wäre ihr vollkommen egal zu sterben, vollkommen egal.
    »Sturer Ball aus heißer Luft!«, brüllte ich –  doch Yeine berührte meine Hand, die auf Ens Wölbung lag. In dem Moment leuchtete En noch heller; Yeine nährte sie, da ich es nicht konnte.
    »Ein wahrer Freund«, sagte sie sanft mit leichtem Tadel, »ist etwas, das man wie einen Schatz hüten muss.«
    »Nicht bis zum Tode«, erwiderte ich und sah sie Unterstützung heischend an. »Yeine, bitte, das ist verrückt. Schick sie fort.«
    »Soll ich ihr ihren Wunsch versagen, Si’eh? Sie dazu zwingen, das zu tun, was du willst? Bin ich jetzt schon Itempas?«
    Bei diesen Worten kam ich ins Stocken und schwieg, denn sie kannte natürlich den Ärger, den ich vorher empfunden hatte. Vielleicht hatte sie sogar von meiner Anwesenheit gewusst und davon, dass ich ihr und Itempas nachspioniert hatte, bis ich davonstolziert war. Ich kauerte mich zusammen, weil ich mich schämte –  und dann schämte ich mich der Tatsache, dass ich mich schämte.
    »Du benutzt Zwang, wenn er dir dienlich ist«, murmelte ich und versuchte, meine Scham mit Missmut zu tarnen.
    »Und wenn ich muss, ja. Aber es dient mir jetzt nicht.«
    »Ich will nicht noch mehr Tode auf dem Gewissen haben«, sagte ich sowohl zu ihr als auch zu En. »Bitte, En. Ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren. Bitte!«
    En –  dieser dämonenscheißende, lichtfurzende Gassack –  wurde als Antwort rot und blähte sich mit jeder Sekunde, die verging, weiter auf. Sie sammelte sich, um zu explodieren; als ob das irgendwie besser wäre, als zu verhungern! Ich stöhnte.
    Yeine rollte mit den Augen. »Ein Trotzanfall. Na ja, bei deinem Einfuss war das wohl zu erwarten, aber mal im Ernst …« Sie schüttelte den Kopf und setzte sich auf ihre Fersen. Dabei
sah sie sich nachdenklich um. Ihre Augen verdunkelten sich kurz und nahmen statt des üblichen Blassgrüns die dunkle, schattenumforte Farbe eines dichten, nassen Waldes an. Dann war die Modellkammer plötzlich leer. All meine toten Spielzeuge waren verschwunden. En ebenfalls, was ich plötzlich bedauerte.
    »Ich werde den Rest sicher für dich aufbewahren«, sagte sie zu mir. Dabei strich sie mir

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