Rivalin der Götter erbin3
mit der Hand übers Haar, wie sie es immer getan hatte. Ich schloss meine Augen und entspannte mich bei der tröstlichen Vertrautheit.
Für einen Moment tat ich so, als ob ich immer noch klein und alles gut war. »Bis du sie wieder zurückholen und selbst nach Hause schicken kannst.«
Ich atmete aus. Trotz der Bitterkeit, die ihre Worte in mir ausgelöst hatten, war ich dankbar. Es schmerzte sie, tote Dinge wieder zum Leben zu erwecken, denn es war wider ihre Natur und widersprach dem Zyklus, den Enefa zu Beginn des Lebens bestimmt hatte. Doch … Ich leckte mir über die Lippen. »Yeine … das, was mit mir geschieht …«
Sie seufzte und sah besorgt aus. Zu spät wurde mir klar, dass ich gar nicht erst hätte fragen müssen. Wenn sie die Macht hätte, meine Verwandlung in einen Sterblichen rückgängig zu machen, würde sie sie anwenden, gleich, welchen Schaden es ihr zufügte. Doch was genau hatte es zu bedeuten, wenn die Göttin, die die uneingeschränkte Macht über Sterblichkeit hatte, nicht in der Lage war, meine auszulöschen?
»Wenn ich älter wäre«, sagte sie. Ich fühlte mich schuldig, weil ich der Grund war, dass sie an sich zweifelte. Sie senkte ihren Blick und sah so klein und verletzlich aus wie das sterbliche Mädchen, das sie darstellte. »Wenn ich mich selbst besser kennen würde, könnte ich vielleicht eine Lösung finden.«
Ich seufzte und legte mich auf die Seite. Dabei legte ich meinen Kopf in ihren Schoß und schob mein Haar ungeschickt aus dem Weg. »Das Ganze liegt möglicherweise außerhalb unserer
Macht. Es ist sinnlos, gegen etwas anzurennen, das man nicht aufhalten kann.« Ich machte ein finsteres Gesicht. »Dann wärest du Itempas.«
»Nahadoth ist unglücklich«, sagte sie. Ich nahm an, dass sie das Thema wechseln wollte.
Ich seufzte. »Nahadoth ist überfürsorglich.«
Erneut streichelte sie mein Haar. Dann hob sie die verfilzte Masse und begann, sie mit den Fingern zu kämmen. Ich schloss meine Augen und fühlte mich durch die rhythmischen Bewegungen beruhigt. »Nahadoth liebt dich«, sagte sie. »Als wir dich in diesem … Zustand … fanden, gab er sich solche Mühe, dich wiederherzustellen, dass es ihm selbst schadete. Und dennoch …« Sie hielt inne. Ihre Anspannung ließ die Luft zwischen uns förmlich knistern.
Ich runzelte die Stirn wegen ihrer Beschreibung von Nahadoths Verhalten und ihrem Zögern. »Was ist?«
Sie seufzte. »Ich bin mir nicht sicher, ob du dabei vernünftiger sein kannst als Naha.«
»Wobei, Yeine?« Doch dann verstand ich – und genau, wie sie vorhergesagt hatte, wurde ich unvernünftigerweise zornig. »O Götter und Dämonen, nein! Nein, das tust du nicht. Du wirst nicht mit Itempas reden.«
»Veränderungen zu widerstehen ist seine Natur, Si’eh. Er ist vielleicht in der Lage, das zu tun, was Naha nicht tun konnte: dich zu stabilisieren, bis ich eine Heilung gefunden habe. Oder wenn wir uns wieder als die Drei zusammenfinden …«
»Nein! Dafür müsstest du ihn freilassen!«
»Ja, um deinetwillen.«
Ichsetztemich auf undsahsieböse an. »Das … ist … mir … egal.«
»Ich weiß. Nahadoth zu meiner Überraschung auch.«
»Naha…« Ich blinzelte. »Wie bitte?«
»Er würde alles tun, um dich zu retten. Alles, außer dem einen, das wirklich eine Aussicht auf Erfolg hätte.« Schlagartig war auch
sie zornig. »Als ich ihn gefragt habe, sagte er, er würde dich lieber sterben lassen.«
»Gut! Er weiß, dass ich lieber sterben würde, als diesen Bastard um Hilfe zu bitten! Yeine …«Ich schüttelte den Kopf und presste die Worte dennoch hervor. »Ich weiß, warum du dich zu ihm hingezogen fühlst, obwohl ich es hasse. Liebe ihn, wenn es sein muss, aber erbitte nicht dasselbe von mir!«
Sie starrte wütend zurück, doch ich machte keinen Rückzieher. Nach einer Weile seufzte sie und wandte den Blick ab. Ich hatte recht, und sie wusste es.
Sie war noch so jung, so sterblich. Sie kannte die Geschichte, aber sie war nicht dort gewesen, um zu sehen, was Itempas Nahadoth und dem Rest der Enefadeh angetan hatte. Sie lebte mit den Nachwirkungen – so wie wir alle, und so, wie jedes Lebewesen im Universum bis ans Ende der Zeit –, doch das war etwas anderes, als alles direkt miterlebt zu haben.
»Du bist genauso schlimm wie Nahadoth«, sagte sie schließlich mehr besorgt als verärgert. »Ich bitte euch nicht darum, ihm zu vergeben. Wir alle wissen, dass es für seine Taten keine Vergebung gibt. Man kann die
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